Kampfjet-Einsatz unterbricht Pressekonferenz
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«Wir erleben den Ernstfall»:Kampfjet-Einsatz unterbricht Pressekonferenz

«Wir haben den Ernstfall erlebt»
Startender Kampfjet unterbricht Nato-Truppenbesuch

Wegen zwei russischen Eindringlingen musste in Litauen ein Nato-Kampfjet einen Alarmstart hinlegen. Spaniens Premier und Litauens Präsident, die vor dem Hangar eine Pressekonferenz gaben, mussten sich schnell in Sicherheit bringen.
Publiziert: 09.07.2021 um 11:25 Uhr
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Während einer Pressekonferenz mit Spaniens Premierminister Sánchez (l.) und Litauens Präsident Nauseda startete im Hintergrund ein Eurofighter die Motoren.
Foto: AFP

Eine Pressekonferenz von Spaniens Premierminister Sánchez und Litauens Präsident Nauseda auf einem litauischen Militärflugplatz musste plötzlich unterbrochen werden. Grund: Hinter ihnen startete im Hangar ein Nato-Kampfjet die Motoren für einen Noteinsatz, um zwei russische Suchoi SU-24 abzufangen, die in den litauischen Lufttraum eingedrungen waren.

Pedro Sánchez (49) und Gitanas Nauseda (57) schauten zuerst verwundert hinter sich, um dann das Feld zu räumen. Helfer eilten herbei und stellten Mikrofone und Fahnen zur Seite, um dem Kampfjet Platz zu machen. «Wir haben einen Alarmstart», ist aus dem Hintergrund zu hören, bevor die Pressekonferenz abgebrochen wird.

In weniger als 15 Minuten in der Luft

Nach Angaben eines litauischen Militärsprechers waren die beiden russischen Jets ohne elektronische Kennung im internationalen Luftraum über der Ostsee unterwegs. Auch hätten die beiden russischen Piloten weder einen Flugplan übermittelt, noch Funkkontakt mit der Flugsicherung gehalten, sagte der Sprecher. Deshalb seien Kampfjets zu einem Abfangmanöver aufgestiegen, um die Maschinen zu sichten und zu identifizieren.

«Sie sehen, alles funktioniert super. Ich kann bestätigen, dass der Abfangjäger in weniger als 15 Minuten abgehoben hat», sagte Nauseda dem litauischen Rundfunk zufolge nach Wiederaufnahme der für eine knappe halbe Stunde unterbrochenen Pressekonferenz. «Das hat uns klar gezeigt, dass unsere Luftüberwachung funktioniert», sagt Nauseda. Und Sánchez ergänzt: «Dies ist ein echter Fall, der die Bedeutung unserer Präsenz hier zeigt.»Sánchez.

Keine eigene Luftwaffe

Nach litauischen Angaben sind gegenwärtig sieben Eurofighter und 130 Soldaten aus Spanien in Siauliai im Einsatz, um den Luftraum über den baltischen Staaten zu überwachen. Estland, Lettland und Litauen haben keine eigenen Luftstreitkräfte. Die Nato sichert deshalb bereits seit 2004 von Militärstützpunkten in Ämari (Estland) und Siauliai (Litauen) aus den baltischen Luftraum.

Dazu verlegen die Verbündeten im regelmässigen Wechsel Kampfflugzeuge samt Soldaten in die an Russland angrenzenden Ostseerepubliken. Nähern sich russische Flugzeuge, ohne sich zu identifizieren, den Grenzen der baltischen Staaten, gibt die Nato das Kommando zum Start einer Alarmrotte.

Gebildet wird diese aus zwei bewaffneten Kampfjets, die innerhalb von 15 Minuten in der Luft sein müssen – das ist Nato-Vorgabe beim Alpha Scramble genannten Alarmstart.

Russlands Verteidigungsministerium betonte, dass die Kampfjets der Luftabwehr rechtmässig eine Übung über neutralen Gewässern der Ostsee absolviert hätten. Es seien keine Grenzen verletzt worden, teilte das Ministerium in Moskau mit. (gf)

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