Zwei Monate nach Not-OP
Jetzt redet der aufgespiesste Torero

MADRID – Man mag kaum hinschauen: Aus dem Mund von Julio Aparicio (41) ragt ein Stierhorn. Den Torero hat es im Kampf schrecklich erwischt. Das war vor zwei Monaten. Was macht Aparicio heute?
Publiziert: 18.07.2010 um 12:24 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 16:23 Uhr

Am 21. Mai sollte Julio Aparicio einen Stier so elegant wie möglich töten. Es kam anders: Der 530-Kilo-Stier rammte dem 41-Jährigen sein Horn in den Hals – Der Moment wurde live im Fernsehen übertragen – das schreckliche Bild ging innert Minuten um die Welt.

Aparicio wurde eiligst in den Operationssaal unter der Stierkamparena getragen, wo die Ärzte eine Not-OP durchführten. Sie glaubten, der Mann würde jede Minute sterben: «Das Blut sprudelte nur so aus seinem Mund. Es war eine schwere Verletzung», sagte der Stadion-Arzt.

Comeback am 1. August

Heute, nur acht Wochen später, ist Torero Aparicio wieder da. «Ich werde am 1. August mein Comeback geben», sagt er entschlossen gegenüber «RTL». Denn so, mit einem Horn im Hals, will der Torero nicht bekannt sein – er, nicht der Stier, soll künftig als Sieger aus dem Kampf hervorgehen.

Soviel Selbstvertrauen ist beachtlich angesichts der schweren Verletzung: «Das Horn trat seitlich über den Hals durch das Gesicht, dann durch den Mund, zerriss die Zunge, lockerte einige Zähne», erklärt der Stadion-Arzt. Doch Aparicio hatte grosses Glück, dass das Horn aus dem Mund heraustrat. Ansonsten wäre wohl einiges mehr zerrissen und zerschmettert worden.

Nur zwei Wochen nach dem Unfall verliess der Torero das Spital. Reden konnte er damals noch nicht.

«Ein Auto lässt dich nach einem Unfall in Ruhe»

Zwei Monate später aber merkt man dem Mann beim Sprechen nichts mehr an. Er selbst sagt, er merke vom Unfall kaum noch etwas. «Die Narbe am Hals, wo das Horn den Torero traf, wird für immer bleiben. Aber das ist eine Erinnerung an einen besonderen Tag». Es sei eine Ehre, in Madrid kämpfen zu dürfen. «Jetzt habe ich daran eine Erinnerung bis an mein Lebensende.»

Über den Unfall sei er hinweg, betont der Torero. Es sei halt wie bei einem Autounfall. «Nur dass das Auto dich nach dem Unfall in Ruhe lässt», sagt Aparicio.

Eine Frage der Torero-Ehre

Aparicio will nicht mehr an die Vergangenheit, sondern an die Zukunft denken. Und die liegt für ihn in der Arena: Er habe schon 2000 Stiere getötet, sagt der Torero. Er denke nicht daran, mit dem Stierkampf aufzuhören. Aparicio will nämlich seine Ehre wieder herstellen. Und zwar vollständig, bis das Bild, das den Stier und nicht ihn als Sieger zeigt, in Vergessenheit geraten ist. (gux)

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