Die USA sind führend in Wissenschaft, Musik, Film und Kunst. Weil ihre Gründerväter das Urheberrecht vor knapp 240 Jahren in der Verfassung verankerten. Ihre Idee war revolutionär: Geistige Leistung verdient Schutz und Einkommen. Wer kreativ mit dem Kopf arbeitet, soll damit reich werden können.
Besonders kompromisslos verteidigte Disney das Urheberrecht. Jahrzehntelang lobbyierte der Hollywoodriese für längere Schutzfristen. Wehe, jemand druckte Mickey Mouse ohne Lizenzvertrag auf ein T-Shirt. Prompt klopften Disneys Anwälte an.
Das ändert sich nun. Der Konzern hinter «Bambi», «Star Wars», Pixar und den Marvel-Superhelden investiert eine Milliarde Dollar in das KI-Unternehmen OpenAI. Weit wichtiger: Disney erlaubt OpenAI-Nutzern, mit seinen Figuren kurze Videos zu generieren.
Ausgerechnet Disney erkennt: In Zeiten künstlicher Intelligenz, in denen Inhalte permanent neu gemixt werden, lässt sich das klassische Urheberrecht kaum noch durchsetzen.
Für alle, die schreiben, zeichnen, fotografieren, tüfteln oder Filme drehen, ist das ein Epochenbruch. Die Frage lautet nicht mehr, ob ihre Inhalte kopiert werden dürfen, sondern: Wie lässt sich ohne greifendes Urheberrecht überhaupt noch Geld verdienen?
Disney skizziert einen Ausweg, zumindest für Grosskonzerne: Statt zu klagen wie etwa die New York Times Company, legt sich der Mickey-Mouse-Konzern mit dem vermeintlichen Feind ins Bett. Als Investor wettet er darauf, dass die Zukunft den KI-Firmen gehört. Wer aber keine Ikonen wie Mickey besitzt, schaut zu.