Ich sah Will.i.am bei der Gesangsprobe zu. «Bild»-Chefredaktor Kai Diekmann beim Waldspaziergang. Und Twitter-Chef und Hobby-Imker Dick Costolo beim Bienenzüchten. Und das nicht zeitversetzt wie auf Youtube – sondern live. Möglich machen es neu die Apps Meerkat und Periscope (die bereits von Twitter aufgekauft wurde).
Ältere Leser werden jetzt: «Pff» denken. Denn richtig: Echtzeit-Video-Apps sind nichts Neues. «Qik» konnte 2008 schon vom Handy ins Netz übertragen – damals noch mit dem Nokia N95. Doch das war exotisch.
Heute ist dank der Verbreitung von Twitter und Smartphones sichergestellt, dass sogar einige Leute zusehen. Das System ist simpel: Ein Klick und die App informiert Freunde direkt oder via Tweet, dass man auf Sendung ist. Freunde können sich via Desktop-Browser oder Handy-App in den Livestream einklinken, zuschauen – und per integriertem Chat Nachrichten schicken. Etwa um Fragen zu stellen.
In unserem Test erwies sich das als tricky, da die sendende Person während des Sprechens gleichzeitig die bloss kurz aufploppenden Fragen mitlesen muss.
So hoch der Spassfaktor aber ist, so unverständlich ist uns, warum sich beide Apps aufs – vor allem in der Schweiz – kleine Twitter-Publikum beschränken. Mit Facebook hätte man eine ungleich grössere Reichweite. Zudem gibt es sie noch nicht für Android, sondern sie laufen erst auf dem iPhone – wenigstens offiziell.
Und da wäre noch ein Problem, das sich seit 2008 nicht merklich geändert hat: die Qualität der Inhalte. Die Chance, zufällig über ein filmisch interessantes Ereignis zu stolpern, ist verschwindend klein. Darum haben die meisten Videos noch Test-Charakter mit dürftigem Unterhaltungswert. Trotzdem sind wir gespannt, welche App sich durchsetzt.
Meerkat | Periscope | |
Playback | Nein | Ja |
Terminierung | Ja | Nein |
Live-Chat | Ja | Ja |
Verzögerung | 10–20 Sek. | Fast keine |
Gamification | Punkte / Leaderboard | Herzchen schicken |
Zuschauerzähler | Ja | Ja |
Twitter-Integration | Teilweise | Vollständig |