Geht es nach der bürgerlichen Mehrheit im Parlament, sollen die Krankenkassen-Franchisen automatisch der Kostenentwicklung angepasst werden – und damit steigen. Das heisst: Kranke sollen künftig mehr bezahlen. Die Mindestfranchise von heute 300 Franken würde damit alle paar Jahre in 50-Franken-Schritten steigen. 2020 könnte es bereits zur ersten Erhöhung von 300 auf 350 Franken kommen.
Der Nationalrat hat dem Franchisen-Automatismus bereits mit 133 zu 53 Stimmen zugestimmt. Nächsten Dienstag entscheidet nun der Ständerat über den Vorschlag. Seine Gesundheitskommission plädiert für ein Ja – die kleine Kammer dürfte also ebenfalls zustimmen.
«Der Starke hilft dem Schwachen»
Die Leserinnen und Leser scheinen eine klare Meinung zu haben: Den Kranken soll unter die Arme gegriffen und nicht noch mehr Sorgen, etwa um finanzielle Mittel, bereitet werden. So meint Leser Dominik Bertolosi: «Wieso sollen Kranke, welche meist eh wenig Geld haben, noch mehr zahlen? Wer mehr verdient, soll mehr zahlen, ganz einfach.» Das Motto der Leser: Der Starke hilft dem Schwachen, sprich der Gesunde hilft dem Kranken.
Denn gerade der Gedanke, dass hier aus reinem Profit gehandelt wird, treibt viele Leser um. Denn worüber sich die Leser wohl am meisten aufregen, ist der Profit den Werbeträger, Ärzte und die Pharmaindustrie daraus ziehen könnten. «Das Problem der Kostenexplosion wird wieder auf die Schwächsten abgewälzt. Gegen überrissene Ärzte- und Managerlöhne geht man bei den Krankenkassen nicht vor. Medikamentenpreise, die bis zu viermal mehr kosten als im ausländischen Umland und die zu vielen Apotheken werden als normal beurteilt. Die Pharmaindustrie macht Gewinne, die geradezu unanständig sind», schreibt Leser Ernst Übersax.
Seine Meinung teilen viele weitere Leser. Darunter auch Kurt Neuhaus: «Man wird für eine Versicherung gezwungen, bei der man den grössten Teil selbst bezahlt.» Einige Leser meinen sogar, nicht die Kranken sollen mehr bezahlen, sondern der Sozialstaat.
«Der Patient kann auch wesentlich zur Kosteneindämmerung beitragen»
Allerdings gibt es auch andere Meinungen. So werden nicht nur die Topverdiener der Pharmaindustrie stark kritisiert, sondern auch die Krankenkassen-Bezieher! «Die Hypochonder, die von Arzt zu Arzt und Spezialärzten rennen und alles beziehen, was sie sich versichert haben, die muss man zur Kasse beten und nicht die wirklich Kranken», meint Leser Fritz Knorr. Leser Martin Arnold doppelt dieser Meinung in den Kommentaren nach: «Der Patient kann schon auch, aber nicht nur, wesentlich zur Kosteneindämmerung beitragen!»