Darum gehts
- Joshua Amissah aus Winterthur ZH gehört zu den «30 under 30 Europe» von «Forbes»
- Sein Bildband «Black Masculinities» zeigt sensiblere Seiten schwarzer Männlichkeit
- Amissah wurde aus 11'000 Bewerbungen für die «Forbes»-Liste ausgewählt
Sein Name steht jetzt auf einer der wichtigsten Listen der Welt: Joshua Amissah (29) aus Winterthur ZH gehört zu den «30 under 30 Europe» des US-Magazins «Forbes» – ausgezeichnet in der Kategorie Art & Culture. Die Liste feiert junge Menschen, die mit ihrer Arbeit neue Wege gehen.
Amissah tut genau das. Der Autor, Kurator und Kunstvermittler sorgte mit seinem Bildband «Black Masculinities» von 2021 für internationales Aufsehen. «Ich habe mich als queerer schwarzer Mann nie verstanden gefühlt», sagt Amissah zu Blick. «Was ich in Filmen, Medien oder Mode über uns gesehen habe, war oft aggressiv, kriminell, hypersexuell – das passte nicht zu mir. Und auch nicht zu vielen anderen.» Mit dem Buch will er solche Stereotypen aufbrechen. Auf über 300 Seiten versammelt er Arbeiten von 22 Künstlerinnen und Künstlern of Colour aus der ganzen Welt. Sie zeigen andere, sensiblere Seiten schwarzer Männlichkeit. Der Bildband wurde vom Verlag Hatje Cantz publiziert und war vor allem in den USA ein grosser Erfolg.
Mit Kunst gegen Diskriminierung
Amissah hat Diskriminierung schon früh erlebt. Als er noch klein war, rief ein Nachbar aus dem Fenster: «Geh wieder zurück, wo du hergekommen bist.» Dabei ist er in Schaffhausen geboren und spricht Schweizerdeutsch. Sein Vater kam mit einem Stipendium aus Ghana in die Schweiz und studierte Medizin, seine Mutter ist Schweizerin und arbeitet als Sozialpädagogin. «Ich bin mit Menschen aufgewachsen, die nicht die gleichen Chancen hatten wie andere», sagt er. Diese Erfahrungen mit Machtstrukturen und Ungleichheit prägen seine Arbeit.
Amissah studierte an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) und war anschliessend für Institutionen wie die documenta fifteen, das Aargauer Kunsthaus, «Vogue» Germany, photo Schweiz, die Sammlung Boros und viele weitere tätig. «Schon bei der ‹Vogue› reinzukommen, ist schwierig», sagt er. «Es bewerben sich Hunderte.» Heute arbeitet er freiberuflich als Kurator und Autor, hält Vorträge an Universitäten und setzt sich für mehr Sichtbarkeit von schwarzen, queeren und weiblichen Perspektiven in Kunst und Kultur ein.
Kunst ist noch immer weiss und männlich
Dazu gehört auch die digitale Galerie Gaze Contemporary, die am 5. Mai 2025 offiziell startet. Sie soll eine faire Plattform bieten für Künstlerinnen und Künstler, die in traditionellen Museen oft unterrepräsentiert sind. «In der Kunstwelt sind die Wände immer noch weiss und männlich», sagt Amissah. Für ihn ist die Aufnahme in die «Forbes»-Liste eine wichtige Anerkennung. Sein Bildband wurde mit mehreren Preisen ausgezeichnet und nominiert, unter anderem vom Bundesamt für Kultur. «Ich wurde aus einem Pool von 11'000 Bewerbungen ausgewählt – ich habe echt nicht damit gerechnet. Das ist eine riesige Ehre», sagt er. Auf Instagram schreibt er: «We made it.»