Darum gehts
- Julia Nawalny fordert Transparenz nach Alexej Nawalnys Tod in Russland
- Biologisches Material zeigte laut Untersuchungen, dass Nawalny vergiftet wurde
- Bilder von Zelle und Hof für den Ausgang der Strafkolonie, in der Nawalny starb, veröffentlicht
Die Witwe des im Februar 2024 in einem russischen Straflager verstorbenen Oppositionsführers Alexej Nawalny (†47) erhebt schwere Vorwürfe. Julia Nawalnaja (49) erklärte auf der Plattform X, dass es ihr gelungen sei, biologisches Material ihres Mannes ausser Landes zu bringen und in westliche Labore zu geben. Zwei unabhängige Untersuchungen seien zum Schluss gekommen: Nawalny wurde vergiftet.
«Wir alle haben ein Recht darauf, diese Wahrheit zu erfahren», sagte die 49-Jährige in ihrer Videobotschaft. Sie fordert, dass die Ergebnisse – insbesondere die Identifizierung des Gifts – veröffentlicht werden. Offiziell gibt es bisher keine Bestätigung. Julia Nawalnaja wirft westlichen Regierungen politische Zurückhaltung vor: Man wolle eine «unbequeme Wahrheit» nicht zum falschen Zeitpunkt ans Licht bringen.
Bilder zeigen Nawalnys Zelle
Das Team um Julia Nawalnaja teilte zudem in den sozialen Medien Bilder von der Gefängniszelle ihres Mannes in der berüchtigten Strafkolonie «Polarwolf» oberhalb des Polarkreises. Den Angaben nach wurden die Bilder unmittelbar nach dem Fund seines Leichnams aufgenommen. Sie zeigen unter anderem eine Pfütze aus Erbrochenem auf einer Seite des Raumes. Gemäss Nawalnaja sollen Aufseher ausgesagt haben, ihr Mann habe sich am Boden gekrümmt.
«Er lag hier auf dem Boden, musste sich übergeben und schrie vor Schmerzen. Anstatt ihn zu retten, liessen die Gefängniswärter ihn hier zurück und verriegelten die Gitterstäbe und die Tür», schrieb die russische Journalistin Marija Pewtschich in den sozialen Medien. In der engen und eiskalten arktischen Zelle befanden sich ausserdem ein kleiner Tisch, ein Becher, ein Notizbuch, eine Bibel, ein Wörterbuch, ein Paar Fäustlinge und ein Schal.
Eine zweite Bilderserie zeigt angeblich den Hof für den Ausgang der Häftlinge, der sich als ein schmaler Betonraum mit einer einzigen Bank herausstellte. «So ist Alexej mehrere Jahre lang gelaufen. Eine halbe Stunde lang – in diesem Betonraum, in dem es statt einer Decke ein Gitter gibt und man mit den Händen von einer Wand an die andere fassen kann», fügte Pewtschich hinzu.
Russland spricht von «natürlichen Ursachen»
Alexej Nawalny war seit 2021 inhaftiert, nachdem er nach einem Attentat mit dem Nervengift Nowitschok nach Russland zurückgekehrt war. Damals hatten internationale Experten bereits bestätigt, dass er vergiftet worden war. Sein Tod in der Strafkolonie im Norden Russlands löste weltweit Proteste aus.
Russische Behörden sprechen von «natürlichen Ursachen». Nawalny sei bei einem Hofgang plötzlich zusammengebrochen und gestorben. Seine Angehörigen mussten nach seinem Tod mehrere Tage warten, bis die Leiche freigegeben wurde. Menschenrechtsorganisationen und zahlreiche westliche Staaten machen hingegen den Kreml verantwortlich.
«Für mich, für unsere Kinder, für Alexejs Eltern»
Mit ihren Botschaften bringen Julia Nawalnaja und sein Team den Fall nun erneut in die Schlagzeilen – und fordert Transparenz und Gerechtigkeit: «Für mich, für unsere Kinder, für Alexejs Eltern, für unsere Unterstützerinnen und Unterstützer in Russland und für alle Menschen auf der Welt, die für Freiheit und Gerechtigkeit kämpfen.»
Nawalny galt als der schärfste Widersacher des russischen Präsidenten Wladimir Putin (72). Der von den russischen Behörden als «Extremist» eingestufte Oppositionspolitiker starb im Februar 2024 im Alter von 47 Jahren unter ungeklärten Umständen in einem Straflager in der Arktis, wo er eine 19-jährige Haftstrafe verbüsste.