Darum gehts
- Autoreparaturen bei neuen Fahrzeugen sind teurer geworden. Neue Sicherheitsfeatures sind der Haupttreiber
- Komplexere Bauteile und höherer Arbeitsaufwand führen zu steigenden Reparaturkosten
- Bei BMW-3er-Serie: Vier häufige Reparaturen kosten bei neuem Auto über 10’000 Franken mehr
Viele haben es bereits im eigenen Portemonnaie gespürt: Autoreparaturen sind bei neuen, modernen Fahrzeugen viel teurer geworden. Eine Studie des Vergleichsdiensts Comparis bestätigt jetzt den enormen Preisanstieg. «Die Analyse zeigt, dass die Technologie der grosse Treiber für die Reparaturkosten und somit auch die Versicherungsprämien ist», sagt Comparis-Finanzexperte Harry Büsser.
Der Grund ist klar: Bei neueren Fahrzeugen werden die Bauteile zugunsten der Sicherheit immer komplexer und somit teurer. Damit steigt auch der Arbeitsaufwand, was die Reparaturen zusätzlich verteuert. Günstigere Preise sind nicht in Sicht: «Wir gehen davon aus, dass der Trend zu steigenden Reparaturkosten anhält», so Büsser.
Tausende Franken mehr für moderne Autos
Der Vergleichsdienst untersuchte 305’000 Schäden bei in der Schweiz populären Modellen. Konkret handelte es sich um die Modelle Audi A3, BMW 3er, Mercedes-Benz C-Klasse, Škoda Octavia und VW Golf. Analysiert wurden Materialkosten und Arbeitszeitaufwand für folgende Reparaturen: Scheinwerferlicht, Windschutzscheiben, Frontstossstange mit Kühlergrill.
Resultat: Bei fast allen Modellen waren die Reparaturkosten bei einem einjährigen Fahrzeug Tausende Franken höher als bei einem zehnjährigen Auto. Am grössten war der Anstieg beim 3er-BMW. Für die untersuchten Reparaturen wurden beim einjährigen Auto 15’562 Franken fällig. Beim zehnjährigen Auto waren es hingegen nur 5035 Franken. Das ergibt eine Differenz von 10’527 Franken.
Beim Škoda Octavia betrug die Differenz 4575 Franken, beim Audi A3 lag sie bei 3592 Franken. Nur beim VW Golf war die Differenz zwischen einjährigem und zehnjährigem Auto mit 362 Franken gering. Nicht Teil der Untersuchung waren Elektroautos. Doch auch diese sind bei Reparaturen teurer als Verbrenner, der Unterschied beträgt rund zehn Prozent, wie «Auto Bild» kürzlich berichtete.
Scheinwerfer und Windschutzscheiben stark verteuert
Besonders stark gestiegen sind laut Comparis die Reparaturkosten bei Scheinwerfern und Windschutzscheiben. Denn aktuelle Modelle sind oft mit hochentwickelten Komponenten wie LED-Scheinwerfern und in die Windschutzscheiben integrierten Fahrerassistenzsystemen ausgestattet.
Dazu kommt: «Reparaturen oder der Austausch dieser modernen Teile erfordern spezialisierte Fähigkeiten, Werkzeuge und eine präzise Kalibrierung», sagt Büsser. «Das führt zusätzlich zu deutlich höheren Arbeitszeiten und somit zu höheren Gesamtkosten.»
Vollkaskoversicherung länger behalten
Was sollen Autokäuferinnen und Autokäufer mit einem neuen Auto also tun? Bisher galt die Faustregel: Nach vier Jahren lohnt sich wegen des Wertverlusts der Wechsel von einer Vollkasko- zur Teilkaskoversicherung. Doch das hat sich inzwischen geändert: «Wegen der steigenden Reparaturkosten sollten Autobesitzende erwägen, die Vollkaskoversicherung etwas länger zu behalten als üblicherweise bislang empfohlen», so Büsser.
Eine Vollkaskoversicherung könne auch für ältere Autos sinnvoll sein, sagt der Experte. «Wer sich gegen unerwartet hohe Reparaturausgaben absichern möchte, fährt mit einem längeren Vollkaskoschutz besser.»