An Bord der MS Deutschland brodelt es. Die Crew ist in Rage, weil das verschuldete ZDF-Traumschiff an einen US-Investor verkauft worden ist.
Die noch 44 Mitglieder der Besatzung wehren sich gegen die Übernahme und die drohende Einholung der deutschen Flagge. Sie kündigten laut der Zeitung «Bild» am Wochenende an, dass sie das Kreuzfahrtschiff in diesen Tagen aus Protest verlassen wollen. Auch Fans der beliebten TV-Serie laufen im Internet Sturm.
Die deutsche Deilmann-Reederei muss das Schiff verkaufen, weil auf ihm ein Schuldenberg von schätzungsweise 60 Millionen Franken lastet. Zurzeit wartet die 175 Meter lange MS Deutschland vor Gibraltar auf ihren neuen Besitzer, der anonym bleiben will. In den kommenden Wochen soll die Übergabe sein.
Die Zukunft des Schiffs ist ungewiss. Deutsche Medien berichten, die 1998 in Betrieb genommene MS Deutschland solle ein Wohnschiff für Schweizer Ingenieure werden, die in Ägypten den Suez-Kanal ausbauen. «Das ist Unsinn», sagt Andreas Jung, Sprecher des Insolvenzverwalters in Kiel (D), zu BLICK.
Möglich sei, dass das Ex-Traumschiff in eine schwimmende Universität umfunktioniert werde. Die US-Organisation Semester at Sea trennt sich nämlich dieses Jahr von ihrer MV Explorer, auf der sie Studenten unterrichtet.
Möglich sei auch, dass die MS Deutschland an Kreuzfahrtenbetreiber ausgeliehen werde, bis der neue Eigentümer selber Reisen anbieten könne. Jung: «Erst nach der Übergabe an den Käufer wird entschieden, was mit dem Schiff passiert und unter welcher Flagge es stehen wird.»
Die Luzernerin Silvia Ambros (74) arbeitete seit dem Stapellauf als Chefhostess auf der MS Deutschland. Sie war Vorbild für «Beatrice», die im TV von Heide Keller gespielt wurde. Ambros zu BLICK: «Es ist sehr traurig, was mit dem Schiff passiert. Ich hoffe, dass es wieder in ruhige Fahrwasser kommt.»