Zwei grosse Krater durch Absturz
Chinas Raketenteile krachen auf den Mond

Anfang März knallten Teile von Raketen auf den Mond. Die Herkunft der Trümmer gibt zu reden.
Publiziert: 25.06.2022 um 18:55 Uhr
|
Aktualisiert: 25.06.2022 um 19:07 Uhr
1/2
Der Absturz produzierte auf der Mondoberfläche zwei Senken im Ausmass von 18 und 16 Metern.
Foto: NASA/Goddard/Arizona State University
Dominik Mate

Zum ersten Mal in der Geschichte der Raumfahrt sind Teile einer Rakete ungeplant mit dem Mond kollidiert. Der Zusammenprall fand schon am 4. März statt, konnte aber erst jetzt durch Aufnahmen der entstandenen Krater bestätigt werden. Der massive Absturz produzierte auf der Mondoberfläche zwei Senken im Ausmass von 18 und 16 Metern; die Raketenteile wurden durch die erhebliche kinetische Energie pulverisiert.

Was genau so unsanft auf dem Erdtrabanten gelandet ist, war lange Zeit unklar. Zuerst ging man von Teilen einer SpaceX-Rakete aus, mittlerweile sind sich zumindest die westlichen Wissenschaftler einig, dass es sich um Reste eines frühen chinesischen Mondumkreisungsprojekts handelt, wahrscheinlich die Trägerrakete der 2014 gestarteten Mission Chang’e 5-T1. China dementiert diese Feststellung.

Auch wenn bei dem Zwischenfall im Weltraum ausser an der Mondoberfläche kein Schaden entstand, sind die Weltraumbehörden alarmiert. Momentan befinden sich zwar keine Menschen auf dem Mond, dies könnte sich aber schon bald ändern: Private und nationale Unternehmen wollen nach Möglichkeit noch in diesem Jahrzehnt erste Mondbasen ins Leben rufen. Nicht um den Mond zu besiedeln, sondern vor allem als Zwischenstation für Reisen zum Mars.

«Nicht einfach Sachen auf den Mond werfen»

Deshalb ist Vorsicht geboten. Michelle Hanlon, Weltraumexpertin an der University of Mississippi, sagt in der US-Zeitschrift «National Geographic»: «Wir müssen sicherstellen, dass wir verantwortungsbewusst in den Weltraum reisen. Das bedeutet sicherzustellen, dass wir die richtigen Dinge tun – wir finden heraus, wohin unsere Raketen fliegen, und stellen sicher, dass wir nicht einfach anfangen, Sachen auf den Mond zu werfen.»

Doch nicht nur Trümmerteile, die auf den Mond regnen, sind gefährlich. Gegenwärtig fliegen rund 330 Millionen menschengemachte Objekte in der Grösse von einem Millimeter bis zu einem Zentimeter auf einer Erdumlaufbahn. Die Aufprallgeschwindigkeit von Weltraummüll und erdnahen Satelliten liegt bei rund zehn Kilometern pro Sekunde.

Man kann sich ausmalen, dass bei diesem Tempo bereits der Zusammenstoss mit einer kleinen Schraube verheerende Folgen haben kann. Raumstationen wie die ISS müssen deshalb immer wieder Ausweichmanöver machen.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?