Am 12. April wird der Tag der Einzelkinder gefeiert. Manche Menschen nutzen diesen Tag, um die Bedeutung von Geschwisterlosigkeit zu reflektieren. Während einige Einzelkinder die Vorzüge der ungeteilten Aufmerksamkeit und der eigenen Freiheit geniessen, können andere die Einsamkeit und das Fehlen von Geschwistern als Herausforderung empfinden.
Wir haben die Einzelkinder aus unserer Community gefragt, wie sie dazu stehen, keine Geschwister zu haben. Die Meinungen sind sehr gespalten. Leserin Claudia hat eher negative Erfahrungen gemacht. «Ich fand es schrecklich. Habe mich nachmittags immer gerne da aufgehalten, wo mehrere Kinder waren und habe Selbstgespräche mit imaginären Geschwistern geführt», berichtet sie.
«Fand schwer Anschluss unter Gleichaltrigen»
Auch Valerie Walch findet es «oberschlimm, ein Einzelkind zu sein − auch nach 74 Jahren». In der Jugend war sie oft allein, besonders in den Ferien und damals noch an den Sonntagen. «Ich habe in der Kindheit auch nie gelernt, auf Augenhöhe zu streiten. Dann später waren nicht Geschwister Trauzeugen oder Paten meiner Kinder. Jugenderinnerungen kann ich mit niemandem teilen. Für Hilfe bei meinen Eltern bin ich auch allein zuständig», begründet sie ihre Ansicht.
Leserin Beatrix hat die Geschwisterlosigkeit als langweilig erlebt: «Ich war viel nur unter Erwachsenen, galt als altklug und fand schwer Anschluss unter Gleichaltrigen. Fühlte mich oft isoliert. Bekam zwar sehr viele Freiheiten seitens Eltern, aber auch das ist nicht das Nonplusultra, wenn Freunde fehlen.»
User Max Gloor hat als Kind viel Ablehnung erlebt, als er als Einzelkind in einem kleinen Dorf aufwuchs. «Ich wurde während der Schulzeit oft gehänselt, weil ich Einzelkind ohne Vater war. Einen Satz werde ich nie vergessen: ‹Aus dir wird einmal nichts.› Dies sagten mir meine Lehrer, weil ich eben Einzelkind war.»
«Ich hatte wohl die schönste Jugend»
Doch nicht alle Einzelkinder aus der Community haben schlechte Erfahrungen gemacht. Leser Chrigel Mettler schwärmt von seiner Kindheit: «Ich hatte wohl die schönste Jugend, die man sich vorstellen kann – klar gab es Zeiten, wo Geschwister schön gewesen wären. Durch das regelmässige Alleinsein durch die Berufstätigkeit meiner Mutter wurde ich dafür früh selbstständig. Wenn ich heute bei Kollegen von Erbschaftskämpfen und weiteren Horrorszenarien höre, danke ich Gott auf den Knien, dass ich ein Einzelkind geblieben bin.»
Auch für Leserin Angela Kehrli war es nie schlimm, ein Einzelkind zu sein: «Ich war froh, keine grosse Schwester sein zu müssen, die auf ihre Geschwister aufpassen muss. Ich hatte das Glück, eine gute Beziehung zu meinen Eltern zu haben, und ich konnte mit ihnen genau so viel Blödsinn anstellen, wie andere es mit ihren Geschwistern taten.»
Leser Roli legt verschiedene Aspekte dar: «Es hat Vor- und Nachteile für mich. Ich habe mich früh an Freunde gehängt. Zudem war bei uns immer was los in der Familie. Daher fühlte ich mich nie allein. Es ist wichtig, immer das Beste für sich selbst mit der Situation zu machen. Viel Einfluss haben aber wirklich die Eltern jeweils, ob sie den Nachwuchs ver- oder erziehen. Egal ob Einzelkind oder nicht.»