Weitere US-Truppen in Syrien
Schlinge um IS-Hauptstadt Rakka zieht sich zu

Rakka, die Hauptstadt des Islamischen Staats in Syrien, ist offenbar umzingelt. Jetzt hat die US-Armee weitere Spezialkräfte in den Kampf gegen die Terroristen entsandt.
Publiziert: 09.03.2017 um 18:33 Uhr
|
Aktualisiert: 12.09.2018 um 08:00 Uhr
1/6
Von den USA unterstützte SDF-Kämpfer nehmen eine Position des Islamischen Staats bei Rakka unter Beschuss.
Foto: AP

Die USA haben eine Stationierung von rund 400 weiteren Bodentruppen in Syrien bestätigt. Es handelt sich dabei um Spezialkräfte der Marines und der Army Rangers. Sie sollen die lokalen Verbündeten der USA «für einen begrenzten Zeitraum» bei ihrer Offensive auf die vom Islamischen Staat (IS) besetzte Stadt Rakka unterstützen.

Fast 1000 US-Soldaten am Boden

Die Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF), eine von kurdischen Kämpfern angeführte und von den USA unterstützte Allianz, haben Rakka nach eigenen Angaben inzwischen umzingelt. Die neu eingetroffenen US-Spezialkräfte sollen laut dem Sprecher der Anti-IS-Koalition, John L. Dorrian, jedoch nicht direkt an der Front zum Einsatz kommen. Total sind jetzt fast 1000 US-Bodenstreitkräfte in Syrien bestätigt.

Gepanzerte US-Militärfahrzeuge mit gehisster Flagge in der Nähe der syrischen Stadt Manbidsch.
Foto: AP

Dorrian sagt, die Bemühungen, Rakka zu isolieren, verliefen «sehr, sehr gut». Einige Wochen würden sie jedoch trotzdem noch andauern. «Wir haben in der Gegend eine ziemlich unbarmherzige Luftkampagne geführt, um die Infrastruktur des Feindes zu zerstören und feindliche Kämpfer zu töten», sagt der Sprecher. «Das werden wir mit den neuen Kräften intensivieren.»

Macht die Türkei mit?

Als problematisch könnte sich bei der Zusammenarbeit mit den mehrheitlich kurdischen Kämpfern der SDF erweisen, dass die Türkei als Nato-Partnerin der USA und Mitglied der Anti-IS-Koalition einen Kurden-Staat an der eigenen Grenze verhindern will.

Aus US-Armeekreisen heisst es in letzter Zeit immer wieder, man müsse sich jetzt auf den Kampf gegen den IS konzentrieren. Um die Türkei zu halten, lässt Dorrian sogar durchblicken, man werde dafür sorgen, dass sich die mit den SDF kämpfenden kurdischen YPG-Einheiten nicht dauerhaft fesetzten.

Ohne Aussicht auf einen Vorteil lassen sich aber auch die Kurden nicht bei Kampflaune halten. Oder gibt es bereits einen inoffiziellen Deal, der alle in Syrien engagierten IS-Gegner einigermassen zufriedenstellt?

Rückgabe von Gebieten an Assad

Wie ein solcher aussehen könnte, zeigen Berichte der verganenen Tage, wonach die SDF eroberte Gebiete an die Regierung des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad zurückgaben.

Unter der Voraussetzung, Assad macht den Kurden gewisse Autonomiezugeständnisse, wäre somit allen Parteien geholfen: Der Kampf gegen den IS kann mit vereinten Kräften besser gewonnen werden, die Kurden hätten zwar keinen eigenen Staat, aber – ähnlich wie im benachbarten Irak – mehr Autonomie. Die Türkei hätte die Entstehung eines kurdischen Staats vor ihrer Haustür vorerst abgewendet, und Assad hätte sein Land wieder.

Ob US-Präsident Donald Trump zugunsten eines Siegs über die IS-Terrormiliz dazu bereit ist, Assad als Machthaber zu dulden, ist allerdings unklar. Der klare Fokus seiner Regierung auf den Kampf gegen den IS deutet jedoch in diese Richtung. (noo/SDA)

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?