Darum gehts
- Forderung nach längerer Elternzeit in der Schweiz stösst auf Widerstand
- Diskussion über Finanzierung und Auswirkungen auf Wirtschaft und Arbeitsmarkt
- Umfrage: 76 Prozent gegen Ausdehnung des Vaterschaftsurlaubs, nur 21 Prozent dafür
Simon Preisig (35) wäre als Papi gerne länger zu Hause geblieben. Gesetzlich stehen ihm aber in der Schweiz nur zwei Wochen bezahlter Vaterschaftsurlaub zu. Damit hinkt die Schweiz vergleichbaren Ländern hinterher: Im Schnitt haben diese zusammengerechnet 52 Wochen für beide Elternteilen. Studien zeigen zudem: Die kurze Elternzeit in der Schweiz wird vor allem für Mütter oftmals zur Belastung. So erlebt etwa jede sechste eine postpartale Depression und jede neunte verlässt den Arbeitsmarkt.
So fordern die Alliance F, bei der auch Preisig angestellt ist, die Grünen, die GLP, Travail Suisse und die Mitte-Frauen mit ihrer Elternzeit-Initiative 18 Wochen für jeden Elternteil. FDP-Ständerat Josef Dittli (68, UR) argumentiert jedoch, dass 36 Wochen eine erhebliche finanzielle Belastung für die Schweizer Wirtschaft wären und den Fachkräftemangel weiter verstärken würden.
Wie steht die Community zu dieser Forderung?
Eine Blick-Umfrage zeigt, dass aus den über 3000 abgegebenen Stimmen nur 21 Prozent eine Ausdehnung des Vaterschaftsurlaubs befürworten. 76 Prozent sind wiederum dagegen und fragen sich, wer die 18 Wochen bezahlen soll. So auch Leser Walter Zimmermann. «Einfach nur frech, diese Forderung, und die Mitte-Frauen machen da mit. Der Arbeitgeber bezahlt doppelt, denn er bezahlt nicht nur den Lohn weiter, er muss auch die Aushilfe des fehlenden Mannes am Arbeitsplatz bezahlen. So was nur schon zu diskutieren, ist weltfremd», kommentiert er.
Axel Jäger hat als Unternehmer eine klare Meinung zu diesem Thema: «Da bin ich mit den Parteien, die verlängerten Vaterschaftsurlaub beantragen, nicht einverstanden. Wer soll die daraus entstehenden Kosten tragen? Ich bin absolut sicher, dass man betriebsintern immer eine Lösung findet. Der Wohlstand hat die Grenze längst überschritten.»
Jürg Egger erzählt, wie es bei ihm früher war: «Ich hatte drei bezahlte Tage, den Rest mussten wir selber finanzieren. Die erste Zeit blieb meine Frau zu Hause, die andere Zeit ich, und meine Frau pumpte die Milch ab. Am Anfang schläft das Baby sowieso grösstenteils. Habt lieber danach etwas mehr Zeit für die Kinder.» Er doppelt gleich nach: «Ich finde die Elternzeit, so wie es sie heute gibt, schon sehr grosszügig. Wir mussten uns auch arrangieren, und es ging recht gut.»
«Eine längere Elternzeitfinanzierung hätte bestimmte Vorteile»
Andere Kommentierende hingegen betonen die Notwendigkeit einer verlängerten Elternzeit. Wie auch Blick-Leserin Eva Betschart. «Die Schweiz wird sich in diesem Bereich nie weiterentwickeln. Sturheit, Egoismus und panische Angst, dass Steuergelder für Eltern und ihre Kinder verschwendet werden. Da sind uns viele Länder seit Jahren weit voraus. Zum Beispiel Rumänien, Spanien, auch Japan. Die Liste aller Länder, die neugebackenen Eltern eine bessere Balance bieten, ist lang», schreibt sie.
Ähnliche Worte findet Mathias Kasdorf. «Elterngeld ist in anderen Ländern fest etabliert, in der Schweiz jedoch immer noch ein Fremdwort», kritisiert er. Und für Patrick Tschudi ist klar: «Wenn man sich eine Elternzeit leisten kann, bitte sofort – die Zeit kommt nie mehr zurück, und gerade in den ersten Wochen und Monaten ist Hilfe zu Hause am wichtigsten. Eine längere Elternzeitfinanzierung hätte bestimmte Vorteile.»