«Wir alle haben die Pflicht, den Krieg zu stoppen»
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Bundeskanzler Friedrich Merz:«Wir alle haben die Pflicht, den Krieg zu stoppen»

Erstes Treffen zwischen dem Kanzler und dem Präsidenten
So punktete Merz bei Trump

Am Donnerstag traf der deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz und US-Präsident Donald Trump erstmals im Weissen Haus aufeinander. Wie lief das Treffen ab? Und worüber sprachen die beiden Staatsmänner? Die wichtigsten Punkte.
Publiziert: 05.06.2025 um 08:35 Uhr
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Aktualisiert: 14:39 Uhr
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Freundliche Begrüssung: Trump hat am Donnerstag Merz empfangen.
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Wie lief das erste Treffen ab?

Bundeskanzler Friedrich Merz hat sich bei einem Treffen mit US-Präsident Donald Trump im Weissen Haus um eine Annäherung zu dem wesentlichen Partner bemüht. «Wir haben so viele Gemeinsamkeiten in unserer Geschichte. Wir haben den Amerikanern viel zu verdanken, das werden wir nie vergessen», sagte Merz bei einer Begegnung mit Trump im Oval Office in Washington und ging auch auf dessen deutsche Herkunft ein. Trump schmeichelte seinem Gast, bezeichnete ihn als «respektierten» und «guten Mann» und versprach: «Wir werden eine grossartige Beziehung zu Ihrem Land haben.»

Ging Trump wieder auf Angriff?

Trump gab sich bei der Begegnung betont freundlich, machte Merz Komplimente für sein gutes Englisch und klammerte mögliche strittige Themen weitgehend aus. Bei den wichtigen Themen des Treffens - etwa Ukraine und Verteidigungsausgaben - schlug er versöhnliche Töne an.

Der Kanzler habe «eine tolle Wahl» gewonnen, sagte der Republikaner. Merz sei «schwierig», scherzte Trump, aber er sei ein grossartiger Vertreter Deutschlands. Der sonst angriffslustige US-Präsident, der sich oft mit Provokationen oder abfälligen Kommentaren über sein Gegenüber hervortut, präsentierte sich besonders zahm.

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Mit welchen Erwartungen kam Merz?


Für den CDU-Politiker war der Besuch bei Trump zum Start seiner Kanzlerschaft auch eine Bewährungsprobe. Der US-Präsident hat anderen Gästen bei Begegnungen im Oval Office in den vergangenen Monaten heftig zugesetzt. Für den ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski wurde das Aufeinandertreffen dort Ende Februar zu einer tiefen Demütigung vor der Weltöffentlichkeit, die bis heute nachwirkt. Auch den südafrikanischen Präsident Cyril Ramaphosa führte Trump bei einem Treffen in seinem Amtszimmer vor und versuchte, mit einem Video seinem Vorwurf eines «Genozids» an weissen Bauern Nachdruck zu verleihen.

Merz kam auch deshalb mit bescheidenen Erwartungen: einander erst mal kennenlernen, ein Gespür dafür bekommen, wie das Gegenüber tickt, und im besten Fall einen Draht aufbauen zum mächtigsten Mann der Welt.

Was brachte Merz als Gastgeschenk für Trump?


Merz brachte ein Gastgeschenk, in Gold gerahmt und ziemlich gross, mit. Die Kopie einer historischen Geburtsurkunde von Trumps Grossvater Friedrich, der 1869 in Kallstadt in der Pfalz auf die Welt kam. Merz präsentierte das Mitbringsel gleich zu Beginn. «Das ist wunderschön», entgegnete Trump. «Wir werden das aufhängen.»

In Kallstadt wuchs Trumps Grossvater auf, bevor er 1885 in die USA ging. Er arbeitete dort unter anderem als Friseur, wurde 1892 amerikanischer Staatsbürger und nannte sich Frederick. Als er nach Kallstadt zurückkehren wollte, verweigerten ihm dies die dortigen Behörden. Er habe sich bei seiner Abreise 1885 nicht ordnungsgemäss abgemeldet, hiess es.

Merz hatte Trump bereits in ihrem ersten Telefonat nach Deutschland eingeladen. Trump nahm nach Angaben des CDU-Politikers an. «Die Teams werden nach einem Termin suchen», sagte Merz nach einem Gespräch mit Trump im Weissen Haus in Washington in einem ARD-«Brennpunkt».

Merz sagte über das Gespräch mit Trump bei einem Mittagessen: «Wir haben uns über sehr viele Themen unterhalten, und er war sehr interessiert an Deutschland, seiner Heimat. Das hat ihn schon bewegt.» Der Kanzler fügte hinzu: «Ich hab' ihn eingeladen, nach Deutschland zu kommen, einen Besuch in Deutschland zu machen. Er hat die Einladung angenommen.» Es sei «eine wirklich gute Atmosphäre» in dem Gespräch gewesen.

Wie gut kennen sich Trump und Merz schon?


