Willys MB-Salmson
Dieser Jeep fährt mit Flugzeugmotor

Hannes Jakob sagt über sich, er habe «ein Chaos im Kopf». Ordne er ein solches, resultiere «sinnlicher Unsinn» – wie zum Beispiel sein Willys Jeep MB-Salmson aus den 1940er-Jahren, angetrieben von einem Flugzeug-Sternmotor.
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Was soll dieser uralte Jeep und dessen Flugzeugmotor inklusive Propeller im Heck?
Foto: Automobil Revue AG

Darum gehts

  • Hannes Jakob konstruierte einen Willys MB-Jeep mit Flugzeugmotor und Propeller
  • Der Willys MB-Salmson wurde als Feldprüfstand für Flugzeugmotoren zugelassen
  • Der Salmson 9-ADR Sternmotor stammt aus den 1930er-Jahren
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
Werner J. Haller

Erst schmunzelt man, wenn man dieses «Ding» genauer betrachtet. Ein uralter Jeep mit Flugzeugmotor inklusive Propeller im Heck. Und dann lacht man laut, wenn der Propeller plötzlich läuft und die Betrachter dahinter versuchen, im aufkommenden Sturmwind Haltung zu bewahren.

Das ist bei einer Vorführung tatsächlich so passiert. Und umschreibt gut, was Hannes Jakob, Designer und Konstrukteur dieses Willys MB-Salmson, antreibt: «Ein solches Projekt entsteht durch meine Faszination für Technik und meinen Spieltrieb. Und weil es mich im philosophischen Sinn interessiert.» Was bei der Umsetzung einer schrägen Idee in die Realität resultiert, kann und will Jakob zuerst nicht genau benennen. «Für die Menschen müssen Sachen immer einen Sinn ergeben. Nur dann haben sie eine Daseinsberechtigung. Wenn mich Leute fragen, was ein Projekt von mir darstellt, antworte ich oft: ‹Es ist sinnlicher Unsinn.›»

Am Boden, nicht in der Luft

Der Willys, das «Projekt Nummer 1» oder «das Autoritätsprojekt», wie Jakob sagt, erhielt schliesslich vom Strassenverkehrsamt eine Zulassung als sogenannter Feldprüfstand. «Den Beamten erklärte ich damals in unzweifelhafter Selbstverständlichkeit, dass man früher mit solchen Fahrzeugen Flugzeugmotoren getestet habe – was ja auch tatsächlich so ist.» Beim Strassenverkehrsamt bekam der Willys MB-Salmson darauf einen neuen Fahrzeugcode.

Hannes Jakob (68), Berner mit Wohnsitz im Kanton Freiburg, hatte sich selbstverständlich schon vor diesem Projekt für den Willys und die Fliegerei interessiert. «Schon als ich noch ein Bub war, hatten wir zu Hause einen Jeep. Mit diesem Exemplar aus US-Kriegsbeständen fuhren wir – die Eltern und fünf Kinder – nach Adelboden in die Winterferien. Es war zugig, denn Türen hatte der Jeep keine. Zudem hatte er auf der einen Seite Einschusslöcher von einer Gewehrsalve. Und irgendwo hing noch ein gekapptes Funkkabel heraus.» Jakob lacht, als er sich daran erinnert.

Fund in einem Tessiner Ziegenstall

Seinen Willys-MB entdeckte er einst bei einem Landwirt in Schangnau BE. «Der Jeep war in noch recht ordentlichem Zustand.» Die Bezeichnung MB setzt sich zusammen aus dem M für «Military» und B für «Model B». «Die Willys, die man später kaufen konnte, hatten ein C für ‹Civilisation› in der Bezeichnung», sagt Jakob.

Fliegen gelernt hat der Berner in seinem Leben auch. In einem Ziegenstall im Tessin schlummerte jahrzehntelang ein Sternmotor Salmson 9-ADR, der auf Umwegen schliesslich zu Jakob fand. «Ich war begeistert, kaufte ihn – und dann stand er jahrelang bei mir zu Hause herum. Ich habe ihn vergöttert!» Das war auf Dauer aber nicht genug. Irgendwann fand Jakob, man müsste diesem Motor Leben einhauchen. «Er sollte wieder eine Seele haben.» Dann kam ihm die Idee: «Ich verpasse dem Willys einen Flugzeugmotor!»

Im Schnellcheck: Willys MB (1943, ohne Flugzeugmotor 9-ADR)

Motor: Typ L134, «Willys Go Devil», vorn längs, 4 Zylinder, Hubraum 2199 cm3, Leistung 55 PS (38 kW), 142 Nm bei 2000 U/min 38 kW (55 PS), Dreigang-Schaltgetriebe, Allradantrieb
Karosserie: Geländewagen, 2 Plätze, Leiterrahmen, Starrachsen vorn und hinten mit Blattfedern
Abmessungen und Gewicht: L/B 3,36/1,58 m, Leergewicht 1112 kg

Flugzeugmotor: Sternmotor 9-ADR von Salmson Billancourt (F), luftgekühlt, Hubraum 2.98 l, 9 Zylinder radial, Bohrung/Hub 70/86 mm, Verdichtung 5.6:1, 60 PS bei 2700 U/min, Gewicht ca. 84 kg

