Wir wollten von unseren Leserinnen wissen: «Wie sicher fühlt ihr euch, wenn ihr nachts alleine unterwegs seid?» Der Grund: Am 3. März verschwand die 33-jährige Sarah Everard spurlos in London. Tage später wurde ihre Leiche gefunden. Der Fall löste in den sozialen Medien eine riesen Welle aus. Viele Frauen haben ihre Tipps und Erfahrungen geteilt, wie sie sich sicherer fühlen.
Heute erzählt M. K. ihre Geschichte:
«Das erste Mal, dass ich mich wirklich bedroht fühlte, war bei einem Sprachaufenthalt in Spanien. Ich war damals 19 Jahre alt und lebte einige Monate in Andalusien. Unsere Klasse hatte ein Treffen in einem Restaurant organisiert. Um ungefähr 24 Uhr wollte ich nach Hause gehen. Die anderen Kollegen wollten noch bleiben und leider war weit und breit kein Taxi da, deshalb ging ich zu Fuss.
Plötzlich bemerkte ich, dass ich nicht alleine war. Zuerst machte ich mir keine grossen Gedanken, dass jemand hinter mir lief, es war ja noch eine gewisse Entfernung da. Aber ich habe dies immer wieder kontrolliert. Da der Mann immer näher kam, wurde mir dies unheimlich, und ich hatte ein unwohles Gefühl.
Ich musste einen kleinen Berg hochlaufen und bog in die Seitenstrasse ab. Als der Mann dann auch diese Strecke nahm, wusste ich, dass es kein gutes Zeichen war. Da oben gab es nämlich nur sehr wenige Häuser.
Die Angst war wirklich schrecklich. Ich versuchte, mir nichts anmerken zu lassen und lief schneller. Bei der nächsten Kurve, als er mich nicht sehen konnte, gab ich wirklich Gas. Ich rannte den ganzen Weg zum Haus. Drinnen schaute ich aus dem Fenster und kontrollierte die Strasse. Ich sah ihn dann noch, wie er suchend die Strasse ablief und diese dann wieder runterging.
Es hat eine lange Zeit gedauert, bis ich wieder alleine wandern oder laufen ging. Aber natürlich laufe ich nicht alle Wege, die ich gerne würde. Wenn es zu einsam und abgelegen ist, lasse ich es sein. Ich fühle mich vor allem in bewaldeten oder einsamen Gebieten nicht sicher. Und ich gehe schon gar nicht mehr bei Dunkelheit aus dem Haus. Ausser, wenn ich einen Termin habe.
Ich glaube, dass die Angst immer ein Teil von meinem Leben sein wird, und ich versuche, damit so gut wie möglich umzugehen.»