Chauffeur Hans «Housi» Frei
Der König der Landstrasse

Im Rückwärtsgang mit dem Anhängerzug über den Gotthard? Kein Problem für Hans «Housi» Frei (69): Der Berufschauffeur ist nach fünf Millionen Kilometern, sieben Chauffeurs-WM-Siegen und vier Weltrekorden der unumstrittene König der Landstrasse.
Publiziert: 19.10.2014 um 09:10 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 19:51 Uhr
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Hans «Housi» Frei in seinem Thronsaal mit den gewonnen Pokalen.
Von Martin A. Bartholdi (Text) und Philippe Rossier (Fotos)

Wir fahren durch ein stilles Wohnquartier in Niederglatt ZH. Reihenhäuser, versetzte Parkfelder, viel Grün, Geranienkästen. Plötzlich, wie ein Trugbild, durchbricht ein Gigant die Vorstadtidylle. Auf dem Vorplatz eines Hauses eine Sattelzugmaschine: Renault T-Truck, T 440, 520 PS, dunkel und mächtig. Hinten fehlen ihr nur Millimeter bis zu einem Mäuerchen, vorne wenige Zentimeter bis zur nächsten Mauer. Keine Frage, hier war ein Profi am Werk. Ein Profi wie der stämmige Mann, der uns erwartet: Hans «Housi» Frei.

Der gebürtige Bieler hat praktisch sein ganzes 69-jähriges Leben im Führerhaus verbracht, und auch sonst dreht sich bei ihm alles um Brummis. Hinter der Tür empfängt uns eine Schar Teddybären. «Der Teddy ist seit Ende der 70er mein Maskottchen und bei jeder Fahrt dabei», erzählt Housi: «Der Song 'Ruf' Teddybär eins-vier' von Jonny Hill hat mich darauf gebracht.» Als er dann zufällig den ersten Bären sah, kaufte er ihn spontan.

An den Teddys vorbei in den Keller. Zuerst alles wie in einem normalen Haus: Putzzeug, ein wenig Gerümpel, Waschmaschine. Doch nach noch einer Treppe betreten wir den Thronsaal des Königs der Landstrasse: Zwei Korridore aus Vitrinen voller Pokale von all den Geschicklichkeitswettbewerben sowie unzähliger LKW- und Bus-Modelle der letzten Jahrzehnte. Sieben Pokale stehen für die höchsten Auszeichnung eines Chauffeurs: den Weltmeistertitel im Geschicklichkeits- oder, so dessen offizieller Name, Sicherheitsfahren.

Erstmals 1972 nahm Hans Frei an der WM teil; bereits fünf Jahre später gewann er an der Heim-WM in Lausanne den ersten Einzeltitel in der Kategorie Bus. Es folgten zwei weitere Solo-Titel 1984 in Finnland und 1986 in den Niederlanden sowie vier Titel mit dem Schweizer Team. Dabei stellte der stämmige Chauffeur nicht nur seine Fähigkeiten hinter dem Lenkrad unter Beweis. Die Teilnehmer müssen einen Theorietest ablegen, Fehler am Fahrzeug finden und Ladung sichern. Beeindruckend: Ein Parcours mit 14 bis 18 Hindernissen ist abzufahren, mit Distanzeinschätzen, Präzisions- und Rückwärtsfahren.

Die besten Erinnerungen hat Frei an die WM in Finnland. «Auf diesen Weltmeistertitel bin ich besonders stolz, weil die Finnen einen sehr anspruchsvollen Kurs aufgestellt hatten.» Er schmunzelt und fügt an: «Dazu hatten wir mit ihnen einfach eine grossartige Party.» Doch auch die Bronzemedaille 2000 in Budapest war ein besonderes Erlebnis. Eigentlich hatte sich König «Housi» bei der Schweizermeisterschaft nicht für die WM qualifiziert. Trotzdem war er auf dem Weg nach Ungarn, um das Schweizer Team zu überraschen. «Dort musste ich einspringen, weil ein Schweizer krankheitshalber ausfiel, und holte mit dem Sattelzug gleich den dritten Platz.» Es sollte sein letzter Podestplatz bleiben. Bei seiner 25. Teilnahme Ende September 2014 in Polen belegte er nur den 34. von 37. Rängen. Frei nimmts gelassen: «Nur ein Fehler bei einem Hindernis, und die vorderen Plätze sind weg!» Und sowieso sei ihm der Kontakt vor Ort wichtiger als die Platzierung.

Freis Anspruch auf den Thron im Führerhaus steht ohnehin nicht in Frage. Denn neben seinen sieben WM-Titeln kürte er sich auch mit vier Weltrekorden im Rückwärtsfahren mit einem Anhängerzug zum König der Landstrasse; alle vom Guinness Buch der Rekorde beglaubigt. Spektakulär war seine Fahrt im Rückwärtsgang (!) über den Gotthard im Jahr 2000. Von Airolo nach Hospental legte er exakt 23,3 Kilometer zurück, ohne auch nur einmal auszukuppeln. Nach 4 Stunden und 11 Minuten stieg er völlig entspannt aus. Seine letzter Rekord 2005 war wegen der Steigungen etwas heikler. Damals legte er die legendäre Nordschleife der «Grünen Hölle» des Nürburgrings rückwärts zurück. 34,6 Kilometer in 6:25 Stunden. Heute, zehn Jahre später, hat der König eine neue Rekordkrone im Sinn: In einem 25-Meter-Gigaliner (Sattelzug plus Hänger) will er 100 Kilometer weit fahren – rückwärts. «Das würde ich problemlos schaffen, nur ists schwer, eine Strecke dafür zu finden.» Doch der König im Unruhestand hält die Augen offen. Wir werden wieder von ihm hören.

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Zur Person

Hans «Housi» Frei (17. Dezember 1944) wächst als Einzelkind in Biel BE auf. Während die anderen Kinder Fussball spielen, beobachtet er die Lastwagen und Baumaschinen auf Baustellen. Nach seiner Feinmechanikerlehre heuert er bei einem Transporteur an und macht 1966 den LKW-Fahrausweis. Seither ist er immer auf Achse. 18 Jahre lang fährt er die Vorfeldbusse am Flughafen und einige Jahre international durch Europa. Noch heute überführt er gelegentlich LKW und Busse. Und dabei kann er sich auch jederzeit auf Lebenspartnerin Rita Moser verlassen.

Hans «Housi» Frei (17. Dezember 1944) wächst als Einzelkind in Biel BE auf. Während die anderen Kinder Fussball spielen, beobachtet er die Lastwagen und Baumaschinen auf Baustellen. Nach seiner Feinmechanikerlehre heuert er bei einem Transporteur an und macht 1966 den LKW-Fahrausweis. Seither ist er immer auf Achse. 18 Jahre lang fährt er die Vorfeldbusse am Flughafen und einige Jahre international durch Europa. Noch heute überführt er gelegentlich LKW und Busse. Und dabei kann er sich auch jederzeit auf Lebenspartnerin Rita Moser verlassen.

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