«Jetzt wird die Arbeit einfach stressiger»
Das sagen die Blick-Leser zur 38-Stunden-Woche

Die Berner Entsorgungsfirma Schwendimann AG wagt in diesem Jahr den Schritt in Richtung 38-Stunden-Woche. Geschäftsführer Demian Schwendimann sieht viele Vorteile in seinem Konzept. Die Blick-Community bleibt skeptisch.
Publiziert: 03.01.2024 um 17:13 Uhr
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Aktualisiert: 12.01.2024 um 15:44 Uhr
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Die Angestellten des Entsorgungsunternehmens Schwendimann AG arbeiten ab sofort nur noch 38 Stunden pro Woche.
Foto: Schwendimann AG

Mit einer Umstellung auf die 38-Stunden-Woche verspricht sich der Geschäftsführer der Schwendimann AG, Demian Schwendimann (32), eine Verbesserung der Lebensqualität und der Produktivität seiner Mitarbeitenden. «Dank der reduzierten Arbeitszeit kommen viel mehr Inputs aus dem Team hinsichtlich Effizienzverbesserungen», sagt er zu Blick. Ebenfalls führt er bereichsübergreifendes Arbeiten für nicht-essenzielle Arbeiten ein. Dieses soll es ermöglichen, dass Mitarbeiter, die mit ihrer Arbeit frühzeitig zu Ende sind, in anderen Bereichen aushelfen können.

Die Blick-Community ist gespalten. Einerseits gibt es Befürworter, die das Konzept als eine gute Idee ansehen. Andererseits gibt es starke Skeptiker, die noch viele Probleme und Unklarheiten entdecken.

Blick-Leser Ernesto Blanco ist einer der Befürworter. Trotzdem sieht er ein Problem im Konzept, das seiner Meinung nach nicht auf alle Arbeitsbranchen übertragbar sei. «Solange die Preise gemäss ASTAG Index den Kunden mangels Konkurrenz aufs Auge gedrückt werden können, ist das machbar.» Das Problem sei, dass es in Branchen mit Konkurrenz und Preiswettbewerb nicht aufgehe. «Wie etwa auf dem Bau – da geht das nicht, denn dann würde diese Firma in Kürze Konkurs gehen.»

Auch Regina Walcher steht positiv gegenüber dieser Idee. Aber auch sie hat Bedenken: «Mir fehlt noch die Information zur Pausenregelung, ob diese bezahlt sind oder nicht. Denn viele Firmen gewähren ihren Mitarbeitern zweimal eine 15-Minuten-Pause pro Tag auf Arbeitszeit und leider wird dieser Benefit von den Firmen zu wenig erwähnt.»

Skeptiker aus der Leserschaft

In der Blick-Community gibt es auch einige Skeptiker. Einer davon ist Andre Gobeli, der das Arbeitsmodell für den Arbeitnehmer als kontraproduktiv sieht. Seiner Meinung nach sei das Ganze zu gut, um wahr zu sein. Denn in Wirklichkeit «wird die Arbeit einfach stressiger, denn es muss in weniger Zeit mehr geleistet werden.» Die ersparten Arbeitsstunden oder die zwei Wochen mehr Ferien werden schlussendlich als Work-Life-Balance verkauft.

Ebenso kritisch geht Leser Roger Holzer an das Konzept heran. Er sieht die Idee nicht als eine Reduktion der Arbeitszeit, sondern als eine optimale Verteilung der Arbeit innerhalb der Firma. «Nun dürfen die Arbeiter von den Entsorgungsfahrzeugen nicht mehr früher heim, sondern müssen intern anderswo länger arbeiten und die Mitarbeiter im Werkhof hingegen können deswegen keine oder weniger Überzeit abrechnen.» Er bezweifelt, dass wirklich alle Freude daran haben.

Die 38-Stunden-Woche ist nicht die einzige Veränderung bei der Schwendimann AG. Hinzu kommt die bereichsübergreifende Arbeit, bei der Mitarbeiter, die frühzeitig mit ihrer Arbeit zu Ende sind, in anderen Bereichen aushelfen. Deswegen hält Blick-Leser Mark Richard nicht viel von dem Konzept. Er vertritt die Meinung, dass es eine bessere Lösung gibt, um die Mitarbeiter zu motivieren. «Der Selbstversuch ist ganz einfach: Ich möchte nach 7 Arbeitsstunden heim und habe einfach die Arbeit zu erledigen. Die wird zügig und mit Elan erledigt. Auch die Raucher werden weniger pausieren, wie auch die Kaffeetrinker werden motivierter sein.» Nur das würde helfen und sei auch noch nachhaltig.

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