Wenn Nik Thomi bei «Radio Energy» spricht, dann ist eigentlich bereits alles gesagt. Denn bis seine Worte in den Stuben der Zuhörer angekommen sind, dauert es exakt acht Sekunden. So viel Zeit benötigt nämlich das Radiosignal auf seinem Weg zum Hörer, wenn er das Programm via Internet empfängt. Schaltet er den Sender auf dem digitalen DAB+ ein, dann wären es sechs Sekunden – auf UKW gäbe es praktisch gar keine Verzögerung. Eigentlich. Denn inzwischen hören so viele Schweizer digital, dass «Energy» das Signal künstlich verzögert. Die 14-Uhr-Nachrichten beginnen im Studio um 13 Uhr, 59 Minuten und 52 Sekunden.
«Energy» war der erste Schweizer Sender, der sein Programm einheitlich verzögerte. Inzwischen tuns alle grossen Privatradios. Grossraumbüros, wo der eine via UKW und der andere via Computer hört, haben sie dazu gezwungen.
Befeuert hat die Umstellung die Quotenmessung: Eine Uhr am Handgelenk von mehreren Hundert Testpersonen hört mit, was gerade läuft. Damit sie das auch richtig zuordnen kann, war bis vor kurzem nur eine kleine Zeitverzögerung gestattet – Sender, die via Internet angewählt wurden, galten als ungehört. Heute kommt die Messuhr zwar mit Zeitverzögerungen bis zu 60 Sekunden zurecht, doch die Entwicklung war nicht mehr aufzuhalten.
Denn für die digitale Übertragung werden die Radio- und Fernsehsignale nicht nur in Nullen und Einsen zerlegt, sie werden auch mit bis zu 18 anderen Sendern vermischt. Die paketweise Übertragung spart Kosten und Bandbreite. Auch und gerade im digitalen Fernsehbereich.
Doch diese Technik kostet auch beim Fernsehen Zeit: Rund zwei Sekunden braucht ein reguläres digitales Fernsehsignal. Via Satellit sind es drei Sekunden, via SwisscomTV oder SunriseTV, die auf der Internet-Übertragungstechnik basieren, bis neun Sekunden.
Das Ganze multipliziert sich, wenn ein Signal mehrmals weitergegeben wird, wie bei der nächsten Fussball-WM. Bis zu drei Satelliten werden die Spiele aus Brasilien durchlaufen, bevor sie in der Schweiz ankommen. Schiesst unsere Nati ein Goal, erfahren wir das somit erst bis zu 18 Sekunden später.
Aber Hauptsache, sie schiessen Goals.