Maybach-Sammlung der Familie Hofmann
Die Luxuswelt in der Oberpfalz

Neumarkt in der Oberpfalz ist keine Stadt der grossen Sehenswürdigkeiten. Ausser man möchte in der nordbayrischen Provinz die grösste Sammlung historischer Luxuslimousinen mit dem Maybach-Logo bewundern. Zu Besuch bei Familie Hofmann.
Publiziert: 16:12 Uhr
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Beim Namen Maybach geht nicht nur Autohistorikern das Herz auf: Firmengründer Karl Maybach (2. v. r.) vor den Werkshallen der Maybach-Motorenbau GmbH in Friedrichshafen 1924.
Foto: zVg

Darum gehts

  • Grösste Maybach-Sammlung der Welt befindet sich in Neumarkt in der Oberpfalz
  • Ehepaar Hofmann pflegt die historischen Luxuslimousinen als Kulturgut
  • 25 spektakuläre Modelle von 150 weltweit existierenden Maybach-Klassikern ausgestellt
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Wer an historische Luxuslimousinen denkt, träumt nicht allein von Marken wie Duesenberg, Cadillac oder Rolls-Royce. Auch beim Namen Maybach geht nicht nur Autohistorikern das Herz auf. Als das erste Fahrzeug der Maybach-Motorenbau GmbH 1921 die Werkshallen in Friedrichshafen (D) verliess, schien alles möglich – aus reinen Fortbewegungsmitteln wurden innerhalb kürzester Zeit wahre Luxuswelten auf Rädern. Die Faszination für die schwäbische Nobelmarke hat einst auch Helmut Hofmann und seine Ehefrau Anna gepackt, die seit 2009 im deutschen Neumarkt in der Oberpfalz die grösste Maybach-Sammlung der Welt pflegen.

Die Hofmanns besitzen 25 historische Maybach-Klassiker – und diese Zahl ist gleich doppelt beeindruckend. Zum einen angesichts der zwischen 1921 und 1941 gerade einmal rund 1800 produzierten Luxuskarossen, die in den Jahren vor dem Zweiten Weltkrieg das seinerzeit optisch wie technisch Machbare waren. Zum anderen weil von den einst hergestellten Modellen nur noch knapp 150 weltweit existieren sollen – jeder sechste davon steht also in der nordbayrischen Provinz.

Spektakuläre Modelle hat das Ehepaar Hofmann in der Neumarkter Privatsammlung ausgestellt. «Wenn man die Geschichte nicht kennt, kann man auch die Gegenwart und die Zukunft nicht verstehen», sagt Museumsleiterin Anna Hofmann. «Kulturgut erhalten – das ist das Leitbild des Museums für historische Maybach-Fahrzeuge, das wir auch an unsere drei Kinder weitergeben: Sie kommen regelmässig mit den sechs Enkelkindern vorbei – sie sollen von den Autos und deren Historie doch auch etwas mitbekommen.»

Erstes Modell aus Kanada

Ihren Anfang nahm die Leidenschaft zu den Nobelmodellen von Maybach mit einem Mercedes 170, Baujahr 1951, mit dem Helmut Hofmann nach seinem Studium die automobile Freiheit genoss. Schon damals faszinierten ihn die grossen technischen Innovationen der noch älteren Maybach-Modelle, bis er sich Ende der 1980er-Jahre seinen Traum erfüllte: Von einem deutschen Auswanderer kaufte der Arzt in Vancouver einen SW 38, das wohl erfolgreichste Modell der deutschen Manufaktur.

Der Maybach war nur mässig restauriert und in der damaligen Farbkombination hell-/dunkelblau nicht komplett im Originalzustand. «Begehrt waren diese Fahrzeuge damals nicht», erinnert sich der heute 79-jährige Autosammler. Hofmann verkaufte ihn schnell wieder, verabschiedete sich jedoch nicht von seinem Traum und stieg auf originalgetreuere Modelle um.

Sogar Bischöfe fuhren Maybach

Zusammen mit Ehefrau Anna, mit der Hofmann seit mehr als einem halben Jahrhundert verheiratet ist, suchte er überall auf der Welt nach besonders begehrten Einzelstücken und Fahrzeugen mit einzigartiger Historie. Angefangen bei einem Maybach SW 38 mit langem Radstand eines Tübinger Professors, der das historische Luxusmodell einst im Alltag bewegte, bis zum 1936er-Modell von Bischof Franz Rudolf Bornewasser (1866–1951) ohne die üblichen Markenlogos. Die Gläubigen sollten nicht erkennen, wie wohlhabend die Kirche war und in welch exklusiver Limousine der damalige Bischof von Trier im Alltag unterwegs war.

Maybach: Eine bewegte Geschichte

Die Maybach-Geschichte ist eine Story von technischer Innovation, Luxus und einem Namen, der sowohl für Luftschiffe als auch für Automobile steht. Gegründet wurde die Marke 1909 von Wilhelm Maybach (1846–1929) und seinem Sohn Karl Maybach (1879–1960), ursprünglich als Tochtergesellschaft der Luftschiffbau Zeppelin GmbH.

