Die Frau über den Dächern von Basel
Wie Lina Bernasconi das Steinmetzhandwerk neu definiert

In 72 Metern Höhe arbeitet Lina als erste Steinmetzin der Münsterbauhütte Basel an der Elisabethenkirche. Die 22-Jährige bewahrt und erneuert historische Bauwerke und sieht den seltenen und männerdominierten Beruf als Chance.
Publiziert: 12:27 Uhr
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Aktualisiert: 12:28 Uhr
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Selbst in schwindelerregender Höhe von 72 Metern arbeitet Lina Bernasconi konzentriert und präzise.
Foto: Münsterbauhütte, 2024

Darum gehts

  • Lina, erste Steinmetzin bei Münsterbauhütte Basel, arbeitet an der Elisabethenkirche
  • Faszination für historische Bauten führte zur seltenen Lehre als Steinmetzin
  • Während der Lehre gab es nur 12 Steinmetze und Steinbildhauer in der Schweiz
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Sarah RiberzaniCommunity Editor

72 Meter über dem Boden, mit Blick über Basel, steht Lina an der Turmfassade der Elisabethenkirche. Wo andere Schwindelgefühle bekommen würden, arbeitet sie konzentriert und ruhig, mitten im Wind, zwischen jahrhundertealten Steinen. Lina ist Steinmetzin und die erste Frau, die bei der Münsterbauhütte Basel ihre Lehre absolviert hat. Ein Beruf, den man heute kaum noch kennt und selten mit Frauen verbindet.

Bereits als Kind hat sie eine Faszination für historische Bauten entwickelt. Darum hat sich die 22-Jährige für die äusserst seltene Lehre als Steinmetzin entschieden. «Während der Lehre waren wir nur 12 Steinmetzen und Steinbildhauer in der ganzen Schweiz. Das zeigt, wie wertvoll das Handwerk ist», erzählt sie. 

Als Steinmetzin bewegt man sich zwischen dem Bewahren und Erneuern von historischen Werken. Man bearbeitet und restauriert Natursteine, ersetzt beschädigte Elemente und sorgt mit präziser Handarbeit dafür, dass historische Bauwerke in neuem Glanz erstrahlen. «In der Stiftung Münsterbauhütte Basel sind wir für das Basler Münster und nun auch für die Elisabethenkirche zuständig», erklärt Lina. Dass sie bei ihrer Arbeit in bis zu 72 Metern Höhe steht, macht ihr wenig aus. «Ich habe nicht direkt Höhenangst, aber dafür Respekt.» Diesen Respekt zu haben, sei auch wichtig.

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Einen Beruf erlernen in einer absoluten Männerdomäne? Für Lina kein Problem. Am Anfang sei es für alle ungewohnt gewesen. Doch insgesamt sei sie respektvoll aufgenommen worden. «Am Bau zählen Leistung und Präzision – nicht das Geschlecht.» Lina sieht die überwiegend männliche Branche nicht als Nachteil, sondern als Chance, zu zeigen, dass das Handwerk für alle offen ist, die Leidenschaft und Ausdauer mitbringen. Zudem beobachtet sie eine positive Entwicklung: «Wir haben inzwischen auch weibliche Schnupperinteressenten. Das erfüllt mich sehr mit Stolz.» 

Neben der körperlichen Anstrengung stellen vor allem die Wetterbedingungen eine grosse Herausforderung dar. «Im Sommer arbeiten wir bei über 30 Grad in voller Schutzausrüstung, während das Gerüst die Hitze zusätzlich reflektiert. Und umgekehrt wird es bei Regen und Wind ebenso anspruchsvoll.»

Trotz dieser Herausforderungen brennt die Baslerin für ihren Beruf. «Es ist eine grosse Ehre für mich, das Basler Bild zu erhalten und meiner Heimatstadt etwas zurückzugeben.» Ihre Interessen hat Lina nach der Lehre bereits erweitert. Nebenbei arbeitet sie auch noch in der Archäologie Baselland. Wie sich ihre Zukunft gestaltet, lässt sie noch offen. «Aber das Handwerk, das ich mir erlernt habe, bleibt immer ein Teil von mir», schwärmt sie.


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