Riaz A. (†17) kündigte die Bluttat bei Würzburg an
Das sagt der Axt-Amok im Terror-Video

Nach der Attacke von Würzburg ist Deutschland unter Schock. Der Täter zeigte keinerlei Anzeichen für eine religiöse Radikalisierung. Ein Bekenner-Video ändert das jetzt.
Publiziert: 19.07.2016 um 15:09 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 23:56 Uhr
Hier kündigt Riaz A. (17) die Bluttat an!
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Axt-Amok in Zug bei Würzburg:Hier kündigt Riaz A. (17) die Bluttat an!

Riaz A. ist tot. Am Ufer des Flusses Main wurde der 17-Jährige von Polizisten mit einem Kopfschuss getötet worden. Nur wenige Augenblicke zuvor hatte der junge Mann noch wie im Wahn Unschuldige angegriffen und mit einer Axt teilweise lebensgefährlich verletzt.

Riaz A. ist gemäss der deutschen Zeitung «Die Welt» der Name jungen Mannes, der gestern Abend bei der bayerischen Stadt Würzburg ein Blutbad angerichtet hat. Den Angaben zufolge soll es sich um einen Afghanen handeln.

Täter verdiente sich als Flüchtling Privilegien

Nur langsam geben die Ermittler Details über den Täter bekannt. Vor über einem Jahr soll der Minderjährige ohne Begleitung als Flüchtling nach Deutschland gekommen sein. Ab März lebte er in der Region, seit dem 1. Juli in einer Pflegefamilie.

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Die Leiche des Attentäters wurde gestern abtransportiert.
Foto: AP Photo

Das Bild, das Menschen aus dem Umfeld von A. über den Täter zeichnen, passt nicht zu der schrecklichen Tat im Regionalzug. Er könne nur von «sehr guten Erfahrungen» mit der Unterbringung von jungen Flüchtlingen in Pflegefamilien berichten, sagt Michael Horlemann, der Leiter des Sozialreferats Würzburg. «Das war auch in diesem Fall so.»

Der junge Mann musste sich das «Privileg» der Unterbringung in einer Pflegefamilie zuerst verdienen. Dazu gehörte, sich um seine Integration zu bemühen, regelmässig zur Schule zu gehen und dort gute Bewertungen zu erhalten.

Offenbar erfüllte Riaz A. all diese Punkte. Nach Angaben des bayerischen Sozialministeriums hatte A. sogar eine Lehrstelle in einer Bäckerei in Aussicht. Umso grösser ist nun die Fassungslosigkeit über die Tat. «Wir müssen jetzt sehr genau analysieren, wie es trotz dieser guten Voraussetzungen dennoch zu dieser Gewalttat kommen konnte», sagte die bayerische Sozialministerin Emilia Müller von der CSU.

Keine Spur von Fanatismus – aber ein Bekenner-Video

Nachforschungen über eine mögliche religiöse Radikalisierung von A. stehen dabei im Vordergrund. Ein gläubiger Sunnit sei er zwar gewesen, heisst es von den Ermittlern. In die Moschee sei er aber nur an Feiertagen gegangen. Keine Spur von Fanatismus.

Trotzdem haben Einsatzkräfte wenige Stunden nach der Tat bei A. zuhause eine selbstgemalte IS-Flagge entdeckt. Zudem bekannte sich die Terror-Miliz bereits im Internet zu dem Attentat von Würzburg. Seit Kurzem kursiert auch ein Video, welches Riaz A. zeigt, wie er das Attentat ankündigt. Das bayerische Innenministerium hat die Echtheit des Bekennervideos bestätigt.

«Ich bin ein Soldat des Islamischen Staates und beginne eine heilige Operation. Die Zeit ist gekommen.», sagte der Mann in dem Video, das heute veröffentlicht wurde. Zudem erklärt er, die Soldaten von «Ungläubigen» würden in ihren Häusern, Dörfern oder auf Flughäfen zu Zielscheiben. Auch westliche Parlamente würden zukünftig zu Zielscheiben des Kalifats.

Machte ihn eine Todesnachricht zum Mörder?

In einer Notiz – vermutlich an den Vater gerichtet – soll A. weiter geschrieben haben: «Und jetzt bete für mich, dass ich mich an diesen Ungläubigen rächen kann und bete für mich, dass ich in den Himmel komme.»

Immer mehr deutet darauf hin, dass sich der angebliche Afghane innert kürzester Zeit radikalisiert hat. Grund dafür könnte die vor wenigen Tagen erhaltene Nachricht vom Tod eines Freundes in der Heimat gewesen sein. Mehr wollten die Ermittler aber dazu bisher nicht bekannt geben.

Wie das ZDF berichtet, gibt es offenbar Zweifel an der afghanischen Identität des Täters. Der TV-Sender beruft sich dabei auf Sicherheitskreise. In dem Zimmer des Flüchtlings hätten Ermittler ein pakistanisches Dokument gefunden. (cat/noo)

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