Traditionsreiche Autohersteller zitieren beim Design oft ihre Historie. Audi dagegen scheint immer nur vorwärts zu blicken?
Marc Lichte: Das stimmt. Wir haben unsere drei Markenwerte Sportlichkeit, Hochwertigkeit und Progressivität im Slogan «Vorsprung durch Technik» zusammengefasst. Unsere Sportlichkeit stellten wir mit Quattro und Erfolgen beim Rallye- und Langstreckensport unter Beweis. Bei der Progressivität unterscheiden wir uns stark von den Mitbewerbern. Keine andere Marke hat sich in den letzten 20 Jahren so immens verändert wie Audi.
Aber sind traditionelle Erkennungsmerkmale beim Styling nicht auch wichtig?
Natürlich. BMW hat seine Niere, Mercedes seine Front mit dem Stern. Bei Audi hatten wir lange Nichts. Das Gesicht eines Audi 100 aus den 1980er Jahren war absolut austauschbar. Doch dann hat unser früherer VW-Group-Chefdesigner Walter de Silva vor gut zehn Jahren mit wenigen Strichen den Single-Frame-Kühlergrill geschaffen. Genial! Seither hat Audi endlich ein Gesicht. Trotzdem wird sich dieser Kühlergrill künftig in den einzelnen Modellreihen stark unterscheiden. Bei einem A8 ist er sehr gross und wuchtig und fungiert als Statussymbol. 90 Prozent unserer A8 gehen nach China. Und die Chinesen lieben das.
Gibts so etwas wie einen Design-Meilenstein bei Audi?
Es gibt zwei Autos, die unser Design massgeblich beeinflussen. Das eine ist der erste Audi TT: Ein Fahrzeug, das die «Bauhaus»-Ideologie konsequent umgesetzt hat. Der Aufbau ist sehr schlank mit dünnen Säulen und einer ganz niedrigen Dachlinie. Das werden wir konsequent weiterverfolgen. Das zweite Fahrzeug ist der Ur-Quattro! Mit seiner prägnanten Seitenlinie stellt er den Quattro-Antrieb auch sichtbar dar. Und auch da werden wir in dieser Richtung weiterarbeiten. Der Antrieb wird bei jedem Quattro-Auto sofort erkennbar sein.
Lichte wurde am 9. August 1969 in Arnsberg/D geboren. Bereits während seines «Transportation Design»-Studiums an der Hochschule in Pforzheim/D begann er 1996 seine berufliche Laufbahn beim VW-Konzern. Dort stieg er zum Leiter des Design Exterieur Studios auf und arbeitete an Serienmodellen wie dem VW Golf V, VI und VII. Seit 1. Februar 2014 leitet Lichte das Audi-Design. In dieser Position verantwortet er neben dem Exterieur- und Interieurdesign auch den Bereich Colour & Trim sowie die Gestaltung der Rennwagen.
Lichte wurde am 9. August 1969 in Arnsberg/D geboren. Bereits während seines «Transportation Design»-Studiums an der Hochschule in Pforzheim/D begann er 1996 seine berufliche Laufbahn beim VW-Konzern. Dort stieg er zum Leiter des Design Exterieur Studios auf und arbeitete an Serienmodellen wie dem VW Golf V, VI und VII. Seit 1. Februar 2014 leitet Lichte das Audi-Design. In dieser Position verantwortet er neben dem Exterieur- und Interieurdesign auch den Bereich Colour & Trim sowie die Gestaltung der Rennwagen.
Das Audi-Design war lange Jahre zu uniform – perfekt, aber langweilig ...
Ich habe die Autos damals nicht gestaltet. Aber ich kenne den Grund. Wir hatten mit dem Single-Frame-Grill zwar das neue Audi-Gesicht, mussten dieses aber erst über alle Markenreihen etablieren. Und das dauerte zehn Jahre. Jetzt ist aber der richtige Zeitpunkt gekommen, um das Audi-Design wieder progressiver zu gestalten. Und danach werden sich die einzelnen Modellreihen auch wieder signifikant unterscheiden.
