Wer nach Brunei reist, könne die Heimat des Friedens erwarten. So wirbt zumindest das Tourismusbüro des Mini-Staats auf der südostasiatischen Insel Borneo um Feriengäste. Für Teile der eigenen Bevölkerung muss diese Maxime jedoch wie blanker Hohn klingen. Denn der Sultan regiert das Land mit harter Hand.
Wenn am 3. April in Brunei das Scharia-Strafrecht in Kraft tritt, fällt das Land mit seinen Gesetzen in mittelalterliche Zeiten zurück.
Kaum öffentliche Auftritte
Was die Schweizer Kronprinzessin davon hält, bleibt offen. Sarah Pengiran Salleh (31) ist seit 2004 mit dem inzwischen 40-jährigen Kronprinzen Al-Muhtadee Billah von Brunei verheiratet. Sie ist die Tochter der Freiburgerin Suzanne Rahaman Aeby. Diese lernte 1978 in einem Sprachkurs in England einen Mann aus Brunei kennen und heiratete ihn. Seit 37 Jahren wohnt das Paar mit seinen zwei Söhnen und der Tochter im Ölstaat. Die Schweizer Prinzessin residiert seit der Hochzeit im 1800-Zimmer-Palast der 20 Milliarden Franken schweren Sultan-Familie. In der Öffentlichkeit zeigt sie sich jedoch nur selten.
Drakonische Strafen für Verbrechen
Über allen thront in Brunei Sultan Hassanal Bolkiah. Der 72-Jährige will die Scharia nun konsequent umsetzen lassen. Das heisst: Nicht nur sollen beispielsweise Dieben Gliedmassen abgetrennt oder Ungläubige mit dem Tod bestraft werden, sondern auch Homosexuelle gesteinigt werden.
«Einige der Gesetze, die nun umgesetzt werden sollen, sind fürchterlich und nicht zu rechtfertigen», sagt Matthew Woolfe gegenüber der LGBT-Seite «Gay Star News». Woolfe, der sich als einer der wenigen in Brunei auch für die Rechte von Homosexuellen einsetzt, glaubt, dass der Sultan mit der Umsetzung der Scharia bloss auf den richtigen Moment gewartet hatte. «Die Umsetzung wurde nach den Protesten so lange verzögert, bis die Welt nicht mehr genau hinschaute», glaubt Woolfe.
Das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) warnt Touristen unter seinen Reisehinweisen schon länger vor den teils sehr strengen Gesetzen und harten Haftbedingungen in Brunei. Zudem solle man «die Kleidung und das Verhalten den lokalen Gepflogenheiten sowie den religiösen und nationalen Empfindungen» anpassen. (cat/nbb)