Angespielt: Torment – Tides of Numenera
Ein Spiel wie eine ganze Bibliothek

Das 1999er-Game «Planescape Torment» zählt auch heute noch zu den bestgeschriebenen Spielen. Dank einer Kickstarter-Sammelaktion erscheint demnächst der inoffizielle Nachfolger «Torment – Tides of Numenera». Wir haben die bereits erhältiche Beta angespielt.
Publiziert: 17.02.2016 um 17:14 Uhr
|
Aktualisiert: 30.09.2018 um 21:51 Uhr
1/7

Übersicht
Mit 4,1 Millionen Dollar war «Torment – Tides of Numenera» im März 2013 das bis dato erfolgreichste über Kickstarter finanzierte Spiel. Kein Wunder: Schliesslich basiert die Idee auf «Planescape Torment», das dazumal mit 800’000 Worten im Script (rund 1600 vollgeschriebene A4-Seiten) eines der wortgewaltigsten Rollenspiele war. So verbrachte man anno 1999 einen Grossteil seiner Zeit damit, Texte zu lesen und zwischen verschiedenen Dialogoptionen auszuwählen. Jedoch war das Game so gut geschrieben, dass man trotz simpler Grafik schnell ins morbide Geschehen hereingezogen wurde. Nun ist die Beta da, die bereits über das Early-Access-Programm von Steam erhältlich ist. Und die hat es in sich.

Trailer zu «Torment – Tides of Numenera»
--:--
:Trailer zu «Torment – Tides of Numenera»

Gameplay
Die Beta bietet bereits einen erstaunlich grossen Umfang. Zwar trifft man auch relativ rasch auf Szenen, in denen nur steht, dass der nächste Abschnitt noch nicht entwickelt wurde und man sich den Inhalt einfach vorstellen soll. Trotzdem beinhaltet das Game nach der Einstiegsszene, die gleichzeitig als Charaktererschaffung dient, bereits eine ganze Stadt. Diese besteht aus mehreren über- und unterirdischen Umgebungen und lädt zum Erkunden ein. Dabei gibt es an allen Ecken und Enden Dinge über die fremde Welt zu erfahren. Die Stimmung ist nicht mehr so düster wie im Vorgänger, dafür umso eigenartiger und abgefahrener.

Ein grosser Teil des Spiels besteht wiederum aus zu lesenden Texten und Dialogen. Von diesen sind noch sehr wenig vertont. Für die finale Ausgabe sind noch zusätzliche Sprachaufnahmen geplant. Allerdings gilt: Wer nicht gerne liest, sollte einen weiten Bogen ums Spiel machen. Die Textblöcke sind gefühlt nochmals umfangreicher als im Urspiel. Kommt dazu, dass das Ganze momentan noch in relativ abgehobenem und ziemlich anspruchsvollem Englisch daher kommt. Für den Start ist aber eine deutsche Übersetzung geplant.

Wer aber des Englischen einigermassen mächtig ist, bekommt eine tolle Story serviert, die sich in den ersten Stunden um den Changing God (sich verändernder Gott), verschiedene Kulte, einen unschuldig zum Tode Verurteilten und um die Fortpflanzungsvarianten verschiedener Wesen dreht. Besonders letztes Beispiel zeigt, dass das Game auch witzig kann, besonders wenn der selbsterschaffene Held als Mensch ganz genau wissen will, wie sich denn die Menschen paaren.

Grundsätzlich basiert jeder Charakter auf drei Werten: Macht, Speed und Intellekt. Je nachdem, wie die Interaktionen mit anderen Figuren verläuft, muss man Proben machen. Dabei kann man mit Einsatz von Punkten die Möglichkeit vergrössern, die Probe zu schaffen. Wenn man zum Beispiel einem Gesprächspartner etwas klauen will, darf man Speed-Punkte einsetzen. Wenn man hingegen sich an eine Begebenheit erinnern will, kommt der Intellekt zum Einsatz. Problem ist: Gehen die Punkte aus, muss man sich nicht nur eine zu bezahlende Übernachtungsgelegenheit suchen, sondern hält auch in den Kämpfen weniger aus.

Die Kämpfe gehen ähnlich wie in anderen Retro-Rollenspielen im Stile von «Pillars of Eternity» über die Bühne. Die rundenbasierten Gefechte sind die bisher grösste Schwäche des Spiels. So sind die einsetzbaren Fähigkeiten relativ uninteressant und meist läuft es auf ein Hauen und Stechen heraus. Hierbei hilft aber, dass sich viele Kämpfe umgehen lassen – oder man sogar noch während des Kampfs mit den Gegnern kommunizieren und die Auseinandersetzung unter Umständen friedlich beilegen kann.

Fazit

Das Game befindet sich noch klar im Beta-Status – inklusive Bugs, mieser Performance und einem potthässlichen User-Interface. Wer das Ganze aber hinnimmt, kriegt schon mal einen umfangreichen Appetithappen. Und der macht mit seiner mysteriösen Welt und den toll geschriebenen Dialogen definitiv Lust auf mehr. Allerdings sollte man schon eine Leseratte sein, um «Torment – Tides of Numenera» geniessen zu können. Der finale Start ist im Verlaufe des aktuellen Jahres für PC, Mac und Linux geplant.

Das Game befindet sich noch klar im Beta-Status – inklusive Bugs, mieser Performance und einem potthässlichen User-Interface. Wer das Ganze aber hinnimmt, kriegt schon mal einen umfangreichen Appetithappen. Und der macht mit seiner mysteriösen Welt und den toll geschriebenen Dialogen definitiv Lust auf mehr. Allerdings sollte man schon eine Leseratte sein, um «Torment – Tides of Numenera» geniessen zu können. Der finale Start ist im Verlaufe des aktuellen Jahres für PC, Mac und Linux geplant.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?