Gibts so etwas wie ein Lastenheft von Entwicklung und Marketing, bevor Sie mit den Entwürfen für ein neues Design beginnen?
(schmunzelt) Interessant, dass sie das ansprechen. Ich habe heute mit einem Kollegen von BMW genau über dieses Thema gesprochen. Bei ihm diktiert das Marketing alles. Ich hatte meine Strategie an meinem ersten Arbeitstag allen sieben Vorständen präsentiert – und danach hatte ich keine Probleme mehr. Natürlich arbeite ich stets eng mit Vertrieb und Marketing zusammen. Und höre auch zu.
Zeichnen Sie eigentlich noch selbst, oder diskutieren und beeinflussen Sie «nur» noch die Entwürfe ihrer Kollegen?
An mindestens einem Drittel eines Arbeitstages sitze ich in Meetings mit Vorständen. Meine Präsenz dort ist wichtig, da ich so meine Design-Ideologie einbringen kann. Aber selbst dort habe ich meinen Zeichenblock immer dabei. Ich zeichne eigentlich den ganzen Tag über. Ich habe natürlich eine Vision, die ich meinem Team grob mitteile. Die legen dann los und zusammen entwickeln wir dann das endgültige Design.
Die individuelle Mobilität steht vor dem Umbruch – Stichworte E-Antrieb, autonome Fahrzeuge, Car-Sharing. Wie gehen sie als Designer mit diesen Themen um?
Lange Zeit entwarfen wir eine Hülle und schauten dann, wie man vier Sitze und ein Lenkrad darin unterbringt. Diese Arbeitsweise dreht sich nun gerade um. Jetzt legen wir erst fest, was und wie das Auto eingesetzt werden soll. Dann legen wir die Innenraumarchitektur fest und entwerfen erst dann die Hülle drum. Bestimmt ein Drittel unserer Zeit investieren wir in die Vorentwicklung, wo wir weit voraus denken und viele Sachen ausprobieren. Mit diesem Wandel bricht für einen Automobil-Designer eine ganz spannende Zeit an.
Wie lassen sie sich inspirieren?
Wir Autodesigner kreieren Trends auf dem Automobil-Sektor. Aber es entstehen in anderen Bereichen genauso Strömungen, die wir aufgreifen können. Jeder guckt bei jedem, das ist auch in Ordnung so. Wir gehen sehr viel auf Messen und Ausstellungen, zum Beispiel Möbel- oder Bootsmessen. Auch an der aktuellen Kunst- oder Grafik-Szene orientieren wir uns.
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Mit dem vor einem Monat am Genfer Autosalon erstmals als Studie gezeigten Q8 lanciert Audi endlich einen direkten Rivalen für das BMW X6 Sports Activity Coupé und das Mercedes GLE Coupé. Chefdesigner Marc Lichte verspricht: «Wenn unser Premium-SUV ab 2018 in Bratislava in Serienproduktion geht, wird er optisch zu 100 Prozent der Studie entsprechen.» Ein Jahr später, 2019, startet dann der kleinere Bruder des Q8, das sogenannte Compact Utility Vehicle Q4, das sich als coupéartige, sportliche Alternative zwischen Q3 und Q5 einreihen wird.
Mit dem vor einem Monat am Genfer Autosalon erstmals als Studie gezeigten Q8 lanciert Audi endlich einen direkten Rivalen für das BMW X6 Sports Activity Coupé und das Mercedes GLE Coupé. Chefdesigner Marc Lichte verspricht: «Wenn unser Premium-SUV ab 2018 in Bratislava in Serienproduktion geht, wird er optisch zu 100 Prozent der Studie entsprechen.» Ein Jahr später, 2019, startet dann der kleinere Bruder des Q8, das sogenannte Compact Utility Vehicle Q4, das sich als coupéartige, sportliche Alternative zwischen Q3 und Q5 einreihen wird.