Darum gehts
- Smart: Von Hayeks Vision zum elektrischen Familienstromer
- Geely-Mercedes-Kooperation führt zu neuen, leistungsstarken Elektromodellen
- Neuer Smart #5 bietet bis zu 646 PS und 590 km Reichweite
Swatch-Erfinder Nicolas G. Hayek (1928–2010) wollte nichts weniger als die Mobilität in unseren Städten revolutionieren. Die grosse Vision des Uhren-Patrons: ein hochwertiges, günstiges, kleines und damit auch umweltfreundliches Elektroauto entwerfen, das als Gegenstück zu den immer grösser werdenden Fahrzeugen auf den Strassen fungiert. Mit der Idee des «Swatch Car», wie das Projekt ursprünglich hiess, klopfte Hayek 1994 bei verschiedenen Herstellern an, um ihnen das Mini-Auto schmackhaft zu machen. Während er bei VWs Führungsetage abblitzt, stösst Hayeks ökologischer Kleinwagen bei Mercedes auf Anklang. Aus der Kooperation entsteht schliesslich der Name «Smart»: S für Swatch, M für Mercedes und Art für die Kunst, die Vision Wirklichkeit werden zu lassen.
Für Hayek steht von Anfang an der Umweltgedanke im Vordergrund: Konkret nervt sich der Schweizer darüber, dass die meisten Autos auf den Strassen nicht mal halbleer, sondern oft nur mit einer Person am Steuer durch die Gegend fahren. Für ihn ist klar, dass ein kompakter Zweisitzer völlig ausreichend für die meisten Situationen im Alltag ist. Das «Auto der Zukunft» spare Platz auf der Strasse und Material bei der Produktion und belaste so auch die Umwelt deutlich weniger. Der wendige Cityflitzer sei prädestiniert für junge, urbane Singles oder kinderlose Paare. Doch allzu grün wollte Mercedes das Projekt dann doch nicht gestalten.
Kaum jemand will Smart fahren
Als der erste Smart Fortwo 1998 an der Frankfurter IAA der Weltöffentlichkeit präsentiert wird, werkelt unter der Mini-Haube ein kleiner Benziner statt ein visionärer Elektromotor. Brüskiert über diese Entscheidung, verkauft Hayek kurz nach dem Start des nur 2,50 Meter langen Smart Fortwo sämtliche Aktien am Unternehmen – auch dies ein visionärer Entscheid, wie sich in den darauffolgenden Jahren zeigt.
Denn auch bei den Kundinnen und Kunden stösst der Smart auf wenig Anklang. Und dies, obwohl Mercedes mit charmanten Werbeclips Bedenken zu Sicherheit und Platzangebot von Anfang an zu entkräften versucht und etwa zwei korpulente Herren im Auto-Winzling Platz nehmen lässt. Die Botschaft: Wer Smart fährt, muss auf nichts verzichten. Doch erst fünf Jahre nach dem Marktstart gehen die Verkaufszahlen allmählich nach oben. 2004 folgt mit dem Forfour eine vierplätzige Version des Kleinwagens, ab 2007 die von Hayek von Anfang an geforderte Elektrovariante. Doch alle Bemühungen nützen nichts: Trotz rund zwei Millionen verkaufter Fortwo in 20 Jahren gilt der Smart finanziell als einer der grössten Flops der jüngeren Mercedes-Geschichte.
Neuanfang mit Chinas Hilfe
2019 ziehen die Stuttgarter schliesslich die Handbremse und verkaufen die Mehrheit der Marke an den chinesischen Grosskonzern Geely, dem mittlerweile auch die einst europäischen Traditionshersteller Lotus und Volvo gehören. Zukünftig soll Mercedes nur noch das Design der neuen, rein elektrischen Modelle verantworten, die Technik kommt aber von Geely. Bereits Anfang 2022 stellt das Joint Venture den ersten Sprössling der neuen Smart-Familie vor – mit dem treffenden Namen #1 (ausgesprochen «Hashtag One») vor.
