Zwangs-Blasen, Duschrituale
Gingen Wiener Sängerknaben durch die Sex-Hölle?

WIEN – Sogenannte Präfekten sorgten bei den Wiener Sängerknaben für Ordnung – und sollen sogar beim Duschen dabei gewesen sein! Zwei ehemalige Chormitglieder packen aus.
Publiziert: 11.03.2010 um 22:56 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 22:20 Uhr
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Nach Deutschland und der Schweiz gibt es auch in Österreich immer mehr Enthüllungen über zum Teil Jahrzehnte zurückliegende Missbrauchsfälle. Sogar bei den weltberühmten Wiener Sängerknaben soll es sexuelle Übergriffe gegeben haben.

Zwei ehemalige Chormitglieder berichten der Zeitung «Der Standard» von sexuellem Missbrauch und übertriebenen Disziplinarmassnahmen in den 60er und 80er Jahren. Es habe eine «Terror- und Angstatmosphäre geherrscht», sagen die heute 33 und 51 Jahre alten Betroffenen.

Einer der Männer, der als Orthopäde und Chirurg in Berlin arbeitet, erzählt von Duschritualen unter Anwesenheit der «Präfekten» genannten Erzieher. Diese hätten nackten Schülern Tipps gegeben, wie sie sich die Genitalien waschen sollten. Zudem wurde er selbst als Neunjähriger von einem älteren Schüler zu oralem Sex gezwungen.

Rücktritte und Amtsenthebungen

Gleichzeitig wurden weitere Fälle innerhalb der katholischen Kirche Österreichs bekannt. Neben den Missbrauchsfällen in Salzburg – wo ein Erzabt zurücktrat – und in Vorarlberg gab es gestern und heute auch Vorwürfe gegen kirchliche Einrichtungen in Oberösterreich und der Steiermark.

Im Stift Kremsmünster bei Linz werfen frühere Klosterschüler mehreren Geistlichen vor, sie in den 80er Jahren vor anderen gedemütigt, geschlagen und sich an ihnen vergriffen zu haben. Das Stift entschuldigte sich gestern bei den Betroffenen, drei beschuldigte Geistliche hätten die Vorwürfe bestätigt und seien ihres Amtes enthoben worden.

In der Oststeiermark soll ein Pfarrer in den 70er und 80er Jahren bis zu 20 Knaben und Mädchen bei Firm- und Nachhilfestunden sexuell missbraucht haben. Der im Burgenland als Priester tätige Mann legte gestern sein Amt nieder. Er gab die Vorwürfe in einem Interview mit der Wochenzeitung «Falter» zu.

Schweizer Schulheim im Zwielicht


In der Schweiz kam es im Schulheim Wiesen in Herisau AR wiederholt zu sexuellen Übergriffen unter Kindern. Das gab der Stiftungsrat der Stiftung «Gott hilft» heute an einer Medienkonferenz zu. Es habe seit 2003 insgesamt «eine Handvoll Vorfälle» gegeben, so die Stiftungsleitung. Und nicht nur in Herisau – sondern auch im Schulheim Zizers (Blick.ch berichtete).

Immer mehr Fälle in deutschem Internat

Auch das Ausmass des sexuellen Missbrauchs an der Odenwaldschule im südhessischen Heppenheim wird immer grösser. «Wir wissen inzwischen von 33 Betroffenen», sagt Direktorin Margarita Kaufmann. Der Zeitraum reiche inzwischen von 1966 bis 1991.

Bisher war das deutsche Elite-Internat von 24 Schülern in den 70er und 80er Jahren ausgegangen. Inzwischen würden acht ehemalige Lehrer verdächtigt. Fast 40 Prozent der Missbrauchten seien Mädchen gewesen. Das Alter der Opfer reiche von 10 bis 19 Jahren. (SDA/noo)

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