Darum gehts
- TCS und «Velojournal» testen sechs Veloanhänger für Kinder
- Platzierung der Kinder im Anhänger beeinflusst Kippgefahr
- Preisspanne der getesteten Modelle reicht von 290 bis 1000 Franken
Experten sind sich einig: Wer mit kleinen Kindern auf Velotour geht, fährt am sichersten und praktischsten mit einem Anhänger. Der Touring Club Schweiz (TCS) hat gemeinsam mit dem Fachmagazin «Velojournal» sechs Anhängermodelle für zwei Kinder punkto Sicherheit, Funktionalität und Anwenderfreundlichkeit unter die Lupe genommen. Die Preisspanne der untersuchten Anhänger reicht von 290 bis knapp 1000 Franken. Erstaunlich: Kein Veloanhänger überzeugt durchs Band.
Vorsicht bei Vollbremsungen
Die Tests zeigen, dass die Platzierung der Kinder im Anhänger eine wichtige Rolle spielt. Sitzt ein Kind auf der in Fahrtrichtung rechten Seite, sinkt die Kippgefahr im Vergleich zu einer Positionierung auf der linken Seite. Deshalb sollte beim Transport von zwei Kindern das schwerere Kind ebenfalls rechts sitzen.
Besondere Vorsicht ist bei Bremsmanövern mit voller Beladung geboten: Während eine Vollbremsung aus Tempo 20 mit allen Anhängern noch knapp möglich ist, wird das gleiche Manöver mit 25 km/h gefährlich. Grund: Der Veloanhänger schiebt das Hinterrad zur Seite, bis die Deichsel das Hinterrad touchiert und so einen Sturz verursachen kann. Auch die Federung spielt eine Rolle: Gefederte Modelle bieten Kindern nicht nur mehr Komfort, sondern kippen beim Überfahren von Hindernissen auch weniger schnell.
Gute Noten für gefederte Modelle
Die Handhabung erweist sich bei allen Modellen als Hürde. Kein Anhänger erreicht Bestnoten in allen praktischen Funktionen. Die Testsieger Thule Chariot Cab 2 – mit 968 Franken zugleich der teuerste Anhänger – und der Croozer Kid Keeke (666 Fr.) liegen dicht beieinander.
Der Thule vermag zwar mit Qualität, einem riesigen Gepäckraum sowie dem besten Schutz bei Regen und Sonne zu punkten, verfügt aber über eine mühsam zu bedienende Kupplung. Der Croozer überzeugt mit einem leicht bedienbaren und sogar abschliessbaren Kupplungssystem, etwas mühsam sind jedoch die vielen Schnallen, mit denen die Kinder gesichert werden müssen.
Im Fahrverhalten schwingt der Croozer hingegen obenaus: Dank seiner innovativen Federung meistert er den Kipptest mit Abstand am besten und erreicht auch beim Fahrkomfort Bestnoten. Auch das zweitteuerste und ebenfalls gefederte Modell von Burley (834 Fr.) überzeugt mit hohem Sitzkomfort und zudem guter Reparierbarkeit.
Ungefederte Modelle mit Schwächen
Die Modelle Thule Courier, Hauck Dryk Duo Grey und Hamax Traveller haben alle keine Federung und sind daher deutlich günstiger. Sie schneiden bei den Fahreigenschaften aber auch wesentlich schlechter ab. Das schwächste Gesamtresultat erhält der Hamax Traveller (399 Fr.). Er ist zwar der leichteste Anhänger im Test, büsst aber in der Handhabung Punkte ein, da die Deichsel nur mühsam zu demontieren ist. Ausserdem ist er als einziges Modell nicht wasserdicht.
Auch der Budget-Anhänger Hauck Dryk Duo Grey (290 Fr.) überzeugt nicht. Er ist schwer, schlecht reparierbar, und auf dem Reissverschluss des Fliegennetzes lastet so viel Zug, dass er schon fabrikneu schwer zu öffnen und zu schliessen ist. Der Thule Courier (398 Fr.) ist aufs Nötigste beschränkt, lässt sich aber im Handumdrehen in einen Gepäck- oder mit entsprechendem Zusatzkit auch in einen Hundeanhänger umbauen. Das TCS-Fazit: Auch die günstigeren Anhänger sind nutzbar, erfordern jedoch Kompromisse bei Komfort und Sicherheit.