Der mit 4,27 Metern Länge fast golfgrosse Crossover – eine Mischung aus City-SUV und Hatchback – überzeugt in ersten Tests sowohl mit frecher Optik als auch mit frischer Technik: Mit Heckantrieb und 272 PS (200 kW) stromert der #1 bis zu 440 Kilometer weit; die allradgetriebene Brabus-Version mit fast schon astronomischen 428 PS (315 kW) lässt Smart auch fahrdynamisch (0–100 km/h in 3,9 s) in neue Sphären vorrücken. Und das zu Preisen (ab 37’490 Fr.), die die Konkurrenz erstarren lassen. Die vergleichbare Version von VWs einst als Volksstromer angekündigtem ID.3 kostete damals fast 7000 Franken mehr. Nach dem #1 startete auf gleicher Basis Ende 2023 die leicht gewachsene Coupé-Variante #3.
Elektrische Benchmark
Seit letztem Monat ist ein weiteres Modell in der Smart-Palette dazugekommen: grösser, stärker und moderner als je zuvor. Der 4,70 Meter lange Familienstromer #5 kommt bis zu 590 Kilometer weit, lädt die Mega-Akkus mit bis zu 400 kW in Rekordzeit (10–80 Prozent in 18 Min.) und leistet je nach Version zwischen 340 und spektakulären 646 PS, womit der Mittelklasse-SUV zur potenten Sportskanone wird. Während Smart die Messlatte im Elektro-Segment weiter nach oben schraubt, bleiben die Preise zwischen rund 45'000 und 60'000 Franken massentauglich.
Der Smart #5 (hier gehts zum umfangreichen Fahrbericht) kann getrost als neue Benchmark im Segment der Mittelklasse-Stromer bezeichnet werden. Je nach Ausstattung gibts bestens verarbeitete Alcantara-, Kunst- oder Naturleder-Oberflächen, Echtholzeinlagen, gefräste Alu-Lautsprecherabdeckungen beim optionalen 2000-Watt-Soundsystem und eine Bildschirmlandschaft mit Digitalinstrumenten, Head-up-Display, Infotainment- und (optionalen) Beifahrerscreen. Platz ist sowohl in Reihe zwei als auch im Kofferraum plus zusätzlichem vorderen Trunk massig vorhanden. Als Topvariante Brabus mutiert der #5 zum Supersportler: 646 PS (475 kW) und 710 Nm katapultieren den fast 2,5 Tonnen schweren SUV in nur 3,8 Sekunden zur 100-km/h-Marke – irre! Gewaltig ist auch die Ladegeschwindigkeit von bis zu 400 kW, die den 94-kWh-Mega-Akku in 18 Minuten wieder auf 80 Prozent erstarken lässt – die maximale Reichweite der Sportversion beträgt 540 Kilometer. Trotz Spitzenleistung sind die Preise ab 59'500 Franken moderat.
Der Smart #5 (hier gehts zum umfangreichen Fahrbericht) kann getrost als neue Benchmark im Segment der Mittelklasse-Stromer bezeichnet werden. Je nach Ausstattung gibts bestens verarbeitete Alcantara-, Kunst- oder Naturleder-Oberflächen, Echtholzeinlagen, gefräste Alu-Lautsprecherabdeckungen beim optionalen 2000-Watt-Soundsystem und eine Bildschirmlandschaft mit Digitalinstrumenten, Head-up-Display, Infotainment- und (optionalen) Beifahrerscreen. Platz ist sowohl in Reihe zwei als auch im Kofferraum plus zusätzlichem vorderen Trunk massig vorhanden. Als Topvariante Brabus mutiert der #5 zum Supersportler: 646 PS (475 kW) und 710 Nm katapultieren den fast 2,5 Tonnen schweren SUV in nur 3,8 Sekunden zur 100-km/h-Marke – irre! Gewaltig ist auch die Ladegeschwindigkeit von bis zu 400 kW, die den 94-kWh-Mega-Akku in 18 Minuten wieder auf 80 Prozent erstarken lässt – die maximale Reichweite der Sportversion beträgt 540 Kilometer. Trotz Spitzenleistung sind die Preise ab 59'500 Franken moderat.
Natürlich hat der neue #5 sonst rein gar nichts mehr mit der einstigen Vision von Schöpfer Nicolas Hayek gemein. Was er loben könnte? Dass mittlerweile immerhin jedes Modell rein elektrisch angetrieben wird – das ist ja auch schon mal was.