Darum gehts
- Porsche erlebt Horrorjahr mit Gewinneinbruch und Strategiewechsel bei der Elektromobilität
- Strafzölle in den USA und Flaute in China belasten Porsche
- Die Doppelrolle von Oliver Blume als CEO von Porsche und VW steht in der Kritik
Porsche erlebt ein Horrorjahr. Im September warnte der Sportwagenhersteller vor einem Gewinneinbruch. Die Anleger können froh sein, wenn 2025 überhaupt noch ein Gewinn herausschaut. Denn allein der Strategiewechsel bei der Elektromobilität kostet den Stuttgarter Autobauer in diesem Jahr über drei Milliarden Euro.
Entsprechend düster sieht die Entwicklung des Aktienkurses aus. Seit dem Börsengang im Oktober 2022 hat die Aktie der VW-Tochter rund die Hälfte ihres Wertes verloren. Die Gründe dafür sind vielfältig – und nicht alle sind selbstverschuldet. CEO Oliver Blume (57) steht unter Druck, die Wende zu schaffen. Das sind die grössten Probleme des Autoherstellers.
Strafzölle in den USA
Donald Trumps (79) Zölle treffen Porsche besonders hart. Für jedes in die USA eingeführte Auto wird ein Strafzoll von 15 Prozent fällig. Und im Gegensatz zu anderen deutschen Herstellern wie BMW oder Mercedes produziert Porsche nicht in den USA.
Die Zölle konnte Porsche in den USA nicht voll an die Kunden weitergeben. Im ersten Halbjahr bezifferte der Autobauer die Belastung durch die Zölle auf rund 400 Millionen Euro. Eine eigene Produktion in den USA ist dennoch nicht vorgesehen.
Flaute in China
Schlecht läuft es für Porsche aktuell auch in China. Das Land steckt in einer Wirtschaftskrise, und das Geld sitzt auch bei den Reichen nicht mehr so locker wie früher. Zudem sind von Porsche und den anderen deutschen Autoherstellern in China vor allem Verbrenner gefragt. Doch diese machen inzwischen nur noch 50 Prozent der verkauften Neuwagen aus.
Die Folge: Porsches Absatz im grössten Automarkt der Welt sank von fast 100’000 Fahrzeugen jährlich auf nur noch gut 20’000 im ersten Halbjahr 2025, wie die «Automobilwoche» berichtete. Zu allem Übel senkte die Regierung im Sommer die Schwelle für die Luxussteuer beim Autokauf von 1,3 Millionen auf 900’000 Yuan (umgerechnet 100’000 Franken), wovon auch Modelle von Porsche betroffen sind.
Verfehlte Elektrostrategie
Nicht nur in China blieben Modelle wie der elektrische Taycan oder Macan Ladenhüter. Porsches E-Autos verkauften sich weltweit schlechter als erwartet. Das Ziel, bereits 2030 zu 80 Prozent Stromer zu verkaufen, erwies sich als unerreichbar.
Porsche verkündete deshalb im September eine Neuausrichtung: Man wolle sich künftig stärker auf Verbrenner und Plug-in-Hybride konzentrieren. Der Autohersteller wird beliebte Modelle wie den Panamera und den Cayenne noch bis weit in die 2030er-Jahre mit Verbrennungsmotor anbieten.
Chef mit schwieriger Doppelrolle
«Aktuell erleben wir massive Umwälzungen im Umfeld der Automobilindustrie, deshalb stellen wir Porsche umfassend neu auf», sagte CEO Oliver Blume zum Strategiewechsel. Doch diese Umwälzungen zeichneten sich seit einiger Zeit ab. Die Fachpresse wirft ihm deshalb vor, zu lange an den Elektrozielen festgehalten zu haben.
Dazu muss man wissen: Blume ist seit 2015 Porsche-Chef und seit 2022 auch Chef des ganzen VW-Konzerns. Dass er die beiden Posten erfolgreich unter einen Hut bringen kann, hat er bisher nicht bewiesen. Aktionäre kritisierten in der Vergangenheit die Doppelrolle, weil diese die Gefahr von Interessenkonflikten birgt. Was für VW gut ist, muss für Porsche nicht in jedem Fall das Richtige sein. Und eine Marke mit der globalen Ausstrahlung von Porsche hat mehr als einen Chef im Nebenamt verdient.