Weihnachtsfeier ohne Partner
«Ich muss ständig erklären, warum ich noch Single bin»

Besonders zur Weihnachtszeit kommt gegenüber langjährigen Singles seitens Familie und Freunden oft die Frage auf, ob sie immer noch alleine sind. Wir wollten von der Community wissen, ob das nervt und haben die Antworten von der Sexologin Caroline Fux einordnen lassen.
Publiziert: 17.12.2020 um 09:41 Uhr
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Aktualisiert: 17.12.2020 um 11:18 Uhr
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Wir wollten von den Blick-Leserinnen und Leser wissen: Wie geht es dir als Langzeitsingle? Nerven dich Verwandte mit Fragen zu deinem Beziehungsstatus?
Foto: Keystone
Community-Team

Weihnachten naht und damit auch die Frage von Verwandten an langjährige Singles: «Hast du denn niemanden kennengelernt in diesem Jahr?» Das mag gut gemeint sein, doch viele in der Blick Community nerven sich darüber. Einige fühlen sich dadurch gar unter Druck gesetzt, endlich eine Freundin oder einen Freund nach Hause bringen zu müssen. Wir wollten wissen: Wie geht es dir als Langzeitsingle? Nerven dich Verwandte mit Fragen zu deinem Beziehungsstatus? Lest in der Bildergalerie, wie Blick-Leserinnen und Leser mit dem Thema umgehen.

Die Antworten haben wir zudem mit der Psychologin und Sexologin Caroline Fux genauer besprochen.

Caroline Fux, Blick-Psychologin und Sexologin
Foto: Sven Thomann

BLICK: Viele Leserinnen und Leser nerven sich über die Fragerei von Verwandten, wieso sie noch immer Single seien. Wieso ist der Beziehungsstatus oft Thema bei Familientreffen?
Caroline Fux: Weihnachtsfeiern im Familienkreis haben leider oft den Charakter einer beziehungstechnischen Volkszählung. Das fängt einigermassen harmlos damit an, dass die Gastgeber vielleicht wissen wollen, wie viele Stühle sie an den Tisch stellen sollen. Aber damit ist man oft schon mittendrin im für viele leidigen Singlethema. Viele Verwandte können dann ihre Neugier nicht zügeln und bohren nach. Manche verstehen das sogar als eine Art Fürsorge. Wirklich empathisch ist das aber nicht.

Wieso stören sich viele Betroffene eigentlich an solchen Fragen?
Es gibt Menschen, die glücklich Single sind. Bei vielen Alleinstehenden gäbe es aber durchaus einen Beziehungswunsch und der ist oft über die Festtage stärker als sonst. Der Alltag steht still, Freunde verbringen Zeit mit ihren Familien und wegen Corona fallen auch viele gewohnte Möglichkeiten zur Ablenkung weg. Viele Menschen ziehen Ende Jahr zudem Bilanz. All das kann Einsamkeit verstärken. Und darauf möchte man nicht auch noch aufmerksam gemacht werden. Oft ist auch die Art und Weise, wie Singles gefragt werden, ziemlich bescheuert.

Wie reagiert man denn geschickt auf solche Fragen?
Man muss nicht immer eine gute Miene machen und darf auch sagen, dass diese Art von Fragen ungeschickt oder verletzend sind. Man sollte sich bei jeder Reaktion aber kurz fragen, ob sie überhaupt zu was Gutem führen kann. Sonst verliert man nur kostbare Energie. Wer von Anfang an weiss, dass bei einem Treffen die immer gleiche Person mit den immer gleichen, doofen Fragen kommt, kann sich vorher kurz in die Situation hineinversetzen und sich zwei oder drei mögliche Reaktionen zurechtlegen. So wird man weniger überrumpelt.

Céline schreibt uns, die Verwandten sagen ihr, es sei nicht normal, dass sie schon so lange Single sei. Was steckt hinter diesem Urteil?
Manche Menschen möchten so Unterstützung bieten. Vielleicht wollen sie betonen, dass sie die Singleperson für besonders liebenswert halten und sich nicht erklären können, dass jemand noch Single ist. Aber es gibt leider auch jene Kategorie von Verwandten, die vom eigenen Unglück ablenken wollen oder Lust am Drama haben. Die suchen dann mehr oder weniger gezielt nach Schwächen, um Kritik zu äussern. Dagegen sollte man sich wehren.

Ist denn die Meinung verbreitet, nur in einer Beziehung könne eine Person wirklich glücklich sein?
Ja, das ist tatsächlich so.

Wieso?
Für viele gehört eine schöne Beziehung zu Glück und Wohlbefinden dazu. Viele haben zudem schon selbst die Erfahrung gemacht, wie anstrengend und schmerzlich lange Singlephasen sein können. Da geht dann manchmal vergessen, dass nicht alle unfreiwillig Single sind und dass man allein sehr wohl äusserst glücklich sein kann.

Zurzeit ist es nicht einfach, neue Leute kennenzulernen. Was rätst du den unglücklichen Singles?
Es gibt verschiedene Strategien, um der Einsamkeit über die Festtage zu begegnen. Zunächst einmal sollte man sich kleine Ziele setzen. Das kann bedeuten, dass man sich vornimmt, einfach einigermassen zufrieden durch diese Tage zu kommen. Es hilft, wenn man realistische Erwartungen hat. Liebe lässt sich nicht erzwingen und Dating wird nach den Festtagen und vor allem auch bei Lockerungen der Corona-Massnahmen wieder einfacher.

Hast du konkrete Tipps?
Man sollte sich bewusst Fragen, was einem Freude bereitet und wie man sich ablenken kann. Das müssen keine grossartigen Aktionen sein. Hauptsache, man kann sich kleine Inseln schaffen, in denen man ein Stück Glück erleben kann. Es ist keine Schande, im Freundeskreis zu sagen, dass man mit Einsamkeit kämpft. Man kann sich bewusst zu Videotelefonaten oder Spaziergängen verabreden.

Andere in der Community sagen, die Fragerei sei ihnen egal. Wieso können manche da drüber stehen?
Es hilft extrem, wenn man mit der eigenen Situation einigermassen im Reinen ist. Das heisst nicht, dass einem die ganze Zeit «die Sonne aus dem Popo scheinen» muss. Hauptsache, man kommt durch die Hochs und Tiefs. Auch hier gilt: Unbedingt Zeit und Energie für die berühmte «Self-care» einplanen. Denn wer sich Gutes tut und sich von Schlechtem abgrenzt, kann in nervigen Situationen bewusster und somit besser reagieren.

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