Interview mit VWs Elektro-Verantwortlichem
«Ein Tablet auf Rädern»

Kürzlich am Pariser Autosalon präsentierte VW die Elektrostudie I.D. mit einer Reichweite von 600 Kilometern. Allerdings wird dieses Fahrzeug frühestens 2020 auf den Markt kommen – getreu der VW-Strategie spät aber richtig. SonntagsBlick sprach mit dem Projektverantwortlichen Christian Senger.
Publiziert: 07.11.2016 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 22:45 Uhr
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VW I.D.
Foto: Werk
Interview: Wolfgang Gomoll

SonntagsBlick: Mit dem I.D. versprechen Sie ab 2020 eine Reichweite von 600 Kilometern. Ein Versprechen oder Wunschdenken?
Christian Senger:
Ein Versprechen! Wir wissen, dass E-Mobile mit einer Reichweite von 200 Kilometern meist nur als Zweitwagen genutzt werden. Mit einer Reichweite von 300 bis 400 Kilometern beginnt der Einstieg in die Alltagsmobilität. Und bei 600 Kilometern hinterfragen die Leute gar die Notwendigkeit eines Plug-in-Hybrids, weil dann das E-Mobil voll langstreckentauglich ist.

Das bedeutet?
Wir wollen Weltmarktführer in der Elektromobilität werden und über eine Million Elektro-Autos verkaufen. Das setzt voraus, dass wir in die Alltagsmobilität und ins Segment der Erstfahrzeuge für Familien und Geschäftsleute vorstossen. Wer heute einen normalen Golf kauft, muss morgen einen I.D. kaufen.

Christian Senger (42), Chef der VW-Baureihe E-Mobility.
Foto: Werk

Folglich ist die Reichweite erfolgsentscheidend?
Genau. Deshalb entwickeln wir einen komplett neuen Baukasten für Elektromobilität. Die Fahrzeuge müssen um die Batterie herum konzipiert werden. Nur so lassen sich Akkus integrieren, die gross genug sind, um den Wunsch nach viel Reichweite zu erfüllen. Wie das aussehen wird, sehen Sie am I.D. Wir schieben die Achsen weit auseinander, um möglichst viel Platz für eine geeignete Batterie zu schaffen. Die ist nicht nur gross, sondern vom Prinzip her auch einfach. Denn wir wollen nicht nur genügend Reichweite anbieten, sondern diese auch bezahlbar machen.

Wie wird die Batterie ausschauen?
Flach, bei der man Module wie Schokoladenriegel einlegen kann. Um Kosten zu senken vereinfachen wir auch die Verschaltungsart. Zudem können wir die Batterien so ohne viel Aufwand in der Grösse skalieren. Wir werden künftig verschiedene Reichweitenpakete anbieten, genauso wie wir es heute mit den diversen Motorvarianten tun.

Was ist das Besondere am I.D.?
Er wird ein Tablet auf Rädern sein. Die Menschen sind heute von intelligenten Geräten wie Smartphone, Tablet oder Küchengeräten umgeben. Da muss auch das Auto ein intelligentes Gerät werden und alle Apps, die wir gewohnt sind, müssen auch im Fahrzeug funktionieren. Der I.D. wird automatisierte Fahrfunktionen mit auf den Weg bekommen. Ebenso wird es einen App-Store von VW geben. Das erleichtert Updates und lässt das Fahrzeug in der Wahrnehmung der Leute weniger schnell altern. Diese Umfänge entwickeln wir übrigens mit anderen Autoherstellern zusammen und schaffen so mehr Standardisierung.

2020 soll VWs Studie serienreif sein, fünf Jahre darauf gar autonom fahren.
Foto: Werk

Und das Thema Sicherheit?
Ist ein sehr wichtiger Punkt. Datensicherheit, Ausfallssicherheit, Diagnosefähigkeit und Funktionssicherheit werden hochrelevant sein. Wir lösen diese Probleme und schlagen eine Brücke ins digitale Zeitalter. Der I.D. wird deutlich weniger Steuergeräte an Bord haben als ein heutiges VW Modell, bei dem rund 40 verbaut sind. Ersetzt werden sie von starken Rechnern mit grösseren Speichern – vor allem wichtig für Fahrzeug-Updates. Denn wir denken, dass E-Fahrzeuge nur dann erfolgreich sind, wenn nicht nur der Antrieb emissionsfrei ist, sondern auch die Digitalisierung und die Service-Orientierung zu Ende gedacht und umgesetzt werden. Deswegen ist das Tablet-auf-Rädern-Konzept so wichtig. Das Auto muss zum Element einer Service-Kette werden. Das bedeutet auch, dass das Internet nicht ins Auto kommt, sondern das Auto ins Internet.

Und so bleibt sich VW auch bei der E-Mobilität treu: Wir kommen spät, aber richtig?
Dieser Satz gefällt mir.

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