Seit 1. Juli gilt in der Schweiz die neue CO2-Regelung mit Strafabgabe. Hat sich das bereits bemerkbar gemacht?
Bernhard Soltermann: Um sich der drohenden Abgabe zu entziehen, wurden viele CO2-starke Autos noch vor diesem Termin eingelöst. Das hat in den letzten Monaten zu einem leicht überhitzenden Markt geführt, der im Juni mit rund 40 000 Fahrzeugen den Höhepunkt erreichte.
Der Rekord-Juni kam für Sie also nicht überraschend?
Wir haben damit gerechnet, aber das Resultat ist weit deutlicher ausgefallen als erwartet. Gerade die Direktimporteure, die ja vor allem von leistungsstarken, also CO2-lastigen Autos leben, haben massiv Neuwagen eingelöst.
Hat die Amag da auch mitgemacht?
In sehr beschränktem Masse ja. Wir haben vor allem Lagerfahrzeuge eingelöst – ein Prozess, der seit Mai lief. Für uns war das eine Bereinigungsaktion. Wir haben diese Fahrzeuge mit Zusatzprämien an Kunden geliefert.
Die Direktimporteure, die in den letzten zwölf Monaten sehr erfolgreich operierten, werden durch die CO2-Abgabe massiv zurückgebunden. Macht dies das Geschäft für Sie einfacher?
Ja und nein. Nein, weil wir eine Verlagerung in Richtung jüngerer Occasionen, sechs Monate und älter, erwarten. So können die CO2-Abgaben leider umgangen werden. Wir empfinden diese Möglichkeit als Missbrauch und werden hier logischerweise nicht mitmachen. Schliesslich wurde die neue Gesetzgebung ja mit der politischen Absicht eingeführt, unsere Luft sauberer zu machen und den Zielwert von 130 g/km CO2 zu erreichen. Ja, weil wir den Kunden viele CO2-optimierte Modelle anbieten können.
Die Grossimporteure sind jetzt aber weniger stark unter Druck als vor dem 1. Juli. Werden die Autos also wieder teurer?
Ich denke nicht. Der Preisrutsch war nachhaltig. Der Auslöser war der schwache Euro vor rund einem Jahr. Die Preise haben sich seitdem um rund 15 bis 20 % nach unten korrigiert. Und das wird wohl so bleiben.
Hat sich durch die neue CO2-Regelung das Kundenverhalten geändert – werden nun eher verbrauchsarme Autos gekauft?
Ich denke, dass die CO2-Geschichte noch nicht bei den Konsumenten angekommen ist. Sie haben ja auch keine Nachteile und keine politischen Anreize. Jeder Importeur, auch wir, versucht ohne Busse über die Runden zu kommen. Die Lenkungsabgaben auf CO2 treffen zurzeit sowieso nur die Importeure und nicht den Käufer. Bis jetzt wurde kein Auto teurer.
Das tönt ganz anders als vor einem Jahr. Damals haben die offiziellen Importeure vor Millionenkosten für die Konsumenten gewarnt.
Das ist korrekt. Als Importeur hatten wir noch nicht die genauen Informationen, was für riesige Fortschritte die Hersteller in kurzer Zeit erzielen. Es geht technologisch zum Glück rasant vorwärts.
Hoffen Sie mit speziellen Aktionen, zum Beispiel günstigen Leasingangeboten, dass vermehrt Sparmobile gekauft werden?
Aufgrund der Topografie, aber auch aus Tradition lieben die Schweizer nach wie vor etwas stärkere Autos und 4x4. Das müssen wir mit sparsameren Modellen kompensieren. Zum Glück kann die Amag das über mehrere Marken tun, so dass der Kunde immer noch freie Wahl und eine grosse Auswahl hat.
Welchen CO2-Zielwert nimmt sich die Amag vor?
Exakt die 130 g. Und die werden wir erreichen.
Also genau, was vorgeschrieben ist?
Genau! Das ist ambitiös, da hier auch Porsche mitzählt.
Wie hat sich die Amag-Importflotte in punkto CO2 entwickelt?
2010 hatten wir über alle Marken einen Schnitt von 153 g/km, 2011 waren es 149 g/km, 2012 sind wir im 1. Halbjahr bei 147 g/km. Runtergerechnet auf die vorgeschriebenen 65 % werden wir Ende Jahr bei exakt 130 g/km landen.
Hat sich das Einkaufsverhalten der Amag verändert?
Ja, es ist eine vierte Dimension dazugekommen. Bislang spielten Marktvolumina, möglicher Preis und unsere Verdienstspanne eine Rolle. Jetzt kommt die CO2-Grenze dazu. Wenn wir uns zum Beispiel auf 400 Audi RS4 festgelegt haben, können wir diese Anzahl nicht einfach ohne zusätzliche Kompensationsmassnahmen mit anderen Modellen erhöhen.
