«Schweizer Handwerker geniessen einen ausgezeichneten Ruf»
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Kölner Handwerkskammer-Chef:«Schweizer Handwerker geniessen einen ausgezeichneten Ruf»

Wiederaufbau nach der Flut in Deutschland
Deutschland sucht Schweizer Handwerker

Nach der grossen Flut fehlt es in Deutschland an Handwerkern für den Wiederaufbau. Der Mangel ist so gross, dass sich der Chef der Handwerkskammer Köln an die Schweiz wendet und sagt: «Wir brauchen euch.»
Publiziert: 02.12.2021 um 15:08 Uhr
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Aktualisiert: 02.12.2021 um 16:50 Uhr
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In der Nacht auf den 15. Juli überspülte eine Flutwelle Blessem, einen Ortsteil von Erftstadt, 20 Kilometer südwestlich von Köln. Der Boden rund um die örtliche Kiesgrube sackte weg. Ein über zehn Meter tiefer Krater entstand.
Foto: AFP
Karin Wenger

Vor viereinhalb Monaten rissen Wassermassen in Deutschland Häuser, Autos und Lebensträume mit. Bis heute leben Menschen der betroffenen Regionen in provisorischen Wohnungen. Viele Familien werden Weihnachten nicht in ihrem Zuhause feiern können.

Der Wiederaufbau schreitet voran, doch Garrelt Duin (53), Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Köln, hat ein Problem: Ihm fehlen Handwerker. Allein in seinem Bundesland Nordrhein-Westfalen betragen die Schäden rund 15 Milliarden Euro, die Wartezeiten für Handwerker sind lang.
«Alle Betriebe arbeiten am Anschlag. Hinzu kommen Lieferengpässe, beispielsweise bei Herstellern von Heizungen», sagt er. Niemand wolle zurück in ein eiskaltes Schlafzimmer.

Duin weiss, dass es vielerorts Frühling oder gar Sommer sein wird, bis die Menschen zurückkönnen. «Das ist psychologisch belastend», sagt er. Um den Wiederaufbau zu beschleunigen, wendet er sich deshalb an die Schweiz. Zu Blick sagt er: «Wir brauchen Schweizer Handwerkerinnen und Handwerker.» Wer hierzulande im Winter saisonal bedingt Arbeit suche, sei bei ihnen herzlich willkommen.

Vor einigen Tagen habe er gehört, dass in einem Dorf ein Weihnachtsmarkt eröffnet worden sei. Die Einwohner kamen angereist von den Orten, wo sie zurzeit provisorisch wohnen. Der Markt gebe ihnen Hoffnung, hätten sie gesagt, doch neben den Weihnachtsständen ihre unbewohnten Häuser zu sehen, sei schwer zu ertragen.

Schweizer Qualität ist gefragt

Ausgebildete Handwerker aus der Schweiz will er gut umsorgen mit Essen und einer Unterkunft. Duin spricht mit Bürgermeistern, damit die derzeit ungenutzten Hotels gebraucht werden können. Auch bei den Löhnen, die in Deutschland eigentlich tiefer sind, möchte er den Schweizern entgegenkommen. Es gebe sicherlich Möglichkeiten, Verträge individuell zu verhandeln. «Ich glaube nicht, dass wir in der aktuellen Situation um jeden Euro feilschen sollten», sagt er. Klar ist: Es soll keine Hilfsaktion sein, sondern bezahlte Arbeit.

Duin wendet sich einerseits an die Schweiz, weil in ganz Deutschland ein Mangel an Handwerkern herrscht. Andererseits weil Schweizer Handwerkerinnen und Handwerker den Ruf hätten, fachlich sehr qualifiziert und zuverlässig zu sein. Wenn er die Schweiz besuche, sehe er, wie hochwertig Fenster oder Dächer gebaut seien. «Das schätzen wir in Deutschland.»

Interessierte Firmen können sich auf der Webseite handwerk-baut-auf.de registrieren. In den nächsten Tagen will er zudem die Funktion hinzufügen, dass sich auch Einzelpersonen melden können. Über die Plattform wird ihnen Arbeit vermittelt.

Am dringendsten sei der Bedarf bei Elektrikern, Spenglern, Heizungs- und Sanitärinstallateuren sowie Dachdeckern und Zimmerleuten. «Wenn Betriebe oder ausgebildete Personen bei uns arbeiten möchten, wäre das Gold wert», sagt Duin.

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