Die Corona-Krise hat den Onlinehandel angekurbelt. In den letzten Wochen hat die Schweizer Post mehr Pakete zugestellt als während des Weihnachtsgeschäfts, das sonst für Zusteller die arbeitsreichste Zeit im Jahr ist. 2019 stellte allein die Post vom 28. November bis Weihnachten 18,6 Millionen Pakete zu.
Eine solche Paketflut fordert nicht nur die Post und ihre Angestellten, sondern bleibt auch auf den Strassen nicht unbemerkt. Plötzlich sind die gelben Lieferwagen viel öfter unterwegs und stehen noch länger am Strassenrand. Das stört in ruhigen Wohnquartieren zwar weniger, aber gerade in engen Städten verstopfen die Lieferwagen die Strassen und stören so den Verkehrsfluss.
Auch auf Velowegen unterwegs
Ein deutsches Start-up will dafür nun eine Lösung gefunden haben. Es liess sich dabei von Enten inspirieren. Entsprechend heisst das Start-up – wie auch sein Produkt – Ducktrain (dt. Entenzug). Die Idee: Wie die Küken ihrer Entenmutter folgen, sollen fünf kleine Elektrofahrzeuge zu einem Zug vereint werden und einem Führungsfahrzeug folgen. Dies kann ein autonomes Ducktrain-Zugfahrzeug sein, aber auch der Zusteller zu Fuss oder auf dem Fahrrad.
Was sich im ersten Moment nach noch mehr Verkehr anhört, soll zu keiner zusätzlichen Belastung der Strassen führen. Denn die Ducktrains sind nur einen Meter breit und können damit die Velowege nutzen und auch in Fussgängerzonen einfahren, weil sie zwischen den Pollern durchpassen. Dementsprechend sind die einzelnen Ducks auf 20 bis maximal 25 km/h Spitze ausgelegt. Im Zustellbezirk angekommen, teilen sie sich auf und steuern unabhängig zwischen zehn und 500 Meter entfernte Ziele an. Dabei kann ein Ducktrain die Fracht eines herkömmlichen Transporters schultern. Die Ducks fassen genau eine Europalette und transportieren problemlos über 300 Kilogramm.
Frisch ab der Uni
Die Idee stammt von Verkehrsexperte Kai Kreisköther. Er lehrt an der technischen Uni Aachen, die zum Silicon Valley der deutschen Mobilität zu werden scheint. Schon vor fünf Jahren hat mit Günther Schuh ein Professor derselben Uni das Start-up e.Go Mobile gegründet, das kleine und preiswerte Elektroautos für die Stadt herstellen will. Wie Schuh tritt auch Kreisköther als Gründer seiner Firma auf.
Schon nächstes Jahr will das Start-up die ersten voll automatisierten Ducktrains bauen. Erste Tests sollen ab 2022 auf geschlossenen Arealen von Industrie- und Logistikfirmen stattfinden. Ein Serieneinsatz auf öffentlichen Strassen ist momentan ab 2025 geplant.
Von Post über Medis bis Pizza
Kreisköther hat grosse Pläne für seine Ducktrains: Durch verschiedene Aufbauten sollen sie am Morgen die Zeitungen zustellen, vormittags die restliche Briefpost sowie Pakete und am Abend warme Pizzas ausliefern. Dazwischen könnten sie als mobile Apotheken Medikamente nach Hause liefern oder das Gewerbe in der Stadt mit Waren versorgen. Alles ohne Fahrer und damit ganz coronakonform ohne menschlichen Kontakt.