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Wie Trumps Handelsstreit mit China den Appetit auf Soja anheizt
Wenn zwei sich streiten, brennt der Regenwald

Weil Brasilien bei Fleisch- und Sojaexporten das grosse Geld wittert, leidet die grüne Lunge der Welt. Befeuert wird der Trend vom US-Präsidenten.
Publiziert: 27.08.2019 um 23:20 Uhr
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Aktualisiert: 28.08.2019 um 23:13 Uhr
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Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro darf sich über steigende Exportzahlen freuen.
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Fabienne Kinzelmann

In Brasilien leben mehr Kühe als Einwohner. Rund 215 Millionen Rinder kommen auf 210 Millionen Menschen – und es werden immer mehr. Denn das südamerikanische Land ist Fleischexporteur Nummer eins.

Bald könnte Brasilien auch die Nummer eins beim Sojaexport werden. Und die USA ablösen.

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Der Grund für Brasiliens rasanten Aufstieg sitzt ausgerechnet im Weissen Haus: Donald Trumps Handelskrieg mit China beschert seinem brasilianischen Amtskollegen Jair Bolsonaro (64) traumhafte Exportzahlen.

Denn Chinas Staatspräsident Xi Jinping (66) ist auf die Sojaimporte angewiesen. Seine aufstrebende Mittelschicht will Fleisch essen. Und die chinesischen Schweinezüchter brauchen Futter – das aus Sojabohnen gewonnen wird. 

China boykottiert US-Soja

Auch in der Schweiz werden die Nutztiere mit Soja gefüttert. 60 Prozent davon führen wir aus Brasilien ein, 150'000 Tonnen jährlich. Die Chinesen benötigen ein Vielfaches davon – allein 2015 importierten sie 80,5 Millionen Tonnen Sojabohnen. Weltweit haben sich die Nachfrage und die Produktion von Soja in den letzten vier Jahrzehnten verfünffacht. Tendenz steigend.

Weil der Handelszoff mit Donald Trump (73) aber auf Hochtouren läuft, boykottiert China landwirtschaftliche Produkte aus den USA. Der Sojaimport ins Reich der Mitte war dementsprechend bereits vor Monaten eingebrochen, nachdem ein Abgabensatz von 25 Prozent eingeführt worden war. Trumps Lösung: Er versprach den US-Farmern Hilfszahlungen von 16 Milliarden Dollar.

Während der US-Präsident die eigenen Sojabauern subventionieren muss, wittert Jair Bolsonaro das grosse Geschäft. 2018 erwirtschaftete die Sojaindustrie allein im Ausland Gewinne über fast 41 Milliarden Dollar – mehr als ein Sechstel aller brasilianischer Exporteinnahmen.

Weltweiter Appetit aufs Fleisch

Bolsonaro toleriert darum Brandrodungen, um schnell mehr Plantagefläche zu gewinnen. Sowohl für die Viehzucht, als auch für Soja wird der Wald illegal mit Feuer gerodet.

Erst kommen die Rinder, das lohnt sich für Züchter oft schon nach einem Jahr. Das günstige Fleisch ist weltweit gefragt. Nach sechs bis sieben Jahren kann auf der gerodeten Fläche Soja angebaut werden.

Kontrollen und Umweltstandards reichen kaum aus, um das Problem in den Griff zu bekommen. Die Hoffnung ruht nun ausgerechnet auf dem US-Präsidenten. Der sagte während des G-7-Gipfels, die Chinesen wollten «unbedingt» ein Handelsabkommen.

Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron rief zu einem schnellen Ende des Handelskriegs auf. Er mahnte, die Unsicherheit sei schlecht für die Weltwirtschaft. Mit Blick auf Brasilien lässt sich auch sagen: Sie ist vor allem schlecht für den Regenwald.

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