1919 wurden in Friedrichshafen am Bodensee erste Versuche im Automobilbau gemacht, basierend auf einem Mercedes-Fahrgestell. Zwei Jahre später startete die Serienproduktion des ersten Maybach-Automobils «W3». Bald galten Maybach-Automobile als Inbegriff von Luxus und wurden von Königen, Kaisern und wohlhabenden Industriellen gefahren. 1941 musste die Produktion kriegsbedingt eingestellt werden – nach dem Krieg konzentrierte sich Maybach auf die Entwicklung von Dieselmotoren für Schienen- und Schiffsverkehr sowie für Panzer. 1960 übernahm Daimler-Benz die Maybach-Motorenbau GmbH und die Markenrechte, man konzentrierte sich inzwischen unter dem Namen MTU Friedrichshafen GmbH auf die Produktion von Dieselmotoren. 2002 besann sich Daimler-Chrysler der Marke Maybach wieder und startete erneut mit der Produktion von Luxuslimousinen. Der Rest der Geschichte ist bekannt.

Karl Maybach (2. v. r.), Sohn von Firmengründer Wilhelm, mit dem Erstlingswerk W3 vor den Werkshallen der Maybach-Motorenbau GmbH in Friedrichshafen 1924.

Die Maybach-Geschichte ist eine Story von technischer Innovation, Luxus und einem Namen, der sowohl für Luftschiffe als auch für Automobile steht. Gegründet wurde die Marke 1909 von Wilhelm Maybach (1846–1929) und seinem Sohn Karl Maybach (1879–1960), ursprünglich als Tochtergesellschaft der Luftschiffbau Zeppelin GmbH.

1919 wurden in Friedrichshafen am Bodensee erste Versuche im Automobilbau gemacht, basierend auf einem Mercedes-Fahrgestell. Zwei Jahre später startete die Serienproduktion des ersten Maybach-Automobils «W3». Bald galten Maybach-Automobile als Inbegriff von Luxus und wurden von Königen, Kaisern und wohlhabenden Industriellen gefahren. 1941 musste die Produktion kriegsbedingt eingestellt werden – nach dem Krieg konzentrierte sich Maybach auf die Entwicklung von Dieselmotoren für Schienen- und Schiffsverkehr sowie für Panzer. 1960 übernahm Daimler-Benz die Maybach-Motorenbau GmbH und die Markenrechte, man konzentrierte sich inzwischen unter dem Namen MTU Friedrichshafen GmbH auf die Produktion von Dieselmotoren. 2002 besann sich Daimler-Chrysler der Marke Maybach wieder und startete erneut mit der Produktion von Luxuslimousinen. Der Rest der Geschichte ist bekannt.

Bis heute bleibt der 1930er Maybach Zeppelin namens «White Lady» jedoch das unangefochtene Lieblingsmodell der Hofmanns – importiert aus der venezolanischen Hauptstadt Caracas. Mit dem exklusiven Zwölfzylinder reiste Erstbesitzer Gustav Zingg von 1930 bis 1939 jedes Jahr per Schiff aus Venezuela zunächst in seine alte Heimat nach Hamburg. Von hier aus ging es quer durch Deutschland und die Schweiz, während das Zwillingsfahrzeug in der südamerikanischen Heimat verblieb. Seinen letzten Maybach kaufte die Familie Hofmann erst Anfang dieses Jahres – einen Maybach SW 38/40 von 1940 – eines der letzten produzierten Modelle überhaupt.

Scheunenfund bis Concours-Klassiker

Doch erst Anfang der 2000er-Jahre entschied sich Helmut Hofmann, den einstigen Traum vom eigenen Museum für seine automobilen Schätze Wirklichkeit werden zu lassen. Als damals in Neumarkt die historische Express-Fabrik abgerissen werden sollte, in der von 1884 bis 1959 Fahrräder und Mopeds gebaut wurden, schlug er zu. Er baute das Areal mit eigenen Mitteln aufwendig um und vermietete einen Teil als Gewerbeflächen. In der zentralen, 2500 Quadratmeter grossen Halle im Industrie-Charme eröffnete dann 2009 das erste offizielle Maybach-Museum der Welt.

Die mittlerweile 25 Luxusklassiker befinden sich dabei in den unterschiedlichsten Zuständen – vom Scheunenfund bis zum Concours-Klassiker; umrahmt von Devotionalien und Andenken an die Gründerväter Wilhelm und Karl Maybach. Neuere Modelle, die seit Ende 2014 unter der Marke Mercedes-Maybach angeboten werden, sucht man im Museum allerdings vergeblich: Sie hätten laut den Hofmanns nichts mehr mit den klassischen Maybachs gemein.

Prunk-Koloss für Aussteiger
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Mercedes-Maybach GLS im Test:Prunk-Koloss für Aussteiger
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