Sie sind sich erst ein Mal vor vielen Jahren flüchtig in New York begegnet. Seit dem Amtsantritt von Merz vor vier Wochen haben sie mehrfach telefoniert - zu zweit und in grösserer Runde zum Ukraine-Krieg. Merz hat inzwischen die Handynummer des US-Präsidenten, tauscht sich mit ihm regelmässig per SMS aus und spricht ihn mit Vornamen an - so heisst es von deutscher Seite.

Wie lief das erste Telefonat ab?


Über das erste Telefonat zu zweit sprach Merz vor wenigen Tagen beim WDR-Europaforum überraschend offen. «Wenn man mit ihm alleine spricht, das ist halt Small Talk», erzählte er da. «Und wichtig ist immer, dass man nicht so lange redet, sondern dass man kurz redet und ihn auch reden lässt.»

Worüber sprachen sie?


Die beiden unterhielten sich demnach unter anderem über den amerikanischen Papst und über die US-Metropole Chicago, für die beide ein Faible haben. Merz kennt die USA sehr gut und hat sogar mal für ein amerikanisches Unternehmen gearbeitet: die Investmentgesellschaft BlackRock. Seine Vergangenheit in der Privatwirtschaft ist etwas, das Merz mit Trump verbindet. Der Republikaner war Immobilienunternehmer, bevor er ins Weisse Haus einzig. Den Konzern, der wegen Betruges ins Visier der Justiz geriet, leiten inzwischen seine erwachsenen Söhne.

Was war das Top-Thema des Besuchs?

Die Bemühungen um ein Ende des Krieges in der Ukraine. Merz hat sich dabei unter den Europäern mit an die Spitze gesetzt, zeigte sich zuletzt aber frustriert über mangelnde Fortschritte. Trump sieht Merz bei dem Thema an seiner Seite. Genau wie er würde Merz gerne sehen, dass die Kämpfe aufhörten, sagte der Republikaner. Sie beide seien unglücklich darüber, dass sich dies aktuell nicht abzeichne. Aber an irgendeinem Punkt würde das «Blutvergiessen» ein Ende finden. Die Frage, ob er bereit sei, neue Sanktionen gegen Russland zu verhängen, liess er einmal mehr offen.

Trump hat noch nicht offenbart, wie er zu einem entsprechenden Gesetzentwurf aus dem Kongress steht, wo die Ungeduld ebenfalls wächst. Nach einem erneuten Telefonat mit Putin am Tag vor Merz' Besuch jedenfalls erklärte Trump, er sehe keine Chance auf einen sofortigen Frieden. Dafür, dass er sich stets mit seinen engen Bünden zum Kremlchef brüstet und lange prahlte, er könne den Krieg innerhalb von 24 Stunden beenden, hat der Republikaner bisher nicht viel ausrichten können.

Was wurde mit Blick auf den Nato-Gipfel besprochen?


Ein anderes wichtiges Thema zwischen Deutschland und den USA sind die Verteidigungsausgaben innerhalb der Nato. Trump hatte Deutschland in seiner ersten Amtszeit heftig für zu geringe Rüstungsinvestitionen kritisiert. Diesmal äusserte er sich wohlwollend. «Ich weiss, dass Sie jetzt mehr Geld für die Verteidigung ausgeben – und zwar ziemlich viel mehr. Das ist eine positive Sache», sagte Trump.

Ende Juni kommen die Staats- und Regierungschefs der Militärallianz in Den Haag zusammen und werden unter anderem über ihre Verteidigungsausgaben reden. Trump hat von den Bündnispartnern Ausgaben in Höhe von fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts gefordert. Nato-Generalsekretär Mark Rutte kreierte daraufhin eine Kompromissformel: 3,5 Prozent für das Militär und 1,5 Prozent für Infrastruktur wie Strassen oder Häfen, die für Verteidigung relevant sein können.

Merz hat sich diesem Vorschlag angeschlossen und ist Trump damit schon sehr entgegengekommen. Ob dem Republikaner die kreative Rechnung am Ende genügt, muss sich zeigen. Auch dazu äusserte sich der Präsident bei dem Treffen mit Merz nicht.

05.06.2025, 18:30 Uhr

«Sehr gute Grundlage für eine enge Zusammenarbeit»

US-Präsident Donald Trump strebt nach eigenen Angaben eine «grossartige Beziehung» zu Deutschland an. Das sagte der US-Präsident am Donnerstag beim Antrittsbesuch von Bundeskanzler Friedrich Merz im Oval Office des Weissen Hauses. Die geplante Steigerung der deutschen Verteidigungsausgaben nannte Trump «positiv». In seiner ersten Amtszeit (2017 bis 2021) hatte der Republikaner jahrelang Druck auf die Bundesregierung gemacht, die Ausgaben zu steigern.

