Virtuelle A-Säule gegen Blindflug
Mehr Sicherheit dank freier Sicht

Mit Kameras und modernen OLED-Displays will Continental die Sicherheit für Fussgänger und Velofahrer erhöhen. Die Technologie soll dem Autofahrer zeigen, was sich hinter der Fenstersäule verbirgt.
Publiziert: 30.10.2018 um 05:17 Uhr
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Aktualisiert: 30.10.2018 um 07:57 Uhr
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Die virtuelle A-Säule: Kameras nehmen die Umgebung des Autos auf und zeigen auf einem OLED-Display in der A-Säule, was sich hinter der Säule im Freien abspielt.
Foto: Werk
Raoul Schwinnen

Je neuer das Auto, desto wahrscheinlicher ists Ihnen auch schon passiert: Links abbiegen – und im allerletzten Moment taucht ein Velo, Töff oder Passant auf, zuvor verdeckt durch eine der breiten vorderen Fenstersäulen. Zu ähnlichen Situationen kommts an Verkehrskreiseln – die sogenannte A-Säule versperrt den zwar kleinen, aber wichtigen Ausschnitt zwischen Front- und Seitenscheibe. Zwecks Crashsicherheit sind die A-Säulen in den letzten Jahren dicker geworden und werden somit zum Risiko für Schwächere.

Mit dieser Konstruktion der A-Säule wollte Volvo 2001 das Problem lösen.
Foto: Werk

Volvo tüftelte schon 2001

Das Problem ist nicht neu. Und die Autobranche arbeitet schon länger daran. So zeigte Volvo bereits vor 17 Jahren an der Detroit Motorshow das Volvo Safety Concept Car (SCC), unter anderem mit «durchsichtigen» A-Säulen, die wie ein kleiner Eiffelturm in einer Fachwerkstruktur ausgeführt waren, so dass man zwischen den Streben hindurchgucken konnte. Während fast alle Visionen des Konzepts von 2001 heute längst Serie sind, blieb die transparente A-Säule des SCC bis heute ein Einzelstück. Zu hoch war offenbar der technische Aufwand und die damit verbundenen Kosten.

Continental hat die Lösung

Weil durch die höheren Sicherheitsstandards die vorderen, tragenden Fahrzeugsäulen immer breiter. so aber auch zum Sicherheitsrisiko für schwächere Verkehrsteilnehmer werden, präsentiert Zulieferer Continental nun die sogenannte virtuelle A-Säule. Kernelemente dabei sind flexible OLED-Displays und eine Innenraum-Kamera.

So funktionierts

Weil Fahrer das durch die A-Säulen eingeschränkte Sichtfeld oft durch einen kleinen Positionswechsel kompensieren, erfasst eine direkt über dem Lenkrad angebrachte Innenraum-Kamera die Bewegungen des Fahrers. Gleichzeitig senden die aussen am Auto montierten Surround View-Kameras Aufnahmen von der unmittelbaren Fahrzeugumgebung an die OLED-Displays, die im Innern des Autos in die A-Säulen integriert sind. Die Live-Aufnahmen der externen Kameras bieten so dem Fahrer in Verbindung mit der Erfassung seiner Kopfbewegungen eine dynamische Perspektive seines Fahrzeugumfelds. Die virtuelle A-Säule eröffnet so ein völlig neues, räumliches Sichtfeld und simuliert den Blick durch ein durchgehendes Fenster. Sprich: Man guckt quasi durch die A-Säule hindurch, und das Bild bewegt sich sogar dann mit, wenn wir unseren Kopf bewegen.

Ein Innovationsprojekt

«Dank unserer neuen Technologie können Autofahrer Fussgänger und andere Fahrzeuge, die sich von links und rechts nähern und unter normalen Umständen von der A-Säule verdeckt würden, nahezu uneingeschränkt sehen», erklärt Karsten Michels, Leiter Systems & Technology bei Continental Interior: «Damit dämmen wir ein schwerwiegendes Sicherheitsrisiko für viele Verkehrsteilnehmer massgeblich ein.» Noch handelt es sich bei der virtuellen A-Säule um ein Innovationsprojekt. Folglich ist es noch zu früh, um einen Termin für eine allfällige Serienfertigung zu nennen. «Aber», so Michels, «wir haben damit bewiesen, dass es möglich wäre.» Hoffen wir, dass bald ein Autohersteller bei der Continental-Idee zugreift.

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Jaguars Ghost Car

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Jaguars «Urban Windscreen»
Werk

Was Continental kann, kann Jaguar schon lange. Bereits vor vier Jahren zeigten die Briten ihre XJ-Studie «Ghost Car». Dieses «Geisterauto» verfügte unter anderem über eine sogenannte «Urban Windscreen» (Bild). Wie bei Continental lieferten auch beim Jaguar Digitalkameras Liveaufnahmen vom Aussenbereich des Fahrzeugs und projiziierten diese Bilder zeitgleich auf hochauflösende Displays in den tragenden A- und C-Säulen und erweiterten so den Blickwinkel des Fahrers zur ungehinderten Rundum-Sicht. Inzwischen ist es aber wieder still um Jaguars «Urban Windscreen» geworden.

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