Der Neuwagenmarkt lag im 1. Halbjahr klar über Vorjahr. Was erwarten sie bis Ende 2012?
Wir rechnen mit einem komischen Marktverlauf. Das erste Halbjahr war überhitzt, das dritte Quartal wird deutlich schwächer. Gegen Jahresende könnte es nochmals einen Hype geben, da 2013 die nächste CO2-Stufe ansteht. Wir rechnen für 2012 mit 270 000 offiziell und 30 000 direkt importierten Fahrzeugen, also in Summe leicht unter Vorjahr.
Hat die Amag dank der CO2-Regelung nicht zusätzliche Marktvorteile?
Dass wir schnell die neuesten Technologien erhalten, und zwar für mehrere Marken gleichzeitig, ist sicher der grösste Vorteil. Zusätzlich hilft uns natürlich unser Fahrzeugbestand in der Schweiz von rund einer Million Fahrzeugen.
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Bernhard Soltermann wurde am 5. Januar1965 in Bern geboren. Nach einem Wirtschaftsstudium an der Uni in Bern (lic. rer. pol), mit zusätzlichem Masterabschluss in Boston und Zürich stieg er 1991 in die Autobranche ein. Zuerst bei Peugeot, ab 1993 bei Ford Switzerland (Marketing und Verkauf), 2005 Wechsel ins Headquarter nach Köln, 2007 Generaldirektor Ford Österreich, ab 2009 zusätzlich CEO Ford Switzerland, ab 2012 Managing Director Amag Import (Audi, Seat, Skoda, VW). Bernhard Soltermann ist mit Nicole verheiratet und hat einen Sohn. Er wohnt in Uetikon am See ZH und fährt in seiner Freizeit gerne Sportwagen, spielt Tennis und widmet sich der Musik.
Bernhard Soltermann wurde am 5. Januar1965 in Bern geboren. Nach einem Wirtschaftsstudium an der Uni in Bern (lic. rer. pol), mit zusätzlichem Masterabschluss in Boston und Zürich stieg er 1991 in die Autobranche ein. Zuerst bei Peugeot, ab 1993 bei Ford Switzerland (Marketing und Verkauf), 2005 Wechsel ins Headquarter nach Köln, 2007 Generaldirektor Ford Österreich, ab 2009 zusätzlich CEO Ford Switzerland, ab 2012 Managing Director Amag Import (Audi, Seat, Skoda, VW). Bernhard Soltermann ist mit Nicole verheiratet und hat einen Sohn. Er wohnt in Uetikon am See ZH und fährt in seiner Freizeit gerne Sportwagen, spielt Tennis und widmet sich der Musik.
Bis Ende 2015 sollen Neuwagen in der Schweiz im Schnitt nur noch 130 g/km Kohlendioxid ausstossen, was einem Normverbrauch von gut 5,6 bzw. 5,0 l/100 km Benzin bzw. Diesel entspricht. Dieses Jahr müssen 65 % der Neuwagen 130 g/km erreichen; dieser Wert wird bis 2015 schrittweise auf 100 % erhöht. Die 130 g/km beziehen sich auf das durchschnittliche Leergewicht. Ist das Auto leichter, ist der Wert tiefer – und umgekehrt. Vor allem können Grossimporteure ihre verkauften Autos miteinander verrechnen. So kann etwa VW mit dem kleinen Up den Touareg kompensieren oder BMW eigene Modelle mit der Tochtermarke Mini. Weiter gelten für kleine Autobauer weniger strenge Ziele. Und importierte Gebrauchtwagen, die älter als 6 Monate sind, fallen nicht unter die Regelung. Dazu kann etwa ein Elektroauto zur Kompensation mehrfach gewertet werden.
Bis Ende 2015 sollen Neuwagen in der Schweiz im Schnitt nur noch 130 g/km Kohlendioxid ausstossen, was einem Normverbrauch von gut 5,6 bzw. 5,0 l/100 km Benzin bzw. Diesel entspricht. Dieses Jahr müssen 65 % der Neuwagen 130 g/km erreichen; dieser Wert wird bis 2015 schrittweise auf 100 % erhöht. Die 130 g/km beziehen sich auf das durchschnittliche Leergewicht. Ist das Auto leichter, ist der Wert tiefer – und umgekehrt. Vor allem können Grossimporteure ihre verkauften Autos miteinander verrechnen. So kann etwa VW mit dem kleinen Up den Touareg kompensieren oder BMW eigene Modelle mit der Tochtermarke Mini. Weiter gelten für kleine Autobauer weniger strenge Ziele. Und importierte Gebrauchtwagen, die älter als 6 Monate sind, fallen nicht unter die Regelung. Dazu kann etwa ein Elektroauto zur Kompensation mehrfach gewertet werden.