Haarausfall mit Mitte 20
Leser erzählen: So fühlt es sich an, in jungen Jahren eine Glatze zu bekommen

Wir haben BLICK-Leser gesucht, die früh ihre Haare verloren haben. Manche leiden darunter, andere haben den Kahlschlag akzeptiert.
Publiziert: 16.08.2020 um 16:55 Uhr
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Aktualisiert: 20.08.2020 um 11:29 Uhr
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BLICK-Leser Martin Morgenthaler bekam schon in seinen Zwanzigern eine Glatze und leidet noch heute darunter.
Foto: Zvg
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Irgendwann im Laufe des Lebens verlieren die meisten Männer ihre Haare. Zirka 80 Prozent der männlichen Bevölkerung sind von androgenetischem Haarausfall betroffen. Anfangs sind es häufig nur Geheimratsecken, plötzlich werden die Lichtungen aber grösser und irgendwann steht man vor dem Spiegel und fragt sich, was nur aus der einst wallenden Mähne geworden ist.

Besonders bitter ist Haarausfall für Männer, die dafür eigentlich noch zu jung sind. Bei jedem zweiten beginnt das Absterben der Haarwurzeln schon im Alter zwischen 20 und 25 Jahren. Unten liest du die Geschichte von vier BLICK-Lesern, die bereits als junge Männer eine Glatze bekommen haben.

Martin Morgenthaler: «Ich gebe die Hoffnung auf ein Wundermittel nicht auf»

«Ich habe bereits mit 23 meine Haare verloren, seither trage ich in der Mitte eine Glatze. Ich muss ganz ehrlich sagen: Ich schäme mich. Auch heute noch – mittlerweile bin ich 57 – ist das für mich richtig schlimm. Es fühlt sich an, als wäre ich mit Glatze kein richtiger Mensch.

An den Seiten habe ich noch Haare, diese zu rasieren kommt aber nicht infrage. Ich arbeite als Laienschauspieler und weiss, dass Männer mit einer Vollglatze viel weniger Aufträge bekommen. Somit hängt also auch mein Einkommen von den Haaren ab, die ich noch habe.

Schon von Anfang an habe ich nach einem Mittel gegen den Haarverlust gesucht. Ich habe meinen Coiffeur gefragt – das tu ich auch heute noch. Natürlich gäbe es Haartransplantationen, aber das kann ich mir einfach nicht leisten. Die Hoffnung gebe ich nicht auf. Trotzdem glaube ich langsam nicht mehr daran, dass ich noch erleben werde, dass jemand ein Wundermittel gegen Haarausfall findet.»

«Mit Glatze bekomme ich weniger Aufträge», sagt BLICK-Leser Martin Morgenthaler.

Fabian Hanselmann: «Früher wurde man in die rechtsextreme Ecke gestellt»

«Bei mir hat das sehr subtil angefangen. Ich war ungefähr 18, als sich kleine Geheimratsecken bildeten, die dann langsam nach hinten wuchsen und fusionierten. Ganz am Anfang habe ich damit gehadert, schliesslich hatte ich lange Haare. Die habe ich dann zuerst gekürzt und irgendwann nahm ich einfach den Nassrasierer mit unter die Dusche, weil ich nicht aussehen wollte wie Gollum.

Meine Mutter – sie ist lustigerweise Coiffeuse – fand, ich sehe aus wie ein Sträfling. Mittlerweile kennt sie mich aber gar nicht mehr anders, und sobald ich nur schon ein paar Stoppeln habe, scherzt sie, ob ich mir die Haare wachsen lasse. Heutzutage schaut einen auch auf der Strasse niemand mehr komisch an, wenn man eine Glatze hat. Vor ein paar Jahrzehnten wäre das noch schlimmer gewesen. Da wäre man wohl gleich in die rechtsextreme Ecke gestellt worden. Eine Ex-Freundin, die mich noch mit Haaren kannte, bezeichnete mich auch mal als Nazi, aber das ist einfach nur albern.

Natürlich gibt es Menschen, die Mühe haben, ihre Haare zu verlieren. Ich glaube aber, dann hat das ganz andere Ursachen. Wer ein gesundes Selbstvertrauen hat, kommt damit klar.»

«Ich wollte nicht aussehen wie Gollum», sagt Fabian Hanselmann über seine Vollglatze.

Adrian*: «Überall spriessen Haare, ausser auf dem Kopf»

«Zu Beginn meiner Jugend hatte ich ein Haupt voller blonder Locken. Mit zirka 16 fielen sie mir fast über Nacht aus. Keine schöne Sache, da man mit 16 in der Pubertät ist und die Mädchen zu dieser Zeit auf volles Haar stehen. Ich ging zu unzähligen Spezialisten und probierte jedes Mittelchen aus. Eines Morgens schaute ich in den Spiegel, nahm den Rasierer und schnitt mir eine Vollglatze, welche ich bis heute trage. Das Interessante ist: Je älter ich werde, desto mehr Haare spriessen überall – ausser auf dem Kopf.

Was mich an der Vollglatze immer gestört hat, sind die Vorurteile vieler Menschen. Man ist dann automatisch ein Nazi und Rechtsextremer. Als Grüner der ersten Stunde musste ich mich oft dagegen wehren. Ausserdem vermisse ich den Besuch beim Coiffeur. Immerhin habe ich dank meines schneeweissen Barts den Barbier für mich entdeckt.

Die wichtigste Erkenntnis: Investiere dein Geld nicht für irgendwelche Spezialisten und Wundermittelchen. Lebe damit! Heute bin ich 49 und habe mich mit meinem Haarverlust arrangiert, auch wenn ich das keinem Teenager wünsche. Das einzige, was ich mir noch wünsche, ist eine Lösung, damit ich den restlichen Flaum nicht alle paar Tage rasieren muss. Wenn schon eine Glatze, dann eine, die man nicht bewirtschaften muss.»

*Name geändert

Oliver Battistutta: «Meine Frau sagt, mir steht die Glatze»

«Ich hatte immer sehr dichtes und volles Haar. Eine befreundete Coiffeuse buchte mich sogar jeweils für ihre Lehrlinge bei der LAP. Mit 25 stellte ich dann fest, dass sich an meiner Stirn eine Schneise bildet. Anfangs konnte ich das noch kaschieren, irgendwann meinte dann aber die Friseurin: «Sorry, aber da kommt wohl nichts mehr.» Weil auch meine Freunde sagten, es sähe langsam komisch aus, schnitt ich sie ab.

Belastet hat es mich nicht wirklich. Ich spielte damals Football in Winterthur und mein Trainer meinte nur: «Ach, bei mir hat das schon mit 16 angefangen.» Nur meine Mutter wünscht sich meine Mähne zurück. Mein Vater ist 63 und hat heute noch richtig voluminöses Haar. Bei mir sind sie jetzt halt schon weg, und ich fühle mich wohl damit. Ich denke, wenn man sich selbst wertschätzt, spielt das keine Rolle. Auch die Akzeptanz der anderen kommt erst, sobald man mit sich selbst im Reinen ist.

Ich verstehe, dass es vor allem jungen Leuten schwerfällt, eine Glatze zu akzeptieren. Aber es ist wie es ist. Und meine Frau sagt immer, mir stehe der Millimeterschnitt. Bei meiner Tochter ist es sogar so, dass sie mich daran erinnert, mich mal wieder zu rasieren, sobald die Haare etwas länger werden – sonst ist ihr das peinlich. Könnte ich meine Haare zurück haben, würde ich sie gar nicht mehr wollen.»

Die Entwicklung von Oliver Battistuttas Glatze siehst du in der Galerie oben.
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