Wann wird der Riedbergtunnel im Wallis fertig?
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Bau dauert schon 15 Jahre:Wann wird der Riedbergtunnel im Wallis fertig?

Meinungen zum teuersten Loch der Schweiz
«Völlig idiotisch und zudem gefährlich, da einen Tunnel zu bauen»

Seit 17 Jahren wird am Riedbergtunnel im Wallis gebaut. Er ist der teuerste Tunnel der Schweiz. Ganze 220 Millionen Franken kostet der Bau der zwei Röhren, die je rund 500 Meter lang sind. Die Blick-Leserschaft schüttelt den Kopf.
Publiziert: 16.12.2021 um 12:10 Uhr
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Aktualisiert: 16.12.2021 um 13:22 Uhr
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Seit 2004 wird am nur 500 Meter langen Riedbergtunnel gebaut.
Foto: Andrea Soltermann
Community-Team

Der Riedbergtunnel in der Nähe von Gampel im Kanton Wallis wirkt, was die Dimensionen angeht, doch eher unspektakulär. Zwei Röhren, beide mit jeweils etwas mehr als 500 Metern Länge. Doch: Seit 17 Jahren wird daran gebaut. Die Kosten stiegen über die Jahre von den ursprünglich budgetierten 54 Millionen auf 220 Millionen Franken an. Das macht den Riedbergtunnel zum teuersten Tunnel der Schweiz.

Der Grund für die Kostenexplosion: Der instabile Berghang, in dem der Tunnel gegraben wird. Bereits ein Jahr nach Start der Bauarbeiten waren erste Deformationen aufgetreten. Beim Anblick des hohen Preises – 220'000 Franken pro verbauten Tunnel-Meter, müssen zahlreiche Blick-Leserinnen und -Leser leer schlucken. «Und manche Familie hat nicht mal genug zu essen!», schreibt Leser Sascha Christen.

Der Faktor Natur als Kostentreiber

Leser André Künzi erinnert sich: «Ich war in den 1970er-Jahren am Gymnasium in Brig ... Die A9 war damals schon ein Thema. Traurig, dass ich die Fertigstellung nicht erleben werde, auch wenn ich 100 Jahre alt werden sollte!» Derweil fragt sich Leser Andy Honegger, warum der Faktor Natur offenbar nicht budgetiert wurde: «Tunnelbau ist eine der schwierigsten Disziplinen im Bauwesen, und finanziell nur schwer vorauskalkulierbar. Man weiss oft nicht im Detail, was man im Berg dann mal wirklich antreffen wird.»

In diesem Fall seien jedoch Fragezeichen angebracht. «Wenn diese Bergflanke schon als Rutschhang bekannt war, hätten spezielle Massnahmen zur Stabilisierung eingerechnet werden müssen. Das war wohl nicht der Fall.» Leser Fredy Safferi wirft einen Blick auf die Umgebung des Riedbergtunnels und stellt fest: «Rechts des Flusses hat es nur Wiesen und keine Häuser. Zwei Brücken und etwas Strasse für 30 Millionen, und 2007 wäre das fertig gewesen!»

Ähnlich sieht es Antonio Ceresa: «Wieso wurde die A9 nicht einfach mit einer kleinen Kurve gebaut und vom Hang abgetragen, was abgetragen werden muss?» fragt er. «Bergseits den Hang stabilisieren und verstärken und fertig. Wenn ich sehe, wofür und vor allem wie lange da an so einem Luxusproblem gearbeitet wird, ist das zum Fremdschämen.»

Der Berg rutscht weiter

An der Nachhaltigkeit des Riedbergtunnels zweifelt indes nicht nur der Briger Gemeinderat Werner Jordan (56), der 2018 ein Postulat zum «Abbruch der Riedberg-Übung» mitunterzeichnet hatte. Auch Leserin Rita Kröpfli findet: «Völlig idiotisch und zudem gefährlich, da einen Tunnel zu bauen.»

Mit Blick auf die Faktenlage stellt auch sie fest: «Der Hang ist unberechenbar und kann jederzeit weiter rutschen – mitsamt dem Tunnel. Also ich würde da nicht durchfahren wollen. Die Erschütterung der LKWs und des Personenverkehrs begünstigen das Rutschen zusätzlich. Da nützen alle Berechnungen nichts, das ist Natur und die macht eben, wie sie will!» Und doch hielten die Behörden trotz Kritik, die bereits in den 80er-Jahren laut wurde, am Bau des Tunnels fest.

Und auch der Skandal um gefälschte Rechnungen stösst auf Unverständnis: «Mit Betrug wurden Abrechnungen gefälscht und Geld abgezapft. Offiziell verkauft man aber die teure Sicherheit als Kostentreiber. Das überrascht nicht in einem Kanton, wo Baubetrug grosse Tradition hat», schreibt Leser Richard Fischer.

Die gute Nachricht: Der Spuk könnte bald ein Ende haben, wenn die beiden Röhren wie geplant 2025/26 in Betrieb genommen werden. Leser Rudolf Kobel bilanziert: «Ganz sinnlos ist dieser Tunnel trotz allem nicht. Immerhin hatten viele Personen die letzten 17 Jahre eine Arbeit.»

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