Der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Un ist ein rastloser Besichtiger. Wie unzählige Pressefotos aus Fabriken, Armeeanlagen oder Kindergärten zeigen, ist in seinem Reich kein Winkel vor ihm sicher. Doch ausgerechnet bei seiner bevorzugten Amtshandlung wurde der Diktator lange nicht gesehen. Das nährte Spekulationen über seinen Gesundheitszustand.
Jetzt berichtet ein Informant, der kürzlich aus Nordkorea in den Süden zurückgekehrt ist, Kim erhole sich derzeit in der exklusiven Bonghwa-Klinik für hohe Parteimitglieder. Er habe sich Mitte September einer Operation unterziehen müssen.
Verstärkte Sicherheit vor Spital
Vor dem Spital in Pjöngjang sei das grosse Sicherheitsaufgebot aufgefallen, so die Quelle zum südkoreanischen Online-Dienst The Chosun Ilbo. Zudem sei die Zahl der Besuche durch hohe Beamte deutlich angestiegen.
«Ich habe gehört, Kim habe sich im Juni bei seinem dichtgedrängten Besichtigungs-Programm am rechten Fussknöchel verletzt», sagt der Informant. «Weil er die Verletzung nicht behandeln liess, brach er am Ende beide Knöchel.»
Ein südkoreanischer Geheimdienstler erklärt der Zeitung: Kims offizielles Dienstauto scheint Pjöngjang in letzter Zeit nicht verlassen zu haben. Es sei daher wahrscheinlich, dass sich der Machthaber in der Hauptstadt aufhalte.
Der Geheimdienstler weist ausserdem auf Kims Übergewicht hin und meint, dieser habe sich während einer anstrengenden Besichtigungstour durch Militärbasen und Fabriken in seinen Absatzschuhen die Knöchel verstaucht. Der nur etwa 1,70 Meter grosse Diktator verleiht sich mit Absätzen offenbar gern etwas mehr Autorität.
Dokumentation zeigte ihn hinkend
Das Staatsfernsehen wartete schliesslich letzten Donnerstag angesichts grassierender Gicht-, Diabetes- und Bluthochdruck-Gerüchte mit einem offiziellen Statement auf: Kim weise seinem Volk leidenschaftlich den Weg, «obwohl er an Unwohlsein leidet». Welcher Art dieses Unwohlsein genau ist, wurde dabei jedoch mit keinem Wort erwähnt. Eine Dokumentation zeigte den Machthaber hinkend bei einer seiner Besichtigungen.
Seit seiner Machtübernahme im Dezember 2011 hat Kim merklich zugenommen. Der Diktator gilt als Genussmensch und trinkfreudiger Lebemann. Als er in seiner Jugendzeit in der Schweiz zur Schule ging, lernte er die Vorzüge von Schweizer Käse kennen. Besonders angetan ist er angeblich vom Emmentaler, von dem er grosse Mengen nach Nordkorea importieren soll. (noo)