Wenn das Virus in Afrika nicht gestoppt werden kann, wirds prekär
In Südafrika droht schon die vierte Welle

Mutationen, kaum Impfstoff und Präventionsmüdigkeit: Corona hat Afrika fest im Griff. Das könnte auch ein Problem für Europa werden.
Publiziert: 02.02.2021 um 13:28 Uhr
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Aktualisiert: 06.04.2021 um 15:51 Uhr
Corona-Alarm in Südafrika: Sanitäter holen in Lenasia einen Patienten ab.
Foto: keystone-sda.ch
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Die erste Corona-Welle hat Afrika erstaunlich gut überstanden. Das ist einerseits darauf zurückzuführen, dass viele afrikanische Staaten im Kampf gegen ansteckende Krankheiten erprobt sind, und andererseits darauf, dass es auf dem Kontinent viele Junge und damit weniger Covid-Todesfälle gab.

Nun aber steigen seit November die Fallzahlen an vielen Orten wieder an. Die Lage sei sehr ernst, warnt John Nkengasong, Chef der Africa Centers for Disease Control and Prevention, der Seuchenschutzorganisation der Afrikanischen Union. In den vergangenen Wochen seien die täglichen Fallzahlen auf dem ganzen Kontinent auf rund das Doppelte des Höchststandes vom Sommer/Herbst 2020 angestiegen.

Weil praktisch kein Impfstoff vorhanden ist, appellieren die Regierungen wieder verstärkt daran, sich an die Massnahmen zu halten. Nur so kann man das Virus und seine Mutationen einigermassen im Griff halten. Wenn das nicht gelingt, wird sich die Seuche weiterverbreiten und möglicherweise als noch gefährlichere Variante einen Weg auch nach Europa finden.

Hohe Zahlen in Südafrika

Beispiel Nigeria: Im Land mit 200 Millionen Einwohnern gab es im Herbst täglich zwischen 100 und 200 neue Fälle. Nun sind es im Schnitt rund 1600. Die Seuchenschutzbehörde warnte, dass Ärzte im Land bald vor «schweren Entscheidungen» stehen würden.

Beispiel Südafrika: Nach dem Ausbruch der Südafrika-Mutation gab es Mitte Januar unter den 60 Millionen Einwohnern täglich bis zu 19'000 Fälle. Bei der ersten Welle im Sommer waren es noch rund 12'000.

Je länger sich das Virus wegen mangelhaftem Impfprogramm ausbreiten kann, desto grösser wird die Gefahr, dass es weiter mutiert und Impfstoffe unwirksam macht. Professorin Tivani Mashamba von der Universität in Pretoria warnt: «Wir werden eine dritte Welle haben, sogar eine vierte. Diese Pandemie hat eben erst begonnen.»

Sauerstoff wird knapp

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat zehn Länder als Hotspots bezeichnet, meistens im Süden des Kontinents, aber auch Nigeria und Uganda. Erstmals seit Ausbruch der Pandemie liegt die Todesrate in mindestens 21 Ländern über dem globalen Durchschnitt von 2,2 Prozent.

In Nigeria, Ägypten und Südafrika stieg die Zahl der Todesopfer in den vergangenen Wochen um mehr als 30 Prozent an. Ambrose Otau Talisuna, Programm-Manager der WHO in Afrika, sagt: «Wir gehen davon aus, dass wir in den nächsten vier Wochen weitere starke Anstiege auf dem Kontinent sehen werden.»

An vielen Orten droht eine Überlastung der Spitäler. Auch der Sauerstoff wird knapp.

Verbreitung seit Weihnachten

Ärzte führen die Wucht der zweiten Welle vor allem auf das Verhalten der Menschen zurück. Talisuna: «Die Weihnachtstage waren definitiv ein Superspreader-Event. Die Menschen fuhren aus den Städten aufs Land. Oder in ihr Heimatland. Die Folgen beginnen wir nun zu spüren.»

Weitere Ursachen: Wahlkämpfe an verschiedenen Orten sowie eine Müdigkeit, sich an Abstands- und Hygieneregeln zu halten. Komplette Lockdowns wie in der ersten Welle wird es wegen den schlimmen Auswirkungen auf die Wirtschaft keine mehr geben, schreibt der «Spiegel». Wer in Afrika tagsüber nicht arbeiten kann, hat am Abend kein Essen auf dem Tisch. (gf)

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