Empörung über US-Fleischimporte
«Der Bundesrat kann die Chlorhühner selber essen!»

Die geplante Einfuhr von US-Fleisch sorgt in der Schweiz für viel Kritik. Die meisten Konsumenten bevorzugen weiterhin heimische Produkte. Eine Umfrage zeigt: Über 80 Prozent lehnen Fleisch aus den USA deutlich ab.
Publiziert: 15:17 Uhr
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Die Schweizer Detailhändler sind nicht heiss auf US-Fleisch.
Foto: imago images / Panthermedia

Darum gehts

  • Zollkontingente für US-Fleischprodukte genehmigt
  • Detailhändler haben kein Bedarf an US-Fleisch
  • Konsumenten: 83 % lehnen US-Fleisch ab

Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Sarah RiberzaniCommunity Editor

Die Zoll-Einigung zwischen der Schweiz und den USA sorgt derzeit für eine breite Diskussion. Um die hohen Strafzölle auf Schweizer Produkte zu senken, soll die Schweiz im Gegenzug mehr Fleisch aus amerikanischer Produktion importieren – darunter auch die umstrittenen Chlorhühner. Diese Praxis ist hierzulande bislang verboten, doch eine mögliche Gesetzesänderung steht im Raum. Wirtschaftsminister Guy Parmelin (66) bestätigt, dass der Bund den USA Zollkontingente von 500 Tonnen Rindfleisch, 1000 Tonnen Bisonfleisch und 1500 Tonnen Geflügelfleisch gewährt.

Aktuell besteht bei den Schweizer Detailhändlern allerdings kein Bedarf an US-Fleischprodukten. Die Konsumenten sprechen sich ebenfalls klar aus: Eine Blick-Umfrage mit über 4000 Teilnehmern zeigt, dass eine deutliche Mehrheit von 83 Prozent kein US-Fleisch kaufen und weiterhin auf Schweizer Produkte setzen würde. Nur 9 Prozent sind offen für amerikanisches Fleisch, sofern der Preis stimmt, während weitere 8 Prozent nur dann zugreifen würden, wenn die Herkunft eindeutig gekennzeichnet ist.

«Lieber kein Fleisch, als Fleisch aus der USA»

In der Kommentarspalte äussern sich einige Leser deutlich kritisch. So schreibt Tommy Grueber: «Da esse ich lieber kein Fleisch, als Fleisch aus der USA». Dem schliesst sich Userin Ursula Epting an: «Wir brauchen kein Fleisch aus den USA! Vor allem wissen wir, woher das Schweizer Fleisch kommt, und wir haben sehr strenge Vorschriften. Die Endverbraucher haben es in der Hand. Wollen wir Fleisch voller Chemie? Vom Tierleid wollen wir gar nicht reden.» 

Besonders scharf kritisiert Stefan Treier die Haltung des Bundesrats. «Wir wollen das Fleisch unserer eigenen Produzenten kaufen. US-Fleisch brauchen wir nicht. Das wäre ein Produkt von Erpressung. Wenn sich der Bundesrat darauf einlässt, vertritt er nicht mehr unsere Interessen.» Auch Adrian Sutter bringt seinen Unmut auf den Punkt. «Der Bundesrat kann die Chlorhühner selber essen», kommentiert er.

Michael Eggenberger hebt einen weiteren Aspekt hervor. «Warum soll etwas importiert werden dürfen, was bei uns verboten ist?», fragt er sich. «Bei uns müssen die hygienischen Zustände in den Mast- und Schlachtbetrieben stimmen, sodass eine Chlorbehandlung oder andere Desinfektion des Fleisches nicht nötig ist. Mit einer Desinfektion der Produkte können Einsparungen bei der Reinigung oder dem Umgang mit den Schlachtkörpern vertuscht werden», appelliert er weiter. 

Freiheit der Konsumenten im Vordergrund

Dem gegenüber gibt es aber auch Stimmen, die das Thema deutlich gelassener betrachten. Michael Rudolf relativiert die Bedenken: «In den USA werden zur oberflächlichen Desinfektion der gerupften Hühner eine Chlorlösung verwendet, die weniger stark ist als unser Schwimmbadwasser.» Für ihn liegt die Entscheidung letztlich bei jedem Einzelnen selbst, der das Produkt wählen kann, das den eigenen Qualitätsvorstellungen entspricht. «Wem die Chlorlösung Angst macht, soll halt ein Schweizer Huhn kaufen», ergänzt er.

Ähnlich pragmatisch äussert sich Remy Föhn: «Die Amis haben superzartes Rindsfilet. Die CH-Rinderzüchter schaffen es einfach nicht, so zartes Rindsfilet zu produzieren. Deshalb sollten wir mehr Rindsfilet aus den USA importieren!» Auch Thomas Keller sieht die Sache entspannt: «Meiner Meinung nach ist US-Fleisch von sehr guter Qualität. Im Übrigen kann man heute problemlos US-Fleisch ohne Hormone bestellen. Jedem Konsumenten steht es frei, zu wählen, was er kaufen will.»

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