Als der Zeiger auf 7.40 Uhr springt, schiebt sich die Glastür des Hornbach-Baumarkts endlich wieder zur Seite. Besucher warten draussen in einer Hunderte Meter langen Schlange auf genau diesen Moment. Vier Wochen war die Filiale geschlossen, genau wie alle anderen Geschäfte in Österreich, die nicht Medikamente oder Lebensmittel verkaufen.
Gestern läutete das Nachbarland ein neues Kapitel ein. Läden mit mehr als 400 Quadratmeter Fläche, Bau- und Gartenmärkte dürfen wieder öffnen. Unter strengen Auflagen: Die Kunden müssen Mundschutzmasken tragen und mindestens einen Meter Abstand halten. Pro 20 Quadratmeter Fläche darf sich nur ein Besucher im Laden aufhalten. Offen haben die Geschäfte nur zwischen 7.40 und 19 Uhr.
Österreich ist damit eines der ersten Länder Europas, die den Lockdown lockern. Um einen erneuten Ausbruch des Coronavirus zu verhindern, hat die Regierung im Gegenzug die Maskenpflicht erlassen. In den öffentlichen Verkehrsmitteln, Taxis und Geschäften müssen Mund und Nase bedeckt sein. Bei Verstoss droht eine Busse von 25 Euro.
Häftlinge stellen Masken für Türkei her
Die Strategie ist nicht neu. Andere Länder haben die Maskenpflicht bereits umgesetzt. Die Türkei stellt seit vergangener Woche jedem Bewohner zwischen 20 und 65 Jahren fünf Masken gratis zur Verfügung – pro Woche!
Der Mundschutz wird sogar nach Hause geliefert. Ältere und Jüngere haben keinen Anspruch, weil sie sich ohnehin an eine totale Ausgangssperre halten müssen.
Mit einer Bevölkerung von 82 Millionen Menschen ist die Nachfrage dennoch kaum zu stemmen. Schulen, private Firmen und lokale Behörden haben deshalb begonnen, Masken zu produzieren. Berufsschulen alleine stellen nun wöchentlich eine halbe Million Masken her. Textilfirmen rund 135'000. Häftlinge produzierten im vergangenen Monat 1,5 Millionen Stück.
Tschechen basteln Masken selbst
Präsident Recep Tayyip Erdogan (66) versicherte, die Bevölkerung bis zum Ende der Pandemie mit Masken versorgen zu können.
Anders sieht es in Tschechien aus. Gemeinsam mit der Slowakei war es das erste europäische Land, das die Maskenpflicht einführte – bereits Mitte März. Doch damals gab es nirgends mehr Mundschutz zu kaufen.
Entsprechend bastelten die Tschechen ihre Masken selbst. Eine Website mit interaktiver Karte wurde programmiert: Wer keinen Mundschutz besitzt, kann dort nachschauen, wer in seinem Quartier noch einen zu vergeben hat. In der Prager Stadthalle werden solche Masken an die Risikogruppen verteilt.
Palästina produziert für Israel
In Israel gilt die Maskenpflicht seit vergangenem Sonntag. Schon Ende März hatte der israelische Geheimdienst Mossad 10 Millionen Masken geliefert.
Nun bekommt Israel sogar Hilfe von palästinensischen Textilfirmen am Gazastreifen. Die wurden umgerüstet, um fortan Schutzmasken herzustellen. Da ihre eigenen Leute weitgehend versorgt sind, liefern sie jetzt auch an die Nachbarländer, sogar an Israel.
In Österreich ist derzeit nicht klar, ob man genügend Mundschutzmasken besitzt, um die ganze Bevölkerung zu versorgen. Alternativ dürfen die Menschen Mund und Nase aber auch mit einem Schal bedecken. Oder sich selbst eine Maske nähen.
Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.
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