Mercedes will die Sicherheit von Kindersitzen revolutionieren. Ähnlich wie beim Gurtsystem für Erwachsene sollen künftig auch die Gurte im Kindersitz vor einem drohenden Crash präventiv gestrafft und gleichzeitig beim Kinder-Rückhaltesystem Seitenaufprallschutz-Elemente ausgefahren werden.
Dazu wird der Kindersitz per WLAN-Signal (Bluetooth wäre dafür zu langsam) mit dem Fahrzeug verbunden. Erkennt die Fahrzeugsensorik eine gefährliche Situation, geht ein Signal an den Kindersitz – und in Millisekunden werden seine Fünfpunkt-Gurte per Magnetschalter gestrafft und das Seitenaufprallschutz-Element ausgefahren. «Das Kind wird durch den gespannten Gurt genauer im Sitz fixiert und das Gurtspiel reduziert. Dadurch sinken die Belastungen fürs Kind bei einem Aufprall erheblich», erklärt der verantwortliche Daimler-Forscher Hakan Ipek.
Einfaches Anschnallen
Die Handhabung ist simpel: Im drehbaren Kindersitz wird das Kind einfach und sicher in Blickrichtung zur Tür im Sitz fixiert. Die anschliessende Drehung um 90 Grad, um den Sitz in – oder besser gegen – die Fahrtrichtung auszurichten, spannt das System vor.
Die erzeugte Federkraft strafft beim Erkennen einer Gefahr die Gurte im Sitz. Bei der nächsten Benutzung und Drehung des Kindersitzes wird das reversible System erneut vorgespannt.
Korrekte Sitzmontage
Weil gemäss einer Studie trotz Isofix-Befestigung noch immer fast jeder zweite Kindersitz im Auto falsch montiert wird, verfügt der vernetzte Kindersitz des Versuchsfahrzeugs ESF 2019 von Mercedes über eine Installationsüberwachung.
Hakan Ipek: «Acht Symbole direkt am Kindersitz und dreidimensionale Animationen im Fahrzeugdisplay führen durch die einzelnen Schritte und signalisieren die korrekte Montage des Sitzes. Oder warnen, wenn nicht.»
Kind im Blick dank Kamera
Zudem ist im Kindersitz eine Kamera installiert. Diese projiziert ein Live-Videobild des Kindes sowie dessen Vitaldaten (Temperatur, Puls, Atmung oder Schlafzustand) aufs Fahrzeugdisplay. «Das ist praktisch, wenn der i-Size-Kindersitz wie von Experten empfohlen rückwärts gerichtet installiert wird und so Fahrer oder Beifahrer das Kind nicht direkt im Blick haben», erklärt Ipek.
Und er ergänzt: «Livebild und die Vitaldaten lassen sich während der Fahrt mittels unserer Mercedes me-App auch auf ein Smartphone übertragen. So ist beispielsweise ein zu Hause wartender Partner stets über den Zustand des Kindes informiert.
Wann kommt der Kindersitz?
Und wann kommt der vernetzte Kindersitz? Hakan Ipek zuckt mit den Schultern: «Am liebsten würde ich die Presafe-Funktion schon morgen einführen. Technisch wären wir auch so weit, aber noch ists im Unternehmen nicht entschieden.»