Das Thema ist während der Corona-Krise aktueller denn je: Wie für das persönliche Wohl sorgen, wenn auch der persönliche Freiraum eingeschränkt ist und im eigenen Lebensumfeld Gefahren drohen, die es vorher so noch nicht gab. Die Antwort auf diese Frage aller Fragen, ob sich das Glücklichsein auch lernen lässt, hat ein Kurs an der renommierten Yale-Universität in den USA gelehrt.
Die Vorlesung wurde im Frühlingssemester 2018 gegeben - und nur ein einziges Mal. Auch der «Yale-Glückskurs» genannt, lautete der offizielle Titel der Vorlesung: «Psyc 157: Psychologie und das gute Leben». Es sollte sich als eine der populärsten Vorlesungen in der 320-jährigen Geschichte der Universität erweisen.
Der zehnwöchige, rund 20 Stunden beanspruchende Kurs ist inzwischen auch von den Coursera-Weiterbildungskursen online zugänglich gemacht worden. Seither haben rund 3,3 Millionen Menschen das Kursprogramm mit dem Titel «Die Wissenschaft des Wohlbefindens» absolviert. Wirklich hochzuschnellen begannen diese Zahlen im März vor einem Jahr, mit dem Beginn der Lockdowns rund um den Erdball, wie die Yale-Psychologie-Dozentin Laurie Santos (46) der «New York Times» sagte.
Schlaf, Dankbarkeit und Helfen
«Jeder weiss», so Kursleiterin Santos, «was er tun muss, um seine körperliche Gesundheit zu schützen: Hände waschen, soziale Distanz wahren und eine Maske tragen. Die Leute hatten Schwierigkeiten damit, was sie tun müssen, um ihre psychische Gesundheit zu schützen.»
Das Kursprogramm wird wie folgt beschrieben: «In diesem Kurs nehmen Sie an einer Reihe von Herausforderungen teil, die dazu dienen, Ihr eigenes Glück zu steigern und produktivere Gewohnheiten zu entwickeln.» Es würden «falsche Vorstellungen über Glück aufgedeckt», also «lästige Eigenschaften des Geistes, die uns dazu bringen, so zu denken, wie wir es tun, und die Forschung, die uns helfen kann, uns zu ändern».
Das Vorgetragene möge einfach erscheinen, doch es lohne sich, dies wieder und wieder zu wiederholen, um persönliches Wohlbefinden zu erlangen: Genügend Schlaf, Dankbarkeit und anderen Menschen helfen. Am Ende des Kurses seien Absolventen eher fähig, das eigene Wohlbefinden und damit ihre Lebensqualität zu steigern.
Positives zu schätzen wissen
So werden Kursteilnehmer dazu aufgefordert, ihre Schlafgewohnheiten zu verfolgen und Buch darüber zu führen, ob sie auch dankbar sind: Ob sie zufällige freundliche Taten vollbringen und dabei auch feststellen, ob diese Verhaltensweisen im Laufe der Zeit zu einer positiven Veränderung ihrer allgemeinen Stimmung führen.
Für einige erweise sich der Kurs als lebensverändernd, schreibt die «New York Times», die zahlreiche Abgänger interviewte. Für andere sei die Vorlesung immerhin noch lebensbejahend. Doch gerade das Thema der Dankbarkeit scheine viele zu beeindrucken. In der Lektion der negativen Visualisierung stelle man sich gute Sachen in seinem Leben vor, zum Beispiel eine schöne, einigermassen erschwingliche Wohnung, und dann das Worst-Case-Szenario - zum Beispiel plötzlich schwer krank oder obdachlos zu sein. Negative Visualisierung könne auch helfen, Dankbarkeit für das erlangen, was man habe und nicht immer zu schätzen wisse. (kes)