Künstliche Intelligenz bietet viele Chancen – aber leider hat sie auch Missbrauchs-Potenzial. Die Stichwörter sind hier Fake-News, Krypto-Scams oder Sextortion (ein Kofferwort aus Sex und englisch extortion‚ auf Deutsch: Erpressung).
Mit der Kampagne «What the Fake» macht eine Ausstellung in Olten SO auf die wachsende Gefahr durch KI-generierte Deepfakes und Sextortion aufmerksam. Ausgangspunkt ist ein täuschend echt inszenierter Mock-up-Account von Podcasterin Gülsha Adilji (39) im Stil von Onlyfans. Die Bilder wirken suggestiv, sind aber vollständig mit künstlicher Intelligenz erstellt – kein einziges davon ist real.
«Ich finde es wichtig, auf das Thema Sextortion und Missbrauch aufmerksam zu machen», sagt Adilji. «Vor allem, da es auch viele junge Frauen betrifft – nicht nur Prominente.» Auch von ihr würden immer wieder Fakes kursieren.
Hinter der Aktion steht Anja Lapcevic (37) vom Conscious Influence Hub: «Oft scrollen wir schneller, als wir nachdenken. Mit ‹What the Fake› möchten wir Menschen zum Nachdenken bringen, sie sensibilisieren und ihnen die Gefahren von KI-Content, insbesondere im Kontext von Erpressung mit Fake-Nacktfotos, aufzeigen. Ich bin unglaublich dankbar, dass Gülsha und so viele grossartige Menschen Teil dieses Projekts sind.»
Gülsha Adilji liess sich nur mit Tricks ausziehen
Die Ausstellung macht sichtbar, wie leicht sich Bilder mit KI manipulieren lassen – von harmlosen Selfies über inszenierte Demos bis hin zu Fake-Kriegsbildern.
Ausgangspunkt sind Originalbilder aus dem Ringier-Bildarchiv, die durch den Zürcher Künstler Basil Stücheli (49) mit KI verfremdet wurden. So entstehen Bildpaare: echt und künstlich, dokumentarisch und inszeniert, vertraut und verfremdet. Stücheli erklärt, wie schwierig es war, Gülsha Adilji mit KI «auszuziehen». Denn viele Online-Bildtools haben – zum Glück – eine Nacktsperre drin. «Aber mit einem lokalen KI-Modell auf meinem Computer gings dann doch», sagt Stücheli. Das zeige, dass jeder Hürden umgehen kann – wenn auch mit ein wenig Aufwand.
«Wegen KI werden auch authentische Bilder angezweifelt»
Das Ziel: Sensibilisierung. Besucherinnen und Besucher sollen lernen, die Mechanismen visueller Manipulation zu erkennen, Fake-Bilder kritisch zu hinterfragen und dadurch bewusster mit digitalen Inhalten umzugehen.
Das echte Gülsha-Adilji-Bild im Pulli stammt übrigens von «Schweizer Illustrierte»-Fotograf Geri Born (66). Für die Existenz des Magazins sei es zentral, dass die publizierten Bilder absolut authentisch und glaubwürdig seien. «Das Fluten des Bildermarkts mit gefakten Bildern führte dazu, dass heute auch authentische Bilder angezweifelt werden», sagt Born. «Dass man nicht mehr glauben will, was man sieht. Das Verbreiten von Informationen, denen man nicht mehr Glauben schenken kann, verträgt sich nicht mit meiner Ethik. Ich fühle mich heute wieder stark zu der analogen Schwarz-Weiss-Fotografie hingezogen, um da wieder einen Gegenpunkt zu setzen.»
Die Ausstellung gibts im «realen Leben» in Olten entlang des Ländiwegs – und im Internet unter wtfake.ch. Dort können Userinnen und User auch den Test machen, ob sie echte Bilder von KI-Fakes unterscheiden können.