Trump nennt Merz einen «schwierigen» Ansprechpartner, aber auch einen «grossartigen Vertreter Deutschlands». Der US-Präsident sagte, er setze auf ein «gutes Handelsabkommen» mit der EU. Merz sagte im Oval Office, Deutschland verdanke den USA viel. «Das werden wir nie vergessen», sagte der Kanzler auf Englisch. Trumps deutsche Wurzeln seien «eine sehr gute Grundlage für eine enge Zusammenarbeit».

05.06.2025, 18:28 Uhr

Das war es

Damit endet die Pressekonferenz und dieser Ticker. Vielen Dank fürs Mitlesen und schönen Abend. 

05.06.2025, 18:26 Uhr

«Putin muss endlich aufhören»

«Wir beide sind uns einig, wie schlimm dieser Krieg ist und dass dieser Krieg weiterhin besteht», so Merz. Trump sei der Schlüssel, um einen Weg zu finden, Frieden zu schaffen. «Putin muss endlich aufhören.»

Trump pflichtet Merz bei. «Dieser Krieg ist schlimm. Die Bilder aus der Ukraine sind furchtbar.»

05.06.2025, 18:20 Uhr

«Die Kämpfe gehen erstmal weiter»

Gibt es eine Chance auf einen schnellen Frieden? «Nein», sagt Trump, auch wenn er das gerne hätte. «Aber die Kämpfe gehen erstmal weiter. Die Ukraine hat eine grossangelegte Operation gegen Russland durchgeführt. Jetzt wird Putin zurückschlagen.» Da gebe es viel böses Blut zwischen der Ukraine und Russland. 

Im gleichen Atemzug lobt sich Trump selber, dass er den Konflikt zwischen Indien und Pakistan beruhigt habe. «Niemand bedankt sich bei mir, aber ich habe es getan.»

05.06.2025, 18:17 Uhr

«Dann werden wir Härte zeigen»

Wird es weitere Sanktionen gegen Russland geben? Trump dazu: «Wenn es den richtigen Moment gibt, dann werden wir Härte zeigen.» Wie genau diese Sanktionen aussehen, sagt er nicht. Nur so viel: «Zum Tango gehören zwei».

Was Russland in der Ukraine anrichte, sei ein Blutbad. Das müsse enden, stellt Trump klar. 

Allerdings brauche es den richtigen Zeitpunkt. Es sei wie bei zwei Kindern, die heftig streiten. Manchmal könne man die nicht trennen, sondern kurz abwarten, bevor man eingreift. 

05.06.2025, 18:13 Uhr

«Die Befreiung meines Landes von den Nazis»

Merz hakt ein. «Mir geht es auch darum, den Krieg zu beenden. Darüber müssen wir sprechen.» Morgen ist der 6. Juni, sagt Merz. D-Day! «Das war die Befreiung meines Landes von den Nazis. Wir wissen, was wir den USA schulden. Und jetzt ist Amerika wieder in einer starken Position, um den Krieg zu beenden.» 

05.06.2025, 18:12 Uhr

«Mit mir wäre das nicht möglich gewesen»

Trump macht Biden schwere Vorwürfe. Wenn er damals Präsident gewesen wäre, hätte Putin nicht den Ukraine-Krieg angefangen. «Mit mir wäre das nicht möglich gewesen.» Und weiter: «Biden hätte das verhindern müssen.»

Überhaupt schimpft er über seinen Amtsvorgänger und wiederholt die Verschwörungstheorie, dass die Wahl manipuliert wurde und Trump deswegen nicht US-Präsident wurde, sondern Biden. 

05.06.2025, 18:06 Uhr

Überraschungsgeschenk für US-Präsident

Ein guter Gast kommt nicht mit leeren Händen. Darum überreichte Merz bei seinem Aufeinandertreffen mit Trump auch ein Geschenk: die Geburtsurkunde von Trumps Grossvaters. Frederik Trump wurde 1869 in Kallstadt geboren. 

05.06.2025, 17:59 Uhr

Trump lobt das Englisch von Merz

Bleiben US-Truppen in Deutschland stationiert? «Ja, natürlich», antwortet Trump. Die Beziehung zu Deutschland sei wichtig. 

Merz spricht jetzt auf Deutsch. Er bedankt sich nochmals für die Einladung und Vertiefung der Beziehung zwischen den USA und Deutschland. 

Trump lobt anschliessend das Englisch von Merz. Der Bundeskanzler bedankt sich. 

05.06.2025, 17:57 Uhr

Merz erwartet keine «Durchbrüche»

Merz hatte vor der Begegnung in Washington gesagt, er freue sich auf das Gespräch mit dem US-Präsidenten. Als Hauptthemen nannte er den russischen Angriffskrieg in der Ukraine, die Handelspolitik sowie die Vorbereitung des Nato-Gipfels Ende Juni im niederländischen Den Haag.

Merz sagte, er erwarte dabei allerdings keine «Durchbrüche». Seit Trumps Amtsantritt im Januar sind die Beziehungen zwischen Berlin und Washington angespannt, da der Rechtspopulist eine kompromisslose America-First-Politik (Amerika zuerst) verfolgt.

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