Anwalt Daniel Bleuer gab lange selber unentgeltlich Rechtsauskunft im St. Galler Verwaltungsgebäude. «Die Rechtsuchenden mussten stundenlang im überfüllten Warteraum warten, bevor sie mich während fünfzehn Minuten um Rat fragen konnten», erzählt er. Andere mussten gar ohne Infos wieder heim, weil kein Jurist mit dem entsprechenden Fachgebiet vor Ort war.
Zusammen mit Kollege André Hartmann entstand darum die Idee einer Plattform für unentgeltliche Rechtsauskunft. Diese ist seit kurzem unter www.unentgeltliche-rechtsauskunft.ch aufgeschaltet. Bereits haben sich rund 60 Juristen und Anwälte eingetragen und bieten Beratung an.
Wer eine Rechtsauskunft möchte, kann nach Fachgebiet und Region suchen und findet schnell passende Auskunftspersonen, bislang vor allem in den grösseren Städten. Die Anwälte haben entweder fixe Termine ausgeschrieben oder man kann mit einem Klick individuell anfragen.
Die kurze Rechtsberatung ist gratis
Angst vor einer dicken Rechnung muss man nicht haben. Die viertelstündige Beratung darf für den Ratsuchenden weder direkt noch indirekt Kosten nach sich ziehen. Allerdings wird in dieser kurzen rechtliche Zeit das Problem auch nicht gelöst, es geht darum, eine erste Orientierung zu erhalten, wie die Situation einzuordnen ist, wie man vorgehen könnte, wie lange das dauert und was die Kosten sind.
«Wir hoffen, dass so die Hemmschwelle heruntergesetzt wird, einen Anwalt zu kontaktieren», sagt Bleuer. Auch weil ein individueller Termin mehr Privatsphäre bietet als eine öffentliche Sprechstunde. Die Digitalisierung verhelfe auch zu mehr Transparenz im Anwaltsmarkt.
Finanziert wird das Portal übrigens bisland privat. Für Rechtssuchende soll es auch gratis bleiben, die Anwälte dagegen werden wohl in Zukunft eine Gebühr bezahlen müssen für die Nutzung des Online-Buchungstools. Das Anwaltsverzeichnis wird aber auch in Zukunft kostenlos bleiben.