Die Angst und die Gefahr, beim Skifahren von Pistenrowdys abgeschossen zu werden, wird immer grösser. Durch die gut präparierten Abfahrtsstrecken werden schnell sehr hohe Geschwindigkeiten erreicht. Fehlt dann die langjährige Erfahrung, kann die Fahrt auf der Piste für die Person selbst wie auch für die anderen gefährlich werden. Zusammenstösse, Verletzungen und Angst sind die Folgen. Auch unsere BLICK-Leser haben schon einige bedrohliche Situationen erlebt.
Leser Beat brauchte nach einem Skiunfall fast drei Jahre, bis er wieder zu 85 Prozent arbeitsfähig war. Er wurde von einem 16-Jährigen umgefahren. Die Folgen waren «multiple Hirnblutungen, mehrere gebrochene Rippen, eine gebrochene Nase und vier gebrochene Handknochen», erzählt er uns. Der Junge erhielt eine Geldbusse von nur 100 Franken mit der Erklärung: «Man will ja seine Zukunft nicht verbauen.»
Auch Regula erlitt nach Zusammenstössen mit Rasern Verletzungen. Einmal hatte sie einen Kreuzbandriss, das andere Mal brach sie sich eine Gelenkkapsel in der Schulter. Jeweils mehrere Wochen musste sie ihre Blessuren auskurieren.
Gefahr für Gross und Klein
Wie andere erwähnen, sind Muskelrisse, Prellungen und Schnittwunden keine Seltenheit nach einer Kollision mit Rowdys. Aber nicht nur Erwachsene sind den Unfallrisiken ausgesetzt. Besonders Kinder sind auf der Skipiste gefährdet, da sie schnell übersehen werden. Hans-Ulrich erzählt, dass sein Grosskind in der Skischule abgeschossen wurde und danach zerschnittene Kleider und Schnittwunden am Bein hatte. Der Verursacher fuhr einfach weiter. Die ganzen Folgekosten fielen schliesslich zur Last der Eltern.
Fehlendes Können, Überschätzung und Rücksichtslosigkeit
Peter ist Skilehrer und wird täglich mit unerfahrenen Skifahrern konfrontiert. Wie er sagt, sind viele «zu schnell unterwegs für ihr technisches Können». Kommt es dann zu einer brenzligen Situation, sind sie schnell überfordert und können nicht ausweichen. Christian, ehemaliger Überwacher von Sportanlagen, nennt nicht nur das rücksichtslose Fahren als Problem, sondern die Überflutung allgemein. Seiner Meinung nach trägt der Platzmangel auf den Pisten «einen beachtlichen Teil zum Unfallrisiko bei». Zudem befinden sich häufig sowohl Anfänger als auch Routinierte auf denselben Pisten. Dies steigert dann die Gefahr einer Kollision erheblich.
Urs und auch Kurt haben wiederum das Gefühl, dass sich die Situation erst durch die Schutzausrüstung verschlimmert hat. Seit es Helme, Brust- und Rückenpanzer gibt, fühlen sich die Menschen sicherer und versuchen dann eher, schneller zu fahren. Kurt fände ein Helm-Verbot sogar sinnvoll, um Raser wieder zu einer normalen Fahrweise zu zwingen.
Ein weiteres Problem ist, dass leider viele Skifahrer die FIS-Regeln nicht mehr kennen. An oberster Stelle stehen da nämlich Rücksichtnahme und Beherrschung der Geschwindigkeit und Fahrweise.
«Weniger präparierte Pisten» und mehr Vernunft
Um all die Gefahren zu verringern, fordern viele Leser Massnahmen. Thorsten sagt: «Das Problem beginnt ja schon damit, dass jeder auf die Piste darf.» Seiner Meinung nach müsste man beim Skifahren – wie bei anderen Sportarten auch – erst eine Prüfung bestehen, bevor man auf die Strecke zugelassen wird. Ingo macht den Vorschlag: «Weniger präparierte Pisten und mehr Buckel. Oder alternativ Geschwindigkeitskontrollen mit Radarkanonen.» Wären die Strecken nicht perfekt aufbereitet, wäre es nicht so einfach, extrem schnell zu werden.
Samuel fährt schon seit 25 Jahren Ski, ist semi-professioneller Freerider und fährt dementsprechend auch eher schnell. Für die rücksichtslosen Raser auf der Piste hat er aber kein Verständnis. Er selbst hält immer genügend Abstand, vor allem zu Kindern und Anfängern und fährt erst dann, wenn die Strecke übersichtlich ist. Seiner Meinung nach braucht es Regeln und Kontrollen, aber keine Tempolimits und getrennte Pisten. Gebüsst werden sollte aber die vorsätzliche oder fahrlässige Gefährdung anderer Personen.
Einig sind sich aber eigentlich alle Leserinnen und Leser: Es braucht von allen auf der Piste ein vernünftiges und rücksichtsvolles Verhalten, damit die Abfahrt für alle zum Spass wird.