Audi-Vorstandschef Bram Schot gibt zu: «Wir können mit unserer Performance nicht zufrieden sein. Audi hat hervorragende Produkte auf dem Markt, aber unternehmerisch haben wir vor allem WLTP als den ultimativen Stresstest nicht bestanden.» Viele deutsche Hersteller haben wie Audi die Umstellung vom jahrelang geltenden Verbrauchszyklus NEFZ (Neuer Europäischer Fahr Zyklus) auf WLTP (World Light Vehicle Test Procedure) nicht fristgerecht zum 1. September 2018 geschafft. Wegen der vergleichsweise kleinen Stückzahlen hatte Audi die Überprüfung der leistungsstarken Achtzylinder nach hinten geschoben – doch selbst neun Monate nach der WLTP-Einführung können Achtzylinder-Versionen der Modelle A7, A8, Q7 oder Q8 weiterhin nicht angeboten werden.
Zu grosse Modellvielfalt
Audi (und auch anderen deutschen HerstellerN) wurde zum Verhängnis, dass von den meisten Motoren eine gigantische Zahl von Varianten existiert. So gibts etwa den Zweiliter-Vierzylinder-Benziner vom Typ EA 888 in zahllosen Audi-Modellen – vom kleinen A1 bis zum mächtigen Q7. Mal mit Handschaltung, mal mit DSG, mal mit oder ohne 4x4 und dazu in den unterschiedlichsten Kombinationen von Rädern und Aufbauten. Da sich fast jede Kombination unterschiedlich auf Gewicht, Spezifikation und damit auch auf den Verbrauch auswirkt, ist der Aufwand, all diese Varianten auf den neuen WLTP-Zyklus abzustimmen, gigantisch.
Test dauert doppelt so lang
Wer aber glaubt, das «Elend der Entwicklungsabteilungen» habe bald ein Ende, irrt. Denn schon kündigt sich die nächste Stufe des WLTP an. Dieser sogenannte «Second Act» umfasst ab Herbst eine modifizierte Version des obligatorischen Verdampfungstests (EVAP), bei der fast alle Motor-Getriebevarianten erforderlich sind, um die Fahrzeuge zu zertifizieren. Dabei wird geprüft, wie viel Sprit in die Umgebungsluft verdampft, wenn das Fahrzeug 48 Stunden nicht bewegt wird. Der Test ist nicht neu; bislang betrug die Testphase aber nur 24 Stunden. Das heisst: Die neuen Tests dauern doppelt so lang wie bisher.
Wieder Lieferverzögerungen
Spricht man mit Entwicklern der Autofirmen, klönen diese, dass die neuen Tests pro Auto unter 14 Tagen nicht zu machen seien. Manche Modelle schaffen die aufwendige technische Abnahme gar erst nach drei Wochen. Entsprechend gross sei deshalb nicht nur der personelle, sondern auch der logistische Aufwand. «Verglichen mit 2018 sind wir aber zuversichtlich, dass wir die Auswirkungen der zweiten Stufe erheblich abschwächen können», sagt Christian Dahlheim, VW-Vertriebschef. «Dennoch können wir zeitweilige Einschränkungen für einige unserer Modelle in der zweiten Jahreshälfte nicht ausschliessen.» Ähnlich tönts bei Mercedes. Daimler-Vertriebsvorstand Britta Seeger äussert sich gegenüber der «Automobilwoche» ebenfalls besorgt, dass der Prozess bei bestimmten Schlüsselmodellen der Marke zu Lieferverzögerungen führen könnte. Die neuen Vorschriften seien erst Ende November in ihrer endgültigen Form veröffentlicht worden, erforderten bei neuen Fahrzeugtypen aber bereits seit Jahresbeginn die Einhaltung.
Keine freien Prüfstände
Audi, BMW, Mercedes, VW und Co. beschäftigen ihre Testingenieure längst im Drei-Schicht-Betrieb, um ihre Fahrzeuge so schnell als möglich an die neuen, nachgeschärften Vorgaben anzupassen. Wie schon 2018 ist es aber auch 2019 kaum möglich, in Europa irgendeinen freien Testprüfstand zu ergattern. Die Probanden stehen vor den Kammern sprichwörtlich Schlange, bevor es danach noch zum RDE-Test (Real Driving Emissions) auf die Strasse geht.
Nicht alle haben Probleme
Andere Hersteller dagegen – zum Beispiel Hyundai und Kia, Nissan und Renault, Mazda, Volvo oder Toyota – sind nicht so arg von dieser Problematik betroffen. Sie haben in den meisten Fällen ein kleineres Modellportfolio und vor allem deutlich weniger Varianten. Diesen Herstellern kommt entgegen, dass sie lediglich zwei bis drei zentrale Motoren mit vier Zylindern und nicht mehr als ein knappes Dutzend mit drei bis acht Brennkammern und unterschiedlichen Versionen von Getrieben und Karosserieformen anbieten. Manchmal ist weniger eben mehr.
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