Motor: Typ L134, «Willys Go Devil», vorn längs, 4 Zylinder, Hubraum 2199 cm3, Leistung 55 PS (38 kW), 142 Nm bei 2000 U/min 38 kW (55 PS), Dreigang-Schaltgetriebe, Allradantrieb
Karosserie: Geländewagen, 2 Plätze, Leiterrahmen, Starrachsen vorn und hinten mit Blattfedern
Abmessungen und Gewicht: L/B 3,36/1,58 m, Leergewicht 1112 kg

Flugzeugmotor: Sternmotor 9-ADR von Salmson Billancourt (F), luftgekühlt, Hubraum 2.98 l, 9 Zylinder radial, Bohrung/Hub 70/86 mm, Verdichtung 5.6:1, 60 PS bei 2700 U/min, Gewicht ca. 84 kg

Der Willys MB-Salmson ist aber nicht einfach eine Spinnerei. Er funktioniert. Jakob: «Im Ausweis ist ganz genau vermerkt, welche Teile gesichert oder markiert sein müssen.» Der originale Flugzeugpropeller des Salmson 9-ADR hängt bei ihm in der Wohnung an einer Wand. Es ist ein Zugpropeller mit drei Blättern. An einem Flugzeug ist ein Zugpropeller vorne angebracht, er zieht, auch wegen der Form der Blätter. Auf dem Willys dreht ein hölzerner Druckpropeller mit zwei Blättern, er schiebt. «Der Propeller ist tadellos. Würde das Holz splittern, gäbe es eine Unwucht, wenn der Motor laufen würde – und damit würde die ganze Konstruktion mit viel Wucht auseinandergerissen.»

Propeller statt Verdeck und Rückbank

Auch am Willys hat Jakob Hand angelegt. «Es gab ein Verdeck. Weil ich das für mein Projekt nicht brauchte, habe ich es verkauft. Genau wie die Rückbank.» Das Konstrukt, auf dem der Flugzeugmotor angebracht ist, stamme aber von einem Kollegen, der über das nötige Wissen verfügte, sagt der gelernte Grafiker. «Gewisse Arbeiten überlasse ich lieber einem Profi.»

Im Willys MB ist deshalb beispielsweise auch die originale, aber leere Feuerlöschflasche noch vorhanden. «Halon – das stinkt noch heute abartig und war hochgiftig.» Aber das war damals zweitrangig, «diese Jeeps wurden für eine Einsatzzeit von drei bis vier Stunden gebaut, dann wären sie sowieso kaputt, wurde argumentiert. Fakt ist aber: Es gibt noch heute Willys, die laufen und laufen.» Im Vergleich mit den modernen Offroadern und SUVs sei ein Willys «die Levis unter den vielen Jeans», sagt Jakob.

«Der MB ist der einzige Willys, der eine tiefe Motorhaube hat und bei dem die Frontlichter nicht mit dem Kühlergrill verbunden sind.» Im nächsten Moment öffnet Jakob fast ein wenig aufgeregt die Motorhaube, um den Sinn zu erklären. «Stell dir vor, es ist tiefe Nacht und der Jeep macht draussen auf dem Feld schlapp. Dann löst man diese Flügelmuttern und schwenkt die Frontscheinwerfer um 180 Grad nach innen und hat damit eine wunderbare Beleuchtung für den Motorraum. Ich finde das total faszinierend.»

«Eigentlich verrückt»

Ölfilter? Bei einem Willys gibt es ein Ölkübelchen, darin befinden sich Metallsiebe, die auswaschbar sind. «Man löst ein paar Schrauben, nimmt das Ölkübelchen weg, putzt und montiert es wieder.» Auf einer Ausfahrt habe es einmal laut geknallt. Als Jakob stoppte, sah er Teile des Willys auf der Strasse liegen. «Der Anlasser war regelrecht explodiert. Ich sammelte die Teile ein und startete den Motor mit der Kurbel, die vorne an der Stossstange angebracht wird. Ohne weitere Probleme tuckerte ich nach Hause.»

Der Zweiliter-Motor mit vier Zylindern hat ein Dreiganggetriebe, der erste ist unsynchronisiert. «Der zusätzliche Allradantrieb und die Geländegänge sind nach Bedarf zuschaltbar! Eigentlich verrückt, wenn man bedenkt, dass diese Autos aus den 1940er-Jahren stammen.» Beim Betrachten des Flugzeugmotors mahnt Jakob: «Er wurde in den 1930er-Jahren gebaut, die Technik ist sogar rund 100-jährig. Und er funktioniert noch heute!»

Der Flugzeugmotor war noch original verplombt. «Eine Batterie braucht er nicht, der Zündstrom wird direkt in den Zündmagneten erzeugt. Kondensator, Unterbrecher, Zündverteiler – alles ist drin in diesem autonomen Teil.» Die Zündmagnete habe er revidieren lassen müssen, «beim letzten Spezialisten, der das noch kann». Die Kondensatoren musste er auch neu herstellen lassen. Der Holzpropeller ist abgenommen und zertifiziert, «denn ich bin ja für die Sicherheit verantwortlich, wenn ich den Sternmotor vor Publikum starte». Und das will ich mir nicht nehmen lassen.

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