Für Glaubens-Forscher ist der Fall klar: Der Mensch glaubt, weil er sich im Glauben geborgen und beschützt fühlt. So wie Eltern ihre Kinder beschützen, fühlen sich Gläubige davon beschützt, woran auch immer sie glauben, und haben gleichzeitig eine Quelle von Kraft, Mut und manchmal auch Inspiration.
Wir haben unsere Community gefragt: Kann man die Gründe für den Glauben so einfach beschreiben? Und glaubt auch ihr an etwas? Ganz grundsätzlich lässt sich sagen: Ein grosser Teil unserer Leserinnen und Leser hat sich dem christlichen Glauben verschrieben. Einerseits sind viele damit aufgewachsen, haben den Glauben quasi in die Wiege gelegt bekommen, und einfach damit gelebt. Auf der anderen Seite aber hat ein beachtlicher Teil unserer Community im erwachsenen Alter den Glauben (wieder)gefunden.
Dazu gehört Leserin Brigitte Tomasi. Sie hat erst mit 41 Jahren durch eine Freundin den katholischen Glauben für sich entdeckt. «Das ist das Beste, was mir hat passieren können», resümiert sie. «Der Glaube hilft mir in jeder Lebenssituation – auch wenn ich mal richtig verzweifelt bin. Dadurch fühle ich mich einfach nie allein.»
Leser Paul Bruderer, aufgewachsen in einem christlichen Umfeld, hat den Glauben als junger Mann verloren. «Weil ich dachte, dass der Glaube nichts mit der Wahrheit zu tun hat.» Wider Erwarten sei aber die Gewissheit über Gottes Existenz nach vielen Gesprächen vor gut 30 Jahren wieder zurückgekehrt. «Diese Gewissheit hat mich seither nicht mehr verlassen», schreibt er.
«Ich glaube nicht, ich weiss»
Leser Patric Berger glaubt auch nicht mehr. Deswegen ist er aber kein Atheist, im Gegenteil: «Ich weiss, dass es Gott gibt. Gott ist die Kreation. Der Mensch ist kein Zufall, es gibt einen Grund für unsere Existenz. Rein von der Logik her muss unser Leben einen Zweck haben und einen Sinn machen, ansonsten würden Regeln und Moral auch keinen Sinn ergeben.»
Auch David Ohnemus wird man von seinen Überzeugungen nicht mehr wegbringen: «Ich bin 33 Jahre alt und Pastor in einer Kirche. Mein Glaube dreht sich um das Leben und die Person Jesus Christus. Jener Mensch, der behauptete, Gott selbst zu sein. Dieser grossen Behauptung ging ich auf die Spur und erlebte sein Wirken in meinem persönlichen Leben.»
Leserin Natasha betrachtet die religiöse Glaubensfrage nüchterner. Sie ist Agnostikerin. «Ich glaube an Anthropozentrismus, also an die Freiheit des Menschen. Ich bin römisch-katholisch aufgewachsen, getauft und habe sogar kirchlich geheiratet. Nach der Scheidung bin aus der Kirche ausgetreten und habe mich endlich zu meiner Einstellung und dem Glauben bekannt.»
Noch einen Schritt weiter geht Leser Michael von Arx – er ist Atheist und schreibt: «Als Gottloser lebt es sich besser. Man ist von vielen Zwängen befreit und somit sieht man die Welt um einiges heiterer. Ich bereue nicht, nicht zu glauben.»
«Glaube an mich selber»
Und was ist mit dem nicht religiösen Teil der Community, der sich aber doch als gläubig bezeichnen würde? Auch sie haben sich bei Blick gemeldet. Beispielsweise Leser Domenig: «Die Natur ist für mich das Einzige ohne Widersprüche. Geht man mit offenen Augen durch die Natur, kann man sie verstehen und vieles daraus lernen. Alle sollen an das glauben, was für sie richtig erscheint. Für mich ist die Natur das höchste ohne Widersprüche. Wer die Natur beobachtet und sich danach verhält, macht in meinen Augen keine grossen Fehler.»
Den Abschluss macht Leser Marc Fellmann. Er schreibt mit Augenzwinkern: «Eigentlich bin ich reformiert, aber ich glaube an mich, und das ist schon anstrengend genug.»