Darum gehts
- Tour de Suisse Nuvola: Komfortables E-Bike für Alltag und Touren
- Hochwertige Verarbeitung, massives Gewicht, geschmeidiges Fahrgefühl auf allen Terrains
- Preis ab 5699 Franken, Testbike kostet 7367 Franken
Die einen schwören auf sie, die anderen verachten sie. SUVs werden als Alleskönner angepriesen: mehr Komfort, mehr Platz, mehr Übersicht, mehr Kraft. Quasi die eierlegende Wollmilchsau unter den PWs. Das SUV-Konzept wird seit geraumer Zeit auch von E-Bike-Herstellern wie dem Genfer Unternehmen Miloo kopiert. Denn auch auf zwei Rädern setzt die Kundschaft zunehmend auf möglichst hohe Flexibilität: Einkaufen, Pendeln, längere Ausflüge auch abseits befestigter Wege – das Bike sollte für jeden Spass zu haben sein.
Seit ein paar Jahren mischt auch die Ostschweizer Traditionsmarke Tour de Suisse (TdS) im Markt der SUV-E-Bikes mit, die die Modelle am Hauptsitz in Kreuzlingen TG noch selbst montiert. Sogar eine firmeneigene Lackiererei wurde hochgezogen: Bei Tour de Suisse soll der Name noch Programm sein. Neuestes Modell im Portfolio des Herstellers: Das Nuvola – italienisch für Wolke. Laut TdS ein «bequemes, sicheres und hochwertiges Allround-E-Bike für Alltag und genussvolle Touren.» Die Erwartungen vor unserem Test sind entsprechend hoch.
Hohe Wertigkeit, hohes Gewicht
Punkto Verarbeitung wird das Nuvola im knalligen Farbton «Fuchsia Glanz» den hohen Ansprüchen gerecht. Jedes Detail wirkt hochwertig, etwa die Abdeckung der herausnehmbaren 600-Wh-Batterie: Damit das in Modell-Farbe lackierte Teil bei der Akku-Montage nicht zerkratzt, kann es dank zweier Magnete hinter dem Rahmen fixiert werden. Was man aber auch direkt sieht: Ein Leichtgewicht ist das Nuvola nicht. Das Bike wirkt sehr massiv, wozu auch die optionalen Mountainbike-Reifen beitragen. Und der Eindruck täuscht nicht: Satte 32 Kilo bringt das auf 25 km/h limitierte Elektrovelo auf die Waage.
Das stolze Gewicht sieht man nicht nur, man fühlt es auch. Ein agiler Cityflitzer ist das Nuvola nicht, wozu auch der sehr grosse Wendekreis beiträgt, womit das Bike auf engem Raum (etwa bei der Stellplatzsuche) unhandlich zu manövrieren ist. Sobald es aber aus der Stadt geht, gerne auch abseits geteerter Pfade, schwebt man mit dem Nuvola – wie es der Name verspricht – tatsächlich wie auf Wolken. Das Komfortniveau bewegt sich dank Vollfederung in anderen Sphären – geschmeidiger sind wir selten auf einem E-Bike dahingeglitten. Die 10-Gang-Kettenschaltung von Shimano arbeitet präzise und blitzschnell. Und wenns zu wild wird, packen die Scheibenbremsen kraftvoll zu – selbst Vollbremsungen sind dank aufpreispflichtigem ABS-System ohne Sturzgefahr problemlos möglich.
Ist der Motor die richtige Wahl?
Neuerdings wird das Nuvola optional mit dem dieses Jahr lancierten PX-Motor von Bosch angeboten. Für uns die falsche Wahl beim TdS-Bike. Warum? Der PX soll mit seinen 85 Nm die Lücke zwischen dem Einstiegsmodell Performance Line (75 Nm) und der Spitzenlinie CX (100 Nm) schliessen und dabei leiser und zurückhaltender zu Werke gehen als der kraftvollere Bruder – bei gleichzeitig weniger Tretwiderstand. Und der PX liefert durchaus: In der Ebene tritt das Nuvola kraftvoll an – teils leicht verzögert bei fehlender Trittfrequenz im sonst idealen Auto-Modus, teils etwas ruckartig, wenn wir auf «Turbo» umschalten.
Antrieb Bosch PX, Mittelmotor, 600 W, 85 Nm (Upgrade auf 700 W und 90 Nm via Flow-App möglich)
Batterie 600 Wh, Reichweite 60–80 km, herausnehmbar, 250 Wh Range Extender (optional)
Schaltung Shimano, 10-Gang-Kettenschaltung
Gewicht 32 kg
Preis ab 5699 Franken, Testbike inkl. Optionen 7367 Franken
Antrieb Bosch PX, Mittelmotor, 600 W, 85 Nm (Upgrade auf 700 W und 90 Nm via Flow-App möglich)
Batterie 600 Wh, Reichweite 60–80 km, herausnehmbar, 250 Wh Range Extender (optional)
Schaltung Shimano, 10-Gang-Kettenschaltung
Gewicht 32 kg
Preis ab 5699 Franken, Testbike inkl. Optionen 7367 Franken
Via Boschs Flow-App können wir beim Mittelmotor «over the air» sogar ein Leistungsupgrade durchführen: Dann steigt das Drehmoment von 85 auf 90 Nm, wobei die Spitzenleistung von 600 auf 700 Watt wächst. An Steigungen würden wir uns aber dennoch über die, wenn auch kleine, Zusatzpower des CX-Motors freuen. Mehr als ausreichend ist dagegen die Reichweite, die dank optionalem 250-Wh-Akku selbst bei hoher Unterstützung im Test bei 80 bis 100 Kilometern liegt. Klar schaffen andere E-Bikes mehr – aber mehr Gewicht braucht halt auch mehr Energie.
Qualität hat ihren Preis
Zusatzpunkte sammelt das Nuvola mit Boschs Purion-200-System samt separatem 2,8-Zoll-Display, das mit toller Bedienfreundlichkeit überzeugt. Das Menü ist klar und übersichtlich, und via Flow-App können nicht nur zurückgelegte Touren angezeigt, sondern auch diverse Einstellungen an den unterschiedlichen Fahrmodi vorgenommen werden. Die App dient zusätzlich als Diebstahlschutz: Ohne verbundenes Smartphone schlägt das Bike Alarm, sobald es bewegt wird. Der Nutzer wird zusätzlich informiert und kann im Notfall gar die Polizei verständigen.
Unser Fazit: Das Tour de Suisse Nuvola ist ein sehr geschmeidiges und toll verarbeitetes Touren-E-Bike, bei dem Komfort an erster Stelle steht. Es bietet alles, was ein echter Alleskönner haben muss. Einzig die Motorenwahl können wir nicht ganz nachvollziehen – mehr Power an Steigungen wäre wünschenswert. Vor allem bei einem E-Bike in diesem Preissegment: Schon das Einstiegsmodell kostet 5699 Franken, das vollausgestattete Testbike schlägt gar mit 7367 Franken zu Buche. Flexibilität «made in Switzerland» hat halt